Tiere: Gewinner und Verlierer 2014

Gerade hat die Naturschutzorganisation WWF, wie alle zwei Jahre, den „Living Planet Report“ veröffentlicht. Die Studie zum Zustand unserer Erde misst die Veränderungen der biologischen Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten. Sie zeigt: Zwischen 1970 und 2010 hat sich die Zahl der Tiere und Pflanzen halbiert, weil wir Menschen deren Lebensräume zerstören. Aber es gab auch positive Nachrichten. Wir zeigen die Gewinner- und Verlierer-Tiere.
Diesen Tieren wird geholfen
Das Klima kippt, Meere werden überfischt, bedrohte Tiere gejagt und Wälder gerodet – klar ist: Wir Menschen beeinflussen das größte Artensterben seit Verschwinden der Dinosaurier. Aber es gibt auch Bemühungen von Naturschützern oder Politikern, den Bestand bedrohter Tiere zu halten – oder nach oben zu korrigieren. Indem sie zum Beispiel Schutzgebiete errichten (die halfen beispielsweise dem Blauwal und dem Berggorilla), Tiere auswildern (wie den Bartgeier) oder mit anderen Maßnahmen, hierzulande ausgerottete Tiere – wie den Elch – zurückkehren lassen. Das zeigt: Wir Menschen sind das Problem und die Lösung in einem. Wenn wir zum Beispiel den Klimawandel bekämpfen und nachhaltiger wirtschaften, sagen Naturschützer.
Elche – Wieder bei uns
Der europäische Elch war früher einmal in Mitteleuropa verbreitet. Durch Besiedlung verschwand er aber im Laufe der Jahrhunderte aus Deutschland und weiten Teilen Mitteleuropas. In den vergangenen Jahrzehnten tauchte er vereinzelt wieder in Ostdeutschland auf. In Brandenburg geht man gerade von fünf dauerhaft dort lebenden Tieren aus.
Blauwale – Schutzzgebiet an der Küste Chiles
Blauwale kommen in allen Meeren vor, aber eine große Population bekommt jetzt mehr Schutz: Chile hat vor seiner Küste ein 70 000 Hektar großes Schutzgebiet eingerichtet. Rund 250 Blauwale kommen jährlich dorthin, um ihre Jungen aufzuziehen. Blauwale können bis zu 33 Meter lang und 200 Tonnen schwer sein – und sind damit die größten und schwersten Tiere der Erde. Sie wurden in der Vergangenheit als Fleisch- und Fettlieferanten genutzt. So wurden im 20. Jahrhundert etwa 350 000 Blauwale erlegt. Erst seit 1972 werden sie weltweit geschützt. In den 60ern schätzte man ihren Bestand auf 3000 Tiere, heute sollen es bis zu 25 000 sein. Wusstest du, dass Blauwale bis zu 90 Jahre alt werden können?
Bartgeier – Wieder in den Aplen zu Hause
2014 war laut WWF ein Rekordjahr für die Wiederansiedlung der Bartgeier im Alpenraum. Mit zwei ausgewilderten Tieren und acht in der Wildnis geschlüpften Kindern bekommt die Population einen wichtigen Wachstumsschub. 1986 wurden Bartgeier in den Alpen ausgewildert. Heute gibt es wieder über 150 Tiere in dem gesamten Berggebiet. Dennoch zählt das Tier zu einem der seltensten Greifvögel Europas – und mit seiner Flügelspannweite von bis zu 2,9 Metern zu den größten flugfähigen Vögeln der Welt. Mit rund 250 Brutpaaren lebte der Bartgeier in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch in einem Großteil des Alpenbogens. Doch in weniger als hundert Jahren wurde er dort restlos ausgerottet.
Berggorillas – Ein bisschen sicherer
Die Region um den Virunga-Nationalpark im afrikanischen Kongo ist Heimat von ungefähr 200 gefährdeten Berggorillas. Doch ein großer Konzern hat dort Öl gefördert, was den Bestand der Gorillas massiv bedroht hat. In einer globalen Aktion hatten sich Naturschützer für den Nationalpark eingesetzt und die Regierung des Kongos aufgefordert, die Öl-Konzessionen für den Konzern zurückzunehmen.
Diese Tiere sind bedroht
In den Tropen war der Rückgang der Artenvielfalt insgesamt am größten, in Lateinamerika sind die Verluste mit 83 Prozent am höchsten. Für Elefanten, Löwen, Lemuren und Walrösser war 2014 laut WWF kein gutes Jahr – ebenso wie für Monarchfalter, Bonobos und Nördliche Breitmaulnashörner. Die größte Bedrohung für die an Land lebenden Tiere ist, dass wir Menschen deren Lebensraum beispielsweise für die Landwirtschaft nutzen, den Städtebau und die Energiegewinnung. Im Süßwasser lebende Arten sind durch Veränderungen der Flussgebiete und des Wasserabflusses gefährdet, zum Beispiel durch den Bau von Staudämmen. Von den Meeresbewohnern sind Schildkröten und viele Haiarten bedroht.
Walrösser – Kaum Eisschollen mehr
Im Herbst gab es in Alaska etwas Seltenes zu sehen: An einem Strand lagen 35 000 Walrösser. Normalerweise leben die Tiere auf Eisschollen. Doch das arktische Packeis hat sich 2014 –vielleicht aufgrund des Klimawandels – zurückgezogen. Neben dem schwindenden Eis bedrohen Öl-Unglücke den Lebensraum der Walrösser.
Elefanten – Von Wilderern bedroht
Im Jahr 2014 lag die Wilderei auf Elefanten in Afrika zum vierten Mal hintereinander über der natürlichen Reproduktionsrate. Das bedeutet: Es wurden mehr Tiere getötet – vor allem wegen ihrer wertvollen Elfenbeinstoßzähne – als zur Welt kamen. Einzelne Populationen sind vom Aussterben bedroht.
Lemuren – Des Lebensraums beraubt
Auf der „Roten Liste 2014“ stehen 94 Prozent der Primaten, also etwa Affen, in einer der drei höchsten Gefährdungskategorien. Darunter findet sich die größte Lemurenart, der Große Indri („Vom Aussterben bedroht“), sowie die kleinste Primatenart, der Berthe-Mausmaki („Gefährdet“). Lemuren sind durch Lebensraumzerstörung und Wilderei gefährdet.
Löwen – In Gefahr
Der König der Tiere steht in Afrika kurz vor dem Aussterben, und auch in Indien gibt es nur noch ganz wenige Tiere. In Westafrika leben Tierschützern zufolge nur noch 250 erwachsene Löwen. Ihre Jagdgebiete werden zu landwirtschaftlichen Nutzflächen umgewandelt, und sie werden verfolgt.
Von Caroline Kron