So groß wie das Meer

So groß wie das Meer
Blick auf den Oberen See, einen der fünf Great Lakes. Foto: Doreen Garud/dpa

Wasser, Strand, Dünen, Wind und hohe Wellen. Klingt nach einem Meer? Ist es aber nicht. Obwohl das Wasser bis zum Horizont reicht, ist es in Wahrheit ein riesiger See. Wir erklären dir, wie das sein kann.

Wasser, so weit das Auge reicht: der Obere See in den Vereinigten Staaten von Amerika. Foto: Doreen Garud/dpa

Endloses Wasser

Auf einer Sanddüne am Ufer stehen einige Leute und schauen auf diese endlose Wasserfläche. Ein Junge kommt hinzu und sagt: „Das muss der größte Ozean sein, den es gibt.“ Am Ufer sieht es tatsächlich so aus. In Wahrheit sind es aber die sogenannten Großen Seen in Nordamerika. Wer etwas Wasser in den Mund bekommt, merkt: Es ist Süßwasser!

Der Junge steht am Oberen See. Er ist der größte Süßwassersee der Welt, jedenfalls gemessen an der Oberfläche. Im Norden grenzt er an das Land Kanada, im Süden an die Vereinigten Staaten von Amerika. Neben ihm liegen noch vier weitere riesige Seen, die alle miteinander verbunden sind. Sie alle zusammen nennt man die Großen Seen.

Meterhohe Wellen

Wie der Name schon sagt, sind die Seen sogar so groß, dass dort manchmal riesige Wellen entstehen. „Sie können so hoch werden wie Wellen auf dem Ozean“, sagt Joseph Atkinson. Der Professor erforscht die Großen Seen. Manchmal seien die Wellen acht bis zehn Meter hoch, sagt er – das ist etwa so viel, wie ein gewöhnliches Einfamilienhaus hoch ist. „Auf dem Grund der Seen gibt es viele Schiffswracks, die bezeugen, wie stark und unberechenbar die Stürme und die Bewegungen der Sturmwellen werden können.“

Foto: Doreen Garud/dpa

Seen beeinflussen das Wetter

Auch das Klima entlang der Seen ist besonders. Im Sommer speichern sie die Wärme und geben sie im Herbst wieder an die Umgebung ab. Im Winter sorgen die Seen dafür, dass es nicht so kalt wird, weil ihr Wasser wärmer ist als die kalte Winterluft. Landwirte können deswegen an den Seen Früchte anbauen, die sonst dort nicht gut wachsen würden, etwa Äpfel, Kirschen und Weintrauben. Die Seen beeinflussen sogar Regen und Schnee, erzählt Joseph Atkinson: Bei ihm zu Hause in der Stadt Buffalo im Bundesstaat New York regnet und schneit es besonders viel. Denn die Stadt liegt zwischen zwei Seen. Wenn der Wind über das Wasser fährt, nimmt die Luft die Feuchtigkeit auf. Und die regnet dann über der Stadt ab.

Was ist aber mit einer für das Meer typischen Eigenschaft – Ebbe und Flut? Im Meer entstehen die Gezeiten, weil der Mond die große Menge Wasser anzieht. In den Großen Seen passiert das auch. Aber es sind allerhöchstens einige Zentimeter. Kaum spürbar also im Vergleich zu den hohen Wellen.

 560 Kilometer wandern

Wer erleben will, wie groß diese Seen sind, kann dort wandern gehen. Am Oberen See führt ein Wanderweg an der Küste entlang. Doch selbst nach vielen Tagen ist man noch lange nicht am anderen Ende angekommen. Denn der Obere See ist etwa 560 Kilometer lang! Das ist etwa so weit wie die direkte Entfernung zwischen den Städten Hamburg im Norden und Stuttgart im Südwesten Deutschlands.

Von Doreen Garud (dpa)