So funktioniert die „Nummer gegen Kummer”

Bei der „Nummer gegen Kummer
Bei der „Nummer gegen Kummer" können Kinder und Jugendliche anrufen, wenn sie jemandem zum Reden brauchen. (Foto: Nummer gegen Kummer)

Wenn Nina Pirk  ans Telefon geht, kann alles passieren. Vielleicht singt der Anrufer einen Song, will eine Pizza bestellen oder reißt einen Witz. Vielleicht vertraut der Anrufer ihr aber auch sein größtes Geheimnis an. Nina Pirk arbeitet bei der „Nummer gegen Kummer“. Seit mehr als 30 Jahren können Kinder und Jugendliche bei Problemen die Telefonnummer 116 111 wählen. Ihre Anrufe werden in mehr als 100 deutschlandweiten Büros beantwortet.

Jedes Thema ernst nehmen

„Wir  nehmen jedes Thema ernst“, sagt die 31-jährige Beraterin. Die Anrufe sind anonym. Das bedeutet: Name und Telefonnummer des Anrufers bleiben geheim. Der Berater erfährt nicht, mit wem er telefoniert. Für die meisten Kinder und Jugendliche ist das sehr wichtig. Denn sie wollen Probleme loswerden, die sie niemandem anvertrauen können.

Diese Probleme sind sehr unterschiedlich, manchmal schön und nur ein bisschen peinlich, manchmal groß und dringend: Ein Mädchen ist zum ersten Mal verliebt. Und hat keine Ahnung, was sie tun soll. Einen Brief schreiben? Eine Facebook-Nachricht? Ihn ins Kino einladen? Ein Junge wird in der Schule von einem Fiesling gemobbt. Er nervt nicht nur auf dem Schulhof, sondern hat eine Whats-App-Gruppe für die halbe Klasse erstellt, in der er lästert. Was kann er dagegen tun? Ein Vater hat seinen Sohn geschlagen, nicht zum ersten Mal. Bei wem findet der Sohn Hilfe?

Geduldig zuhören

Sie alle können bei der „Nummer gegen Kummer“ anrufen. Die Berater haben zwar nicht sofort die perfekte Antwort parat. Aber sie hören geduldig zu. „Wir nehmen uns viel Zeit“, sagt Nina Pirk. Oft helfe es schon, zum ersten Mal über das Thema zu reden.

Danach stellen die Berater viele Fragen: Was mag der Junge, in den man verliebt ist,  besonders gern? Was könnte man zusammen unternehmen? An wen könnte sich der Junge, über den gelästert wird, wenden? Gibt es einen Vertrauenslehrer? So versuchen die Berater, mit den Kindern eine Lösung zu finden. „Oft kennen die Anrufer eine mögliche Lösung nämlich schon“, sagt Pirk. „Man muss nur ein wenig helfen, sie zu finden.“

Viele Ehremamtliche bei der „Nummer gegen Kummer”

Vor allem Ehrenamtliche arbeiten bei der „Nummer gegen Kummer“ – also Menschen, die in ihrer Freizeit und ohne Bezahlung helfen. Bevor sie den ersten Anruf entgegennehmen, machen sie eine Ausbildung: Sie büffeln 100 Stunden im Gruppen-Kurs und lauschen viele Stunden bei erfahrenen Kollegen.

Es kann auch passieren, dass stundenlang nur Scherzanrufe die Zentrale erreichen. Die Berater ärgert das aber nicht. Sie hören auch bei erfundenen Geschichten zu. Denn sie glauben, dass Scherzanrufe oft erste Versuche sind, um zu überprüfen: Wie sind die drauf? Wie läuft das ab? Kann man den Beratern vertrauen? „Im Ernstfall wissen sie: Wir sind da“, sagt Pirk. „Und rufen wieder an.“

Von Annika Leister

So erreichst du die Nummer gegen Kummer

Die „Nummer gegen Kummer“ lautet 116 111. Du erreichst dort jemanden montags bis samstags von 14 bis 20 Uhr. Wenn du mit jüngeren Menschen sprechen willst, ruf samstags an. Dann heben geschulte Jugendliche zwischen 16 und 21 Jahren ab. Du kannst dich auch mit deinem Problem per E-Mail melden. Ebenfalls anonym und kostenlos. (ann)
www.nummergegenkummer.de