So aufgedreht wie Ernie

So aufgedreht wie Ernie
Ernie und Bert sind zwei lustige Typen aus der Sesamstraße. Bis du ähnlich wie sie? Foto: Georg Wendt/dpa

Ernie und Bert aus der „Sesamstraße“. Anna und Elsa aus „Die Eiskönigin“. Oder Simba aus „Der König der Löwen“. Du hast bestimmt auch eine Figur aus dem Fernsehen oder aus einem Film, die du besonders gerne magst. Aber hast du auch schon mal darüber nachgedacht, warum dir ausgerechnet diese Figur so gut gefällt? Das solltest du mal tun – denn dabei könntest du sogar etwas über dich selbst lernen. Das sagt die Fernseh-Forscherin Maya Götz .

Maya Götz ist Fernseh-Forscherin. Sie hat einiges über Fernsehen für Kinder herausgefunden. Foto: Christian Rudnik/dpa

Warum magst du eine Figur besonders?

Okay, du weißt, welche Figur du besonders gerne magst. Überleg mal, was diese Figur ausmacht. Bist du ihr vielleicht sogar ähnlich? Die Forscherin Maya Götz sagt: „Menschen suchen sich Sendungen, die ihre eigenen Werte widerspiegeln: also das, was sie gut oder schlecht finden, was für sie wichtig im Leben ist. Und sie suchen sich Lieblingsfiguren, die ihnen ein bisschen ähnlich sind.“

Wir mögen im Fernsehen oft Figuren, die uns ähnlich sind. Foto: Louisa Grübler/dpa

Was macht eine Fernseh-Forscherin?

Maya Götz ist Fernseh-Forscherin. Sie guckt sich vor allem Sendungen für Kinder an. Trotzdem kann sie nicht den ganzen Tag Serien und Filme schauen. Als Forscherin muss sie auch viele Bücher und Texte lesen – und selbst schreiben. Außerdem befragt sie die Zuschauerinnen und Zuschauer. Sie möchte zum Beispiel wissen, welche Figur oder welchen Helden sie besonders gut finden. Dabei hat sie erkannt: „Menschen sehen ihre eigenen Stärken erst am anderen.“ Eine Stärke ist etwas, was man besonders gut kann.

Wie ist das gemeint?

Denk zum Beispiel mal an die Figur Anna aus dem Film „Die Eiskönigin“. Sie ist richtig mutig: Als ihre Schwester Elsa das Königreich Arendelle verzaubert, begibt sich Anna in ein gefährliches Abenteuer. Anna will ihr Zuhause und ihre Schwester retten. Und sie möchte, dass es allen Menschen gut geht. Annas Mut und ihre liebevolle Art sind ihre Stärken.

Wenn du also Anna besonders magst, könnte es daran liegen, dass ihr euch ähnlich seid. Habt ihr etwa die gleichen Stärken und sind euch die gleichen Dinge wichtig? Vielleicht hast du auch noch nie so genau darüber nachgedacht, was du gut kannst. Achte mal darauf, wie es bei deinem Lieblingshelden ist. Möglicherweise kannst du so etwas über dich selbst lernen.

Was ist ein Vorurteil?

Allerdings ist Maya Götz durch ihre Forschung auch noch etwas anderes aufgefallen: Fernsehsendungen für Kinder sind oft voller Vorurteile. Ein Vorurteil wäre zum Beispiel, wenn jemand sagt: Mädchen weinen ständig. Oder: Jungs sind immer stark. Das ist natürlich Quatsch.

Ihre Forschungen zeigen: Die Lieblingsfiguren von Jungs sind oft coole Typen, die auch öfter mal was falsch machen. „Jungs können wie Garfield einfach mal faul sein“, sagt Maya Götz. „Das gibt es bei den Mädchen nicht.“

Anne aus der Serie «Annedroids» macht heimlich Experimente auf dem Schrottplatz ihres Vaters. Foto: KiKA/Sinking Ship Entertainment/dpa

Wie verhalten sich Mädchen-Figuren?

Im Fernsehen können Mädchen immer alles. Außerdem sind Heldinnen immer besonders hübsch und schlank. Es kann zu einem großen Problem werden, wenn Mädchen dem nacheifern wollen. „Mädchen fühlen sich dann in ihrem eigenen Körper nicht mehr wohl, weil der nicht so aussieht wie die Fernsehfiguren“, erklärt Maya Götz.

Die Expertin wünscht sich: „Es muss alles möglich sein!“ Es sollte Helden und Heldinnen geben, die auch mal fies sind. Oder die auch mal Fehler machen. Wie in der Kika-Serie „Annedroids“: Dort baut Hauptfigur Anne Roboter auf dem Schrottplatz ihres Vaters. Und dabei klappt nicht immer alles.

Und wenn dir was nicht gefällt?

Übrigens: Wenn dir etwas an einer Serie auffällt, was du richtig doof findest, kannst du dich beschweren. Man könne zum Beispiel einen Brief schreiben, sagt Maya Götz. „Die Briefe werden gelesen und weitergegeben. So kann wirklich jeder was verändern.“

Von Louisa Grübler (dpa)