Nach der Einschläferung von Sudan: Nur noch Nashorn-Babys aus dem Labor

Das männliche Nördliche Breitmaulnashorn Sudan steht im Wildtierreservat Ol Pejeta. (Foto: dpa)
Das war das männliche Nördliche Breitmaulnashorn Sudan. Hier stand es im Wildtierreservat Ol Pejeta. (Foto: dpa)

Wenn ein Tier eingeschläfert wird, ist das immer sehr traurig. Bei dem Nashorn Sudan war es aber besonders schlimm. Denn Sudan (rundes Bild) war das letzte männliche Nördliche Breitmaulnashorn der Welt. Jetzt leben nur noch seine Tochter Najin und seine Enkelin Fatu. Auf natürlichem Weg können die Nördlichen Breitmaulnashörner also keine Kinder mehr bekommen. Ihre Art ist somit fast ausgestorben. Doch jetzt machen Forscher aus Berlin Hoffnung: Sie wollen versuchen, im Labor Nashorn-Babys zu züchten. Was dahintersteckt, erfährst du hier.

Warum wurde Sudan eingeschläfert?

Als Sudan vor vier Monaten eingeschläfert wurde, war er 45 Jahre alt. In Menschenjahren gemessen war Sudan aber schon ungefähr 100. Sein Körper war sehr schwach, er konnte nicht mehr alleine aufstehen und essen und hat sehr gelitten. Deswegen haben die Tierärzte beschlossen, dass er eingeschläfert werden muss. Sudan lebte in einem besonderen Tierpark in dem afrikanischen Land Kenia. Najin und Fatu leben noch immer da und werden rund um die Uhr von bewaffneten Leuten bewacht. Denn die Nördlichen Breitmaulnashörner sind in großer Gefahr.

Warum sind die Nashörner in Gefahr?

Ursprünglich lebten die Nördlichen Breitmaulnashörner in vielen Ländern in der Mitte und im Osten von Afrika. Vor 60 Jahren soll es noch mehr als 2000 Tiere gegeben haben. Doch Wilderer jagen und töten die Tiere seit langem. Der Grund: Sie entfernen den Tieren ihr Horn und verkaufen es. Das ist auf verbotenen Märkten mehr wert als Gold. In Asien glauben viele Leute nämlich, dass das zerriebene Horn so etwas wie ein Super-Heilmittel ist. Deswegen bezahlen sie viel Geld dafür. Dabei besteht das Horn in Wirklichkeit aus dem gleichen Material wie deine Fingernägel.

Wie geht es weiter?

Als Wissenschaftler gemerkt haben, dass es immer weniger Nördliche Breitmaulnashörner auf der Welt gibt und die verbliebenen Tiere keine Kinder mehr bekommen, haben die Forscher Sudan und drei anderen Männchen Sperma entnommen. Das Sperma haben die Forscher bei minus 196 Grad in einem Labor in Berlin eingefroren. Nun wollen die Forscher auch Najin und Fatu Eizellen entnehmen. Wenn Sperma und Eizelle zusammen kommen, können Babys entstehen. Wie man so großen Tieren Eizellen aus dem Körper entnimmt, haben die Forscher schon mal geübt: Und zwar bei engen Verwandten der Nördlichen Breitmaulnashörner, den Südlichen Breitmaulnashörnern. Auch diese Gruppe ist zwar bedroht, aber von ihr gibt es noch viel mehr Tiere.

Was machen die Forscher dann?

Weil Najin alt und Fatu krank ist, können sie selbst keine Babys mehr zur Welt bringen. Deshalb wollen die Forscher im Labor das aufgetaute Sperma zu den Eizellen von Najin und Fatu geben, damit dieses die Eizellen befruchten kann. Das nennt man künstliche Befruchtung. Die befruchtete Eizelle wollen die Forscher dann in die Gebärmutter von einem Südlichen Breitmaulnashorn-Weibchen einsetzen. Dort soll die befruchtete Eizelle heranwachsen und später als fertiges Nördliches Breitmaulnashorn-Baby zur Welt kommen.

Sind die Nashörner dann gerettet?

Das alles hört sich ziemlich kompliziert an – und das ist es auch. Wenn die Forscher es wirklich schaffen, auf diesem Weg ein gesundes Nashorn-Baby zu züchten, wäre ihnen etwas gelungen, was vorher noch niemand geschafft hat. Dann könnte man auf diesem Weg vielleicht weitere Babys von anderen bedrohten Tierarten züchten. Am wichtigsten ist aber natürlich, gegen die Wilderer vorzugehen und sie davon abzuhalten, noch mehr Tiere zu töten.

VON ANGELA SOMMERSBERG

Wie sagen Nashörner Hallo?