Mit Flatcher sicher unterwegs

Mit Flatcher sicher unterwegs
Günter Matzko mit Hund Flatcher.

Günter Matzko ist seit seiner Geburt stark sehbehindert. Er ist nicht blind. Seine Augenkrankheit kann man umgangssprachlich als „Tunnelblick“ bezeichnen.

Günter Matzko mit Hund Flatcher.

„Ich sehe wie durch einen Tunnel“, sagt Günter Matzko. Stell dir vor, du rollst eine Zeitung, hältst sie vor dein Auge, schließt das andere Auge und guckst hindurch. Alles außerhalb der Rolle sieht Günter Matzko nicht.

Wie kommt Günter Matzko im Alltag klar?

Früher hat Günter Matzko einen Blindenstock benutzt, wenn er außerhalb seiner Wohnung in Brühl unterwegs war. Seit etwas mehr als vier Jahren hat der 65-Jährige einen Hund als Helfer, einen Blindenführhund. „Mit dem Stock geht man automatisch langsamer, weil man die Hindernisse ertasten muss. Mit meinem Hund Flatcher bin ich schneller. Meistens überhole ich andere Spaziergänger.“

Was macht ein Blindenführhund?

Ein Blindenführhund führt seinen Besitzer an Hindernissen im Straßenverkehr vorbei – an Schildermasten, Baustellenabsperrungen, Straßenlaternen. Der Hund trägt ein spezielles Geschirr, an dem sich der blinde oder sehbehinderte Mensch festhält. Wenn Flatcher das Geschirr anhat, weiß er, dass er im Dienst ist. Dann darf er nicht mit anderen Hunden spielen, schnuppern oder fressen.

Wie führt der Hund den Menschen?

Wenn Günter Matzko losgehen möchte, sagt er „voran“. Dann weiß Flatcher, dass er geradeaus laufen soll. Das Kommando „links an Bord“ bedeutet, dass der Hund vom Bordstein aus links die Straße überqueren soll – ganz gerade, auf dem kürzesten Weg. Bei „links Zebra“ weiß Flatcher: Er soll links zum Zebrastreifen gehen und dort anhalten. Dann muss Günter Matzko sich „einhören“: Er hört, ob ein Auto kommt. Wenn die Straße frei ist, gibt er Flatcher das Kommando, weiterzugehen. Ähnlich funktioniert es auch mit „rechts Ampel“: Neue Ampeln haben Hör-Signale für Blinde, die akustisch anzeigen, wann „grün“ ist. Oder Günter Matzko fragt andere Leute an der Ampel, bevor er Flatcher anweist, ihn über die Straße zu führen. Günter Matzko ist viel mit der Straßenbahn unterwegs. Auf dem Weg zur Haltestelle muss er Treppen überwinden. Auf das Kommando „Treppe“ führt Flatcher ihn bis zum Handlauf, an dem der Sehbehinderte sich festhalten kann. In der Straßenbahn führt der Hund ihn auf die Kommandos „Such Tür“ oder „Such Bank“ zur nächsten Tür oder zum nächsten Platz.

Günter Matzko mit Hund Flatcher.

Wie wird ein Hund zum Führhund?

Es gibt bestimmte Rassen, die sich besonders gut als Blindenführhund eignen. Dazu gehört der Golden Retriever-Labrador-Mix. So ein Hund ist Flatcher. Blindenführhunde müssen ein bestimmtes Wesen haben: Sie dürfen zum Beispiel nicht schreckhaft sein, müssen lernfähig und freundlich sein und sich gut konzentrieren können. Im Alter von drei Monaten kommen Tiere, die zum Blindenführhund ausgebildet werden sollen, in eine Patenfamilie, die sich mit Hunden auskennt. Im Alter von einem Jahr kommt der Hund für sechs bis neun Monate in die Blindenführhundeschule. Ein Trainer übt jeden Tag mehrere Stunden mit ihm. Der Hund muss lernen, wie er seinen Besitzer durch den Straßenverkehr führt und Kommandos kennen. Der Trainer übt auch mit Hund und Besitzer gemeinsam, damit sich beide aneinander gewöhnen können.

Wie reagieren andere Menschen?

Kinder kommen manchmal mit einem Rad von hinten angefahren, klingeln und fahren dicht an Günter Matzko und Flatcher vorbei. Er erklärt ihnen dann, dass er nicht so reagieren kann wie ein sehender Mensch – und was es mit seinem Hund auf sich hat. Nur eins möchte Günter Matzko nicht: Dass andere Flatcher streicheln. „Flatcher soll sich nur auf mich konzentrieren und nicht abgelenkt werden. Denn ich muss mich hundertprozentig auf ihn verlassen können.“

Von Kathy Stolzenbach