Leben auf der Straße – Obdachlos

Leben auf der Straße – Obdachlos
Foto: dpa

Manche Menschen haben nicht viel Geld. Einige sogar so wenig, dass sie betteln müssen. Sie haben keine eigene Wohnung und leben auf der Straße. Sie nennt man Obdachlose und du siehst sie vielleicht manchmal, wenn du durch die Stadt läufst. Sie bitten etwa vor Supermärkten um ein bisschen Kleingeld. Andere Obdachlose siehst du aber gar nicht, weil sie sich verstecken: in Parks oder unter Brücken. 

Ein Buch von Kindern

Von dem Thema „Armut und Reichtum“ handelt ein neues Buch, das Kinder aus fünften und sechsten Klassen aus dem Kölner Norden geschrieben haben. Es ist aus einem Projekt entstanden, das die Kölner Autorin Christina Bacher geleitet hat. Zusammen mit ihr haben die Kinder Geschichten, Gedichte, Zeichnungen und Interviews für das Buch „Der doppelte Stadtplan“ angefertigt.

Bewerben für das Projekt

20 Kinder haben an dem Buch gearbeitet – sie mussten sich dafür bewerben. Ein halbes Jahr lang haben sie sich mit der Autorin insgesamt zehn Mal getroffen und sich ausgiebig mit den verschiedenen Arten des Schreibens beschäftigt – aber eben auch mit Armut und Reichtum. „Das ist mein Herzensthema“, sagt Autorin Christina Bacher. Sie arbeitet schon länger mit Obdachlosen zusammen. Sie ist überzeugt, dass die Kinder nach dem Projekt weniger Angst haben, Obdachlosen zu begegnen. „Wir sollten Menschen nicht in Kategorien packen“, sagt Christina Bacher. Obdachlose haben oft schlimme Dinge erlebt und leben meistens nicht freiwillig auf der Straße. Sie sind auf Hilfe angewiesen. 

Fragen und helfen

Den Job verloren, eine Krankheit erlebt, vom Partner getrennt: Es gibt viele Gründe, die dazu führen, dass es Menschen schlecht geht. Und manchmal passieren so viele schlimme Dinge auf einmal, dass man seine Wohnung verlieren kann. Über diese Entwicklung haben die Kinder ebenfalls viel gelernt, vor allem in einem persönlichen Gespräch mit einer ehemaligen Obdachlosen. Deshalb wissen sie jetzt auch, dass sich Leute auf der Straße auch einfach über ein freundliches „Hallo“ oder die Frage: „Brauchst du Hilfe?“ freuen. Wo Menschen Hilfe bekommen, haben die Kinder auch kennengelernt. „Die Teilnehmer kennen jetzt in Köln nicht mehr nur den eigenen Schulweg“, sagt Christina Bacher über den Titel des Buches. „Sie kennen jetzt eben auch einen anderen Stadtplan.“ 

 

Julia. Foto: Privat

Julia (11)
Das Projekt war sehr spannend, weil wir die Welt von Obdachlosen besser kennengelernt haben. Es gibt zwar viele Möglichkeiten für sie, Hilfe zu bekommen, aber das wollen nicht alle annehmen, weil sie sich zum Beispiel schämen. Manche können auch nicht akzeptieren, dass sie wirklich Hilfe brauchen. Durch das Projekt habe ich gemerkt, dass wir einfach freundlich gegenüber den Menschen sein sollten, und nicht alle Obdachlosen einfach nur Geld wollen.

Moritz. Foto: Privat.

Moritz (11)
Ich habe ein paar Gedichte und eine Geschichte geschrieben. Es war toll, mal ein paar Arten des Schreibens auszuprobieren. Das Thema „Armut und Reichtum“ war spannend, weil wir andere Perspektiven kennengelernt haben. Der Lebenslauf verläuft eben nicht immer gerade – das habe ich auch in einer Zeichnung dargestellt. Wenn ich jetzt Obdachlose auf der Straße sehe, habe ich mehr Mitgefühl als vor dem Projekt, ab und zu gebe ich auch mal Geld.

Carina. Foto: Privat

Carina (12)
Ich fand es toll, dass wir Zeit hatten mit anderen Leuten zusammen zu schreiben, über die Geschichten zu reden und uns darüber auszutauschen, wie wir etwas schreiben. Durch das Thema habe ich viel über mögliche Hilfen gelernt. Zum Beispiel gibt es Suppenküchen oder man kann Obdachlosen etwas Geld geben. Ich sehe die Leute, die auf der Straße leben, jetzt etwas anders: Ich stelle mir zum Beispiel vor, wie doof es für sie ist, dass viele Leute einfach an ihnen vorbei gehen. 

Infos zum Buch:

Christina Bacher, „Der doppelte Stadtplan. Geschichte über Armut und Reichtum“ ist dank des Programms „Kultur macht stark. Bündnisse für Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung entstanden. Es erscheint im Mitteldeutschen Verlag, Herausgeber ist der Bundesverband der Friedrich-Bödecker-Kreise e.V.

Von Jennifer Wagner