Kindergarten für Welpen

Kindergarten für Welpen
Nach der Stunde dürfen die Hunde toben und miteinander balgen. (Foto: dpa)

Schon ganz junge Hunde können von ausgebildeten Trainern viel lernen.

Mit ausgestrecktem Arm und sanfter Stimme lockt Thomas seine kleine Labrador-Hündin Holly. „Bring’s Schatzi“, ruft er und Holly läuft ihm schwanzwedelnd entgegen. Im Maul trägt sie einen kleinen Futterbeutel. Brav lässt sie ihn in die ausgebreitete Hand ihres Herrchens fallen. Thomas freut sich und gibt ihr zur Belohnung ein Leckerli aus dem Futterbeutel.

Holly bringt auf Befehl einen Futterbeutel. (Foto: dpa)

Es ist toll, was Holly schon alles kann. Schließlich ist die Labrador-Hündin noch nicht einmal vier Monate alt. Sie wohnt bei Thomas, Nadine und deren sechsjähriger Tochter. Damit Holly etwas lernt und andere junge Hunde trifft, geht sie einmal in der Woche in Neu-Anspach in Hessen in einen Kindergarten für Welpen.

„Hier geht es schon um Erziehung“, erzählt Conny, die Leiterin der Gruppe. Sie arbeitet in der Hundeschule, die diesen Welpen-Kindergarten anbietet. Auch schon so junge Hunde werden erzogen, weil sie in diesem Alter gut lernen. So weiß Holly ganz genau, dass sie immer etwas Tolles zu fressen bekommt, wenn sie auf den Ruf ihrer Menschen folgt. Und dass es Spaß macht, etwas gemeinsam mit ihnen zu unternehmen. Sie hat auch schon gelernt, sich zu setzen oder zu legen, wenn Herrchen oder Frauchen das möchte.

Ruhig und artig, dann wild und verrückt

Doch natürlich dürfen die Welpen in ihrem Hunde-Kindergarten auch miteinander spielen. Darauf sind Holly und die beiden anderen Welpen in ihrer Gruppe schon ganz wild. Doch zu Beginn der Stunde müssen sie ruhig und artig sein. Sie sitzen an der Leine neben ihrem Herrchen oder Frauchen, während diese ihre Fragen an Conny richten dürfen. „Wann werden Welpen denn stubenrein?“, oder: „Was mache ich mit dem Hund, wenn meine Kinder Besuch bekommen?“, wollen sie etwa wissen.

Spielzeit! (Foto: dpa)

Conny beantwortet alle Fragen geduldig. Es dauere unterschiedlich lange, bis Welpen stubenrein seien, also nicht mehr das Haus als ihre Toilette betrachteten, erzählt sie. Und wenn ein Welpe bei anderen Kindern zu wild sei, müsse er eben angebunden werden oder in seiner Box bleiben. Holly versteht das natürlich nicht und langweilt sich ein bisschen. Sie legt sich an die Schuhe von Thomas und döst. Doch dann ist er plötzlich da, der große Moment: Die drei kleinen Hunde dürfen spielen. Das sieht lustig aus! Sie rennen so schnell sie können und ziehen dabei Grimassen. „Das nennt sich Spielgesicht“, erklärt Conny.

Damit zeigen die Welpen dem anderen Hund, dass alles nur Spiel und nicht ernst ist. Plötzlich lassen die beiden Rüden Jojo und Ben Holly nicht mehr mitspielen. Die beiden raufen miteinander, beißen sich gegenseitig in die Ohren, rammen sich und flitzen über die Wiese. Holly läuft in einigem Abstand neben ihnen her. So etwas ist ihr viel zu wild. „Junge Rüden spielen schon anders als die Mädchen“, erklärt Conny. Männliche Hunde werden Rüden genannt. Als Conny die Jungs zu wild werden, greift sie ein: Sie hebt den angehenden Jagdhund Jojo einfach hoch, der Terrier Ben wird von seinem Besitzer eingefangen. „Man muss schon aufpassen, dass es zwischen den Hunden nicht unfreundlich wird“, erklärt die Hundetrainerin.

Von Sabine Maurer (dpa)