Katzengesichter gegen blöde Sprüche

Katzengesichter gegen blöde Sprüche
Catcalling klingt nach niedlicher Katze. Doch die Sprüche sind nicht nett, sondern fies. Foto: Andreas Arnold/dpa


Blöde Anmach-Sprüche mussten sich Sam und ihre Freundinnen schon oft anhören. Von fremden Männern auf der Straße. Ohne Grund. Dabei ging es zum Beispiel um ihr Aussehen oder Klamotten. Im vergangenen Sommer reichte es ihnen. Sie sind das erste Mal losgezogen und haben einen dieser Sprüche in Dortmund auf die Straße geschrieben. Mit blauer und pinker Kreide.

Was bedeutet Catcalling?

„Ankreiden“ nennen sie das. Anschließend haben sie den Spruch fotografiert und auf ihrer Instagram-Seite „catcallsofdortmund“ hochgeladen. „Wir wollen auf das Thema aufmerksam machen“, sagt die 20 Jahre alte Sam. Mittlerweile haben die Freundinnen mehr als 30 Sprüche angekreidet. Sprüche, die sie selbst gehört haben – oder die von Mädchen, die sich bei ihnen gemeldet haben.

Neben die Sprüche malen Sam und die Freundinnen Katzengesichter. Denn blöde Anmachsprüche werden auf Englisch auch „Catcalling“genannt. Das bedeutet so viel wie eine Katze rufen oder anlocken. „Damit sind unangebrachte Sprüche auf der Straße gemeint, die dafür sorgen, dass sich Mädchen und Frauen unsicher fühlen“, sagt Sam.

Melina Crispin, Aktivistin, malt mit Kreide ein Katzensymbol neben einen anzüglichen Kommentar in der Innenstadt. Foto: Andreas Arnold/dpa

Sind nur Frauen betroffen?

Auch Hinterherpfeifen oder abwertende Geräusche gehören zum „Catcalling“. Das passiert übrigens nicht nur Frauen, sondern auch Männern oder Jungen – aber deutlich seltener.

Woher stammt die Idee?

Die Dortmunder Gruppe ist nicht die einzige. Auch in vielen anderen Städten schreiben Frauen fiese Anmach-Sprüche auf die Straße. Und nicht nur in Deutschland, sondern auch in anderen Ländern. Die Idee kommt aus der Stadt New York in den USA. Dort haben Frauen mittlerweile Hunderte von Sprüchen gesammelt und angekreidet.

Sam und ihre Freundinnen versuchen, den „Catcall“ in Dortmund immer an der Stelle aufzuschreiben, wo er passiert ist. Manchmal suchen sie sich aber auch Orte, die überdacht sind oder an denen mehr Menschen vorbei kommen.

Wie reagieren Passanten?

Sam kommt dabei häufig mit Passanten ins Gespräch. „Viele sind überrascht, dass das für uns eine Sache ist“, sagt Sam. Denn wann etwas als Belästigung empfunden wird, hängt auch von dem jeweiligen Menschen ab. Manche sagen dann zu Sam, Catcalling sei ein Kompliment und Frauen sollen sich nicht so anstellen. „Aber das ist alles andere als wahr“, findet Sam.

Sam vermutet, dass manche Männer gar nicht wissen, was sie mit den Sprüchen anrichten. Und genau das will sie ändern: „Wir wollen die Männer auch ermutigen, ihre Freunde zurückzupfeifen.“ Und alle, die schon mal „Cat Calls“ gehört haben – egal ob Mädchen oder Junge – sollen wissen, dass sie nicht schweigen müssen.

Von Katharina Heimeier (dpa)