Für jeden Einkauf einen Kassenzettel

Warst du im neuen Jahr schon einkaufen, hast dir ein Brötchen beim Bäcker gekauft oder vielleicht einen neuen Schnellhefter für deine Schulsachen?
Dann ist dir vielleicht etwas aufgefallen, das im vergangenen Jahr noch anders war: Du hast einen Kassenbon bekommen – also einen Zettel, auf dem der Name des Ladens und der Preis deines Einkaufs steht. Auch, wenn du vielleicht gar keinen wolltest, weil es ohnehin nur um wenige Cent oder Euro ging. Wir erklären dir, was es damit auf sich hat – und warum sich einige Menschen darüber ärgern.
Wie kam es zur Bonpflicht?
Dass du, deine Eltern und alle anderen Menschen in Deutschland nun bei jedem Einkauf einen Kassenbon als Beleg für ihre Ausgaben bekommen, heißt offiziell „Bonpflicht“. Das entsprechende Gesetz gilt seit dem 1. Januar 2020 in der ganzen Bundesrepublik. Aber wozu das Ganze?
Dafür fangen wir ganz vorne an: Nehmen wir das Beispiel mit deinem Schnellhefter vom Anfang. Wenn du ihn in einem Schreibwarenladen kaufst, muss der Händler einen Teil des Geldes, das du ihm für den Hefter gibst, an den Staat abgeben. Das nennt man dann Steuern. Mit diesen Geldern kümmert sich die deutsche Bundesregierung zum Beispiel darum, dass kaputte Straßen saniert werden oder darum, dass deine Schule mit guten Lernmaterialien wie beispielsweise Computern ausgestattet wird. Soweit, so gut. Aber was hat das nun mit den Bons zu tun?
Was war das Problem?
Politiker haben festgestellt, dass einige Ladenhändler zwar deinen Schnellhefter und die anderen verkauften Waren in ihre Kassen eingetippt haben – sie sie aber möglicherweise anschließend wieder aus dem System gelöscht haben, damit sie für diese Dinge keine Steuern zahlen müssen – also kein Geld von ihrem Gewinn an den Staat abgeben müssen.
Experten vermuten, das auf diesem Weg Milliarden Steuergelder verloren gegangen sind. Das ist natürlich nicht nur schlecht für den großen Topf, aus dem viele Dinge in Deutschland bezahlt werden – sondern auch unfair denjenigen gegenüber, die ihre Steuern korrekt bezahlen.
Indem nun für deinen Schnellhefter, dein Rosinenbrötchen und dein Trinkpäckchen Kassenbons erstellt werden, soll diese Möglichkeit zum Betrug erschwert werden. Denn das Finanzamt kann jetzt überprüfen, ob die Bons mit den Daten in den Kassen übereinstimmen. Selbst wenn du den Bon zu Hause direkt in den Mülleimer wirfst, sollen die Daten gespeichert sein.
Wo liegt die Kritik?
Viele Leute finden die neue Bonpflicht aber nicht gut. Einige sagen: durch die vielen zusätzlichen Bons entsteht unnötiger Müll. Wenn man all diese Bons aneinanderreihen würde, könnten pro Jahr zwei Millionen Kilometer Kassenbons mehr entstehen! Das belastet die Umwelt und das Klima – für das an anderer Stelle so engagiert gekämpft wird. Es soll auch möglich sein, den Kassenbon per Mail zu bekommen – also ganz ohne Papier. Gerade für viele kleinere Läden ist das aber technisch noch nicht möglich.
Vor allem die SPD hatte sich für die Bonpflicht eingesetzt. Der Vorsitzende der Partei, Norbert Walter-Borjans sagt: „Das neue Gesetz ist für die gesamte Gesellschaft nützlich.“
Von Elisa Sobkowiak