Ein Test geht gefährlich schief

Ein Test geht gefährlich schief
Bei der schlimmsten Atomkatastrophe in der zivilen Nutzung der Kernkraft am 26. April 1986 waren Tausende Menschen getötet und verletzt worden. Foto: picture alliance / dpa

2000 Kilometer: So viel Strecke legt man zurück, wenn man Deutschland etwa drei Mal von Norden bis Süden durchquert. Und etwa genauso groß ist auch die Distanz zwischen Köln und dem ukrainischen Ort Tschernobyl. Warum wir dir das erzählen? Heute ist es genau 35 Jahre her, dass in Tschernobyl ein schlimmes Atom-Unglück passiert ist. Die Auswirkungen waren so groß, dass sogar einige Regionen Deutschlands betroffen waren – obwohl so viele Kilometer dazwischen liegen.

Reparaturarbeiten am explodierten ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl (Foto: dpa)

Wie ist es dazu gekommen?

Am 26. April 1986 wollten Experten überprüfen, wie sicher das Atomkraftwerk in Tschernobyl ist, falls der Strom einmal ausfallen sollte. Genau der wird übrigens in so einem Atomkraftwerk erzeugt: Indem superkleine Teilchen, die sogenannten Atome, im Kern gespalten werden, entsteht Hitze und Energie. Dadurch kann anschließend Strom gewonnen werden. Weil dabei auch radioaktive Strahlung entsteht, müssen die Reaktoren regelmäßig geprüft werden. So heißen die Anlagen, in denen die Kernspaltung stattfindet.

Bei dem Test aber ging alles schief. Der Reaktor wurde immer heißer und weil das Notfallsystem wegen des Tests ausgeschaltet war, explodierte ein Atom-Reaktor. So etwas nennt man Super-GAU. „Gau“ steht für „größter anzunehmender Unfall“.

Die heute verlassene Stadt Prypiat wurde 1970 im Zusammenhang mit dem Kernkraftwerk Tschernobyl gegründet und nach dem Unglück geräumt. Foto: —/Ukrinform/dpa

Was passierte dann?

Durch den Unfall traten radioaktive Strahlen aus dem Kraftwerk aus und verseuchten die Umwelt – in der Ukraine und weit darüber hinaus. Hunderttausende Menschen mussten ihr Zuhause verlassen, viele wurden krank. Denn obwohl man die Strahlung weder sehen noch riechen kann, ist sie sehr schädlich für Menschen, Tiere und die Natur. In unseren Körpern kann sie Zellen zerstören und Krankheiten wie etwa Krebs auslösen.

Ein Warnschild ´Stopp! Verbotene Zoneª hängt am Zaun zur 30-Kilometer-Sperrzone. Foto: picture alliance / dpa

Durch Wind wurde eine Wolke mit radioaktiver Strahlung auch nach Deutschland gepustet. Und durch Regen wiederum setzten sich die Teilchen im Boden ab. Vor allem in Süddeutschland gibt es deshalb bis heute einige Pilze, bei denen zu hohe Strahlung gemessen wird und die man deshalb nicht essen sollte.

Was bedeutet das?

Aber keine Angst: Du musst dir wegen des Unglücks heute keine Sorgen mehr machen. Der alte Reaktor wird von einer Stahl- und Betonhülle geschützt, damit keine Strahlung mehr daraus hervordringt.

Auch in Deutschland gibt es insgesamt noch sechs Atomkraftwerke. Nach den schlimmen Unfällen in Tschernobyl und später auch in Fukushima setzen sich viele dafür ein, dass Strom nicht mehr in Atomkraftwerken erzeugt wird – bis Ende 2022 sollen in Deutschland die letzten dieser Werke abgeschaltet sein.

Von Elisa Sobkowiak