Ein Mann aus Galiläa

Ein Mann aus Galiläa
Die meisten Religionsexperten sind sich einig, dass Jesus wirklich gelebt hat. Foto: Nicolas Armer/dpa

Sein Name bedeutet Gott hilft. Mit seinen Ideen legte Jesus unbewusst den Grundstein für eine neue Religion. Heute gehören Menschen auf der ganzen Welt dem Christentum an. Doch wer war dieser Jesus?

Wir wissen kaum etwas über ihn. Und trotzdem ist Jesus für viele Menschen super wichtig. Wie hat Jesus wohl ausgesehen? Keine Ahnung! Wann ist er genau geboren? Wissen wir nicht! Auch über die meiste Zeit seines Lebens ist nichts bekannt. Jesus selbst hat uns keine Schriften hinterlassen. Alles, was über ihn bekannt ist, wissen wir von anderen. Zum Beispiel von den vier Evangelisten aus dem Neuen Testament. Sie haben das Leben und Wirken von Jesus aufgeschrieben.

Jesus soll in einem Stall in Bethlehem zur Welt gekommen sein. Foto: Stefanie Paul/dpa

Neben vielen Gemeinsamkeiten unterscheiden sich diese Geschichten allerdings an vielen Stellen. Das hat mehrere Gründe: Die Schriften zum Beispiel sind zu unterschiedlichen Zeiten entstanden. Jeder Schreiber wollte eine andere Botschaft vermitteln und hat dafür bestimmte Dinge ergänzt. Man könnte auch sagen, hinzugedichtet.

Was ist wirklich passiert?

Deshalb nehmen Fachleute wie Angelika Strotmann die Erzählungen genau unter die Lupe und vergleichen sie. So können sie herausfinden, was wirklich passiert ist. Die allermeisten Forschenden sind sich sicher: Jesus hat wirklich gelebt. Hinweise auf ihn findet man auch in anderen Schriften, etwa bei römischen Geschichtsschreibern. „Für die Menschen in der Antike war es selbstverständlich, dass Jesus gelebt hat“, erklärt Angelika Strotmann. Sie ist Expertin für die Bibel.

In jeder Kirche zu finden: Jesus am Kreuz. Foto: Stefanie Paul/dpa

Was weiß man nun aber über Jesus? Er stammte aus Galiläa. Heute liegt diese Gegend im Norden des Landes Israel. Vor etwa 2000 Jahren lebten dort vor allem Bauern, Fischer und Handwerker. Oft heißt es, Jesus sei Zimmermann gewesen. Aber das ist nicht ganz richtig. „In der Bibel wird er als tekton bezeichnet. Das übersetzen wir heute mit Bauhandwerker“, erklärt die Expertin. Jesus war jemand, der Häuser gebaut hat. Er sprach Aramäisch und hatte Geschwister.

Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Gleichheit

Jesus gehörte dem Judentum an. Die wichtigste Schrift dort ist die Thora. Diese legte Jesus auf seine eigene Art aus. Er glaubte daran, dass Gott gerecht und barmherzig ist. „Und er forderte die Menschen dazu auf, auch so zu handeln“, sagt Angelika Strotmann. Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Gleichheit spielten also eine wichtige Rolle. Die Expertin ist sich sicher, dass Jesus in seinen Reden aber noch eine andere Botschaft versteckte: „Er kritisierte damit indirekt die damaligen Herrscher.“

Damals herrschten dort die Römer. Sie fanden die Kritik von Jesus überhaupt nicht gut. Sie befürchteten, es könnte zu einem Aufstand kommen. Deshalb wurde Jesus verhaftet, zum Tode verurteilt und an ein Kreuz genagelt. „Diese Art der Strafe war für politische Aufrührer vorgesehen, für Sklaven oder Kriminelle“, erklärt Angelika Strotmann. Römische Bürger durften hingegen nicht gekreuzigt werden. Aus den Ideen, die Jesus hatte, entwickelte sich später dann nach und nach
 das Christentum.

Von Stefanie Paul (dpa)