Ein Koffer voller Geschichten

Ein Koffer voller Geschichten
Foto: Karlotta Ehrenberg/dpa

Wer die Werkstatt von Kristiane Balsevicius betritt, der sieht eigentlich nur eins: Regale über Regale, in denen sich Bastelmaterialien bis unter die Decke stapeln. Na, was würdest du mit all dem Kleber und Papier anfangen? Kristiane braucht das alles für ein ganz besonderes Projekt – ihre Puppen.

Die Puppenspielerin Kristiane Balsevicius präsentiert zwei ihrer Puppen in ihrer Werkstatt in Berlin. Foto: Karlotta Ehrenberg/dpa

Puppen in Panama

Kristiane ist nämlich Puppenspielerin. Wenn sie ihren Koffer öffnet, fängt damit beinahe schon eine eigene Geschichte an. In einem Koffer liegen zum Beispiel die Puppen für das Theaterstück „Oh, wie schön ist Panama“ nach dem Buch von Janosch. Die Hauptfiguren sind ein Tiger und ein Bär, die sich zusammen auf den Weg nach Panama machen wollen. Ohne es zu merken laufen sie aber eigentlich im Kreis und kommen zum Schluss wieder zu Hause an. „Ich bin als Kind selbst viel gereist“, sagt die Puppenspielerin. Deswegen macht es ihr besonders viel Spaß, diese Geschichte mit ihrem Puppentheater nachzuerzählen.

Der Koffer ist einer von vielen in der Werkstatt von Kristiane. In ihnen steckt alles, was die Künstlerin für ihr Figurentheater braucht. Für ihre Auftritte ist das sehr praktisch: Sie packt einfach einen Koffer voll und baut damit ihre mobile, tragbare Puppenbühne auf.

In dem Koffer sind die Puppen für Kristiane Balsevicius Theaterstück «Oh, wie schön ist Panama». Foto: Karlotta Ehrenberg/dpa

Püppchen mit Wackelarmen

Die Spielfiguren für ihre Stücke bastelt sie selbst. Kein Wunder also, dass in der Werkstatt so viele Materialien liegen! Für „Oh, wie schön ist Panama“ stieß Kristiane zufällig in einem Geschäft auf kleine Püppchen mit Wackelarmen und Wackelbeinen. „Da dachte ich, es würde gut zu dem kleinen Tiger passen, so wacklig zu laufen – weil er noch ein wenig unsicher ist“, erzählt sie. Sie kaufte die Püppchen und nähte der einen Puppe einen Tigerkopf an. Dann veränderte sie die Puppe noch so lange, bis sie ihr gefallen hat und sie sich gut spielen ließ.

Lustig, wie der Tiger mit den Ärmchen und Beinchen baumelt. Der Bär wirkt dagegen ein wenig traurig, sein Kopf hängt schwer herunter. „Ich habe mir vorgestellt, dass der Bär im Laufe des Stücks nicht mehr weiter weiß und nach Hause will“, erklärt Kristiane das Aussehen des Bären.

Eine Puppe zu bauen ist nicht schwer. Frau Balsevicius hat Köpfe aus Holzmodelliermasse geformt und einen Stab hinein gesteckt. Foto: Karlotta Ehrenberg/dpa

Bühnenbild in Tragetasche

Aber warum gibt es mehrere Tiger- und Bären-Puppen im Koffer? „Manchmal führe ich – so heißt es, wenn ich die Puppen spiele – die Puppen von unten. Dann sind sie an einem Stab befestigt, so dass es aussieht, als könnten sie sich eigenständig bewegen“, erklärt die Puppenspielerin. „Wenn ich sie vor mir wie auf einem Tisch führe, dann nehme ich sie einfach in die Hand.“ Außerdem gibt es noch Puppen mit einem längeren Stab. So kann Kristiane sie beispielsweise während des Stücks auf eine der Kulissen klettern lassen, zum Beispiel auf einen Baum.

Das Bühnenbild selbst hat die Form eines großen Rings und steckt in einer großen Tragetasche. „Ich wollte, dass sich die Bühne dreht, weil der Tiger und der Bär ja im Kreis laufen“, sagt die Puppenspielerin. Was für eine Schlepperei! Die Künstlerin denkt sich deshalb jetzt nur noch Stücke aus, bei denen nicht ganz so viel getragen werden muss.

Von Karlotta Ehrenberg (dpa/sob)