Eine Welle aus Protesten

Die Nachrichten, die uns in den vergangenen Wochen aus Südamerika erreichen, sind nicht besonders schön.
Vor allem in den Ländern Bolivien, Chile, Venezuela und Ecuador gibt es Aufruhr und Proteste. Obwohl die Situationen in den Ländern natürlich jeweils unterschiedlich sind, haben sie doch auch eins gemeinsam: Die Menschen, die dort leben, sind oft arm, sehr unzufrieden und demonstrieren gegen ihre Regierungen. Wir schauen uns die Situation in den einzelnen Ländern mal an.

Anhänger des ehemaligen Präsidenten Morales demonstrieren auf einem Platz. Foto: Natacha Pisarenko/AP/dpa
Bolivien
Eigentlich darf ein Präsident in Bolivien nur drei Mal wiedergewählt werden. Evo Morales, der bisherige Präsident des Landes, hat es aber mit einigen Tricks geschafft, noch ein viertes Mal zu kandidieren. Das hat viele Bolivianer verärgert. Was aber dann folgte, war noch schlimmer: Bei der Wahl gab es zunächst kein klares Ergebnis zwischen Morales und seinem Herausforderer Carlos Mesa . Das heißt in Bolivien: Es gibt eine sogenannte Stichwahl zwischen den beiden. Doch einen Tag später hieß es plötzlich: Evo Morales hat doch einen Vorsprung von zehn Prozent der Stimmen. Jetzt fragst du dich sicher, wie das sein kann. Und das tun die Bolivianer auch. Viele glauben, dass bei der Wahl betrogen wurde, damit Morales weiterhin Präsident bleiben kann. Die Regierung aber sagt, einige Stimmen wären erst nachträglich eingetroffen und hätten Morales diesen Vorsprung verschafft. Das wollten die Menschen in Bolivien so nicht hinnehmen und haben viel protestiert – und damit erreicht, dass Morales als Präsident zurückgetreten ist. Problem nur: Das Land braucht nun eine Regierung. Und leider gibt es zwischen Morales-Anhängern und – Gegnern viel Gewalt.
Chile
Chile galt lange als eine stabile Region in Südamerika. Doch auch dort gibt es aktuell viele Proteste, bei denen sogar schon Menschen gestorben sind. Und das wegen eines zunächst harmlosen Themas: Die Regierung kündigte an, die Preise für U-Bahn-Tickets teurer zu machen. Weil es ohnehin schon einen großen Unterschied zwischen armen und reichen Menschen in Chile gibt, waren deshalb viele Menschen sauer. Für ärmere Menschen ist es schwer, eine gute Ausbildung zu bekommen. Die chilenische Regierung hat jetzt eingesehen: So geht es nicht weiter. Sie will eine neue Verfassung für das Land auf den Weg bringen. Denn die aktuelle stammt noch aus den Zeiten, in denen Chile eine Diktatur war – die Bevölkerung also nicht mitbestimmen durfte.
Venezuela
Nicolás Maduro und Juan Guaidó: Diese beiden Namen sind wichtig, wenn es um Venezuela geht. Maduro ist der Präsident des Landes; Guaidó hat sich selbst zum Übergangspräsidenten ernannt, weil er der Meinung ist, dass er das Land besser regieren könnte, als Maduro es tut. Die beiden liefern sich also einen politischen Machtkampf. Maduro wirft Guaidó vor, die USA zu unterstützen. Die haben unter anderem beschlossen, dass US-Bürger keinen Handel mehr mit Venezuela betreiben dürfen – und das ist für die Wirtschaft des Landes natürlich sehr schlecht. Maduro wird dagegen vorgeworfen, dass es den Menschen in Venezuela viel schlechter geht, seit er Präsident wurde – es fehlen zum Beispiel Medikamente und Lebensmittel. Damit sich die beiden einig werden, gab es schon viele Gespräche. Unter anderem versucht das Land Norwegen zu vermitteln. Das hat bislang aber leider nicht geklappt. Weil die Situation im Land so schlimm ist, haben bereits 4,5 Millionen der insgesamt 30 Millionen Venezolaner ihre Heimat verlassen – also etwa vier Mal so viele, wie in der Stadt Köln wohnen.
Ecuador
In Ecuador herrscht Ausnahmezustand: Den hat Ecuadors Präsident Lenin Moreno ausgerufen. Viele Menschen protestieren, weil die Preise für Benzin und Diesel – also die Treibstoffe für Autos – sehr stark gestiegen sind. Lastwagenfahrer haben aus Protest unter anderem mit ihren Fahrzeugen die Straßen blockiert, um zu zeigen, dass sie das nicht in Ordnung finden. Aber: Das Land Ecuador ist stark verschuldet und musste sich viel Geld leihen. Deswegen musste es die Preise für Benzin und Diesel erhöhen. Diese Preiserhöhungen treffen die armen Leute natürlich am stärksten – obwohl die soziale Ungleichheit im Land ohnehin schon sehr hoch ist.
Von Elisa Sobkowiak