Keine Vorschriften

Keine Vorschriften
Lilly Stoephasius trainiert in der Skateboardhalle Berlin. Foto: Kay Nietfeld/dpa

Es ist fast wie eine Superkraft: Wenn Lilly auf ihrem Skateboard ganz schnell fährt, sieht es so aus als würde sie fliegen.

Die Schülerin ist zwölf Jahre alt. Sie fährt mit ihrem Skateboard Wände entlang und macht Tricks in der Luft. Und jetzt ist sie wieder Deutsche Meisterin geworden.

Lilly Stoephasius tritt bei Wettbewerben auch gegen Erwachsene an. Foto: Kay Nietfeld/dpa

Keine Vorschriften

Das Mädchen trainiert bis zu vier Mal in der Woche in einer Skatehalle in Berlin. „Ich mag es, dass Skaten so eine kreative Sportart ist und dass jeder seinen eigenen Style haben kann“, sagt Lilly. „Jeder kann die Tricks machen, die er will. Es gibt keine Vorschriften, dass man bestimmte Tricks machen muss, um ein guter Skater zu sein.“

Zwei Trainer

In der Skatehalle sind die Wände mit Graffiti bunt bemalt. Die Lampen sind hell und der Holzboden ist abgenutzt. Skateboardfahren ist für Lilly mehr als nur ein Hobby. Deswegen hat sie auch gleich zwei Trainer. Normalerweise trainiert sie mit ihrem Vater, manchmal aber auch mit dem Bundestrainer. Er trainiert die besten Skateboarder in Deutschland für Wettbewerbe.

Lilly kann tolle Tricks auf dem Skateboard. Foto: Kay Nietfeld/dpa

Deutsche Meisterin

Lilly ist in der Disziplin „Park“ die beste deutsche Skaterin. Im September wurde sie zum zweiten Mal Deutsche Meisterin. „Park“ zu fahren heißt, in einer Landschaft aus Rampen, Schüsseln und halben Röhren Tricks zu zeigen. Dabei wird man ziemlich schnell, weil die Wände sehr hoch und steil sind. Das Besondere ist, dass Lilly mit zwölf Jahren schon zu den Besten in ihrer Disziplin gehört. Sie bekam schon mit fünf Jahren ihr erstes Skateboard. Dass die meisten Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei Wettbewerben älter sind als sie, stört sie aber nicht. „In Deutschland ist es schon sehr gut, wenn überhaupt Frauen oder Mädchen mitmachen“, sagt Lilly. Dabei ist Skateboardfahren für Lilly gar kein Jungssport. „Mädchen können jeden Sport machen.“ 

Rund um die Welt

Schon jetzt tritt Lilly mit ihrem Skateboard überall auf der Welt an. Für Wettbewerbe flog sie schon in die USA und nach Südamerika. Auch für Wettkämpfe in Deutschland muss sie manchmal weit fahren: Die Deutsche Meisterschaft zum Beispiel war in diesem Jahr in Düsseldorf – mit dem Auto sind das etwa sechs Stunden Fahrt von Berlin aus.

Lilly will 2020 im Land Japan bei den Olympischen Spielen dabei sein. Foto: Jacqueline Rother

Schulfrei

Deshalb muss sie ab und zu ein paar Unterrichtstage ausfallen lassen. „Ich war bis zu den Sommerferien in der Grundschule“, erzählt Lilly. „Da hat das alles total gut geklappt, die Lehrer waren damit einverstanden.“ Jetzt geht Lilly auf ein Gymnasium und weiß noch nicht, wie das sein wird. Aber sie und ihre Eltern haben mit dem Schulleiter der neuen Schule gesprochen. Und der sei einverstanden, sagt Lilly. Wenn Kinder wegen besonderer Veranstaltungen nicht in die Schule gehen können, müssen die Schulleitung und die Lehrer zustimmen.

Olympische Spiele

Nächstes Jahr könnte Lilly sogar zu den Olympischen Spielen nach Japan in Asien reisen. Im Jahr 2020 gehört Skateboarden nämlich zum ersten Mal zu den olympischen Sportarten. „Ich habe das im Fernsehen gesehen und ich würde da schon ziemlich gerne hin“, sagt Lilly. „Das wäre etwas sehr Großes für mich.“ Allerdings möchte sie sich nicht zu sehr unter Druck setzen. Mit ihren zwölf Jahren hat sie ja noch jede Menge Zeit zum Skateboardfahren.

Von Jacqueline Rother (dpa)