Die Könige der Lüfte

Die Könige der Lüfte
Seeadler gehören zu den größten Greifvögeln in Deutschland. Foto: Stefan Sauer/dpa-Zentralbild/dpa

 „Da oben fliegt ein Adler!“ Das sagen Menschen oft, wenn sie einen Greifvogel sehen. Meistens ist es aber gar kein Adler, sondern etwa ein Bussard oder ein Milan.

Adler erkennt man vor allem an ihrer Größe, denn kein anderer Greifvogel in Deutschland hat so große Flügel: Zu den größten gehören die Seeadler. Sie messen von Flügelspitze zu Flügelspitze bis zu 2,40 Meter. Das ist deutlich mehr, als wenn ein erwachsener Mensch die Arme ausbreitet! Früher waren die Tiere bei uns fast ausgestorben. Heute brüten wieder viele hier.

Der Naturführer Martin Miethke (links) zeigt einer Gruppe, wo Seeadler am See sitzen. Foto: Doreen Garud/dpa

Wo leben Adler?

Wer diese tollen Vögel beobachten will, fährt am besten in die Nähe von Seen und Flüssen. Martin Miethke kennt sich gut mit den Tieren aus, er macht nämlich Führungen durch den Naturpark Westhavelland im Osten von Deutschland. „Oft sind Seeadler dort, wo Wasservögel sich versammeln“, sagt er. Das hängt damit zusammen, dass Seeadler zum einen gerne Fische fressen. Und zum anderen jagen sie Wasservögel wie Enten, Blesshühner und Gänse.

Ein Seeadler startet in die Luft. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Was fressen sie?

Eine ausgewachsene, fitte Gans ist aber auch für einen Seeadler schwer zu bekommen. Oft schnappten sie sich verletzte oder kranke Tiere, sagt Martin Miethke. „Je weniger sie sich anstrengen müssen, desto besser.“ Gerade im Winter ernähren sich Seeadler auch oft von Aas, also toten Tieren. „Sie sind eher bequem“, meint der Experte.

Wie brüten sie?

Nur ein starker Baum kann ein Nest von Seeadlern tragen. Denn es kann sehr schwer werden! Hat ein Adler-Paar sich einen Baum ausgesucht, kommt es jedes Jahr wieder. Dann wird das Nest erneuert und weiter in die Höhe gebaut. So kann es zwei Meter breit und zwei Meter hoch werden! Dabei achten die Seeadler darauf, dass ihr Nest im Wald versteckt liegt, denn beim Brüten möchten sie nicht gestört werden. In das Nest legt das Weibchen die Eier. „Sie übernimmt das Brüten, während das Männchen auf der Jagd ist“, sagt Lars Lachmann. Er ist Vogelexperte beim Naturschutzbund Nabu. „Sind die Kinder geschlüpft, bringt das Männchen das Futter, das Weibchen verfüttert es an die Jungen.“

Wenn ein Seeadler seine Flügel ausbreitet, kann er schon mal 2,40 Meter Breite erreichen. Foto: Patrick Pleul/zb/dpa

Warum waren Adler bedroht?

Heute brüten in Deutschland wieder ziemlich viele Seeadler-Paare. Das war leider einmal anders. Bis vor 50 Jahren lebten nur noch sehr wenige dieser Vögel bei uns. Damals jagten viele Menschen die Adler. Sie dachten zum Beispiel, dass die Vögel zu viele Fische aus den Seen holen. Die wollten die Menschen lieber selber fischen. Außerdem wurde damals ein Insektengift verwendet, das die Schalen der Eier dünn werden ließ. Dann zerbrachen sie oft.

Wie geht es den Adlern heute?

„Heute sind Seeadler nicht mehr gefährdet“, sagt Lars Lachmann. Dass es wieder mehr Adler gibt, liegt auch daran, dass die Jagd auf sie verboten ist. Und dass dieses Insektengift verboten wurde. „Der Seeadler ist ein ganz tolles Beispiel, dass Umweltschutz funktioniert“, sagt der Experte. „Wenn man sich vornimmt, eine Art zu retten, kann das klappen.“

Wo findet man Adler?

Die Nester der Seeadler sind nur schwer zu finden. Bei uns in Nordrhein-Westfalen gibt es sie kaum. Im Norden und Osten von Deutschland kann man Adler aber zum Beispiel beobachten, wenn sie auf einer Sandbank am Wasser sitzen und sich ausruhen. Oder wenn sie auf einem hohen abgestorbenen Baum am Rand eines Gewässers nach Beute Ausschau halten. Um einen Seeadler zu erkennen, brauchst du auf jeden Fall ein Fernglas. Seeadler sind nämlich sehr scheu und flüchten schon, wenn Menschen noch mehrere Hundert Meter weit weg sind. Wenn man aber ganz still steht, könnte es klappen. Es lohnt sich, nach ihnen zu suchen, findet Lars Lachmann. „Seeadler sind beeindruckende Vögel.“

Von Doreen Garud (dpa)

Greifvogelstationen

Bei uns in Nordrhein-Westfalen kannst du Adler nicht so oft in freier Natur beobachten. Dafür aber im Zoo oder in Greifvogelstationen. Die eignen sich auch für einen Ausflug in den Herbstferien:

Falknerei Pierre Schmidt bei Erftstadt Gymnich
www.falknerei-schloss-gymnich.de

Greifvogelstation Hellenthal in der Eifel
www.greifvogelstation-hellenthal.de

Kölner Zoo, Flugschau
www.koelnerzoo.de