Schüsse vor der Synagoge

Gerade berichten alle Medien über einen schrecklichen Vorfall in Halle im Bundesland Sachsen-Anhalt. Dabei sind zwei Menschen gestorben. Wir erklären dir, was geschehen ist.
Was ist in Halle passiert?
In der Stadt Halle an der Saale im Osten Deutschlands hat am Mittwoch ein Mann auf der Straße mit einer Pistole um sich geschossen. Ein Mann und eine Frau sind dabei gestorben. Zwei weitere Menschen wurden schwer verletzt und musten im Krankenhaus operiert werden.
Ein Mann, von dem die Polizei denkt, dass er der Täter ist, wurde festgenommen. Die Polizisten wissen noch nicht sicher, warum er auf die Menschen geschossen hat. Allerdings weiß man, dass er vorher versucht hat, in eine Synagoge hereinzukommen. Eine Synagoge ist ein Gotteshaus für jüdische Menschen – also das gleiche, was eine Kirche für Christen oder eine Moschee für Muslime ist. Er kam aber nicht rein, weil das Haus geschützt war.
Was haben die Menschen in der Synagoge gemacht?
Am Mittwoch waren in der Synagoge in Halle mehr als 50 Menschen. Sie feierten den hohen jüdischen Feiertag Jom Kippur. An diesem „Versöhnungstag“ beten gläubige Juden zusammen und denken an ihre gestorbenen Verwandten. Es sieht so aus, als hätte der Täter diesen Tag gezielt ausgesucht, um jüdischen Menschen etwas anzutun. Er hat seinen Angriff gefilmt und das Video ins Internet gestellt. Dort wurde der Film inzwischen gelöscht.
Was ist Antisemitismus?
Experten sagen: Dieser Angriff war antisemitisch. Antisemitismus nennt man den Hass auf jüdische Menschen. Auch sie zu beschimpfen oder schlecht über sie zu reden, gehört dazu. Manche Menschen sagen zum Beispiel, dass Juden heimlich entscheiden, was in der Welt passiert. Und dass sie schuld sind, wenn etwas schlecht läuft. Obwohl das nicht stimmt, erzählen antisemitische Menschen diese Lüge schon lange.
Besonders grausam war der Antisemitismus in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus unter Adolf Hitler. Er und seine Partei NSDAP haben ungefähr sechs Millionen Juden in Europa ermorden lassen.
Gibt es Juden-Hass in Deutschland noch?
Lange hat man gedacht: Nein. Nachdem es in Deutschland den extremen Juden-Hass der Nazis gab, wollte man so etwas Schlimmes nie wieder erleben. In den letzten Jahren gab es aber wieder öfter Vorfälle, die man als antisemitisch bezeichnet. Zum Beispiel wurden in der deutschen Hauptstadt Berlin Männer beschimpft, die auf der Straße eine Kippa trugen. Kippa heißt die religiöse Kopfbedeckung der männlichen Juden (wie auf dem Bild). Bundeskanzlerin Angela Merkel sagt nach dem Anschlag in Halle: „Hass, Rassismus und Antisemitismus dürfen keinen Platz in unserem Land haben.“
Müssen wir jetzt Angst haben?
Nein, Deutschland ist trotzdem ein sicheres Land. Die Polizei und andere Sicherheitsdienste tun alles dafür, dass der Anschlag in Halle so schnell wie möglich aufgeklärt wird. Außerdem sammeln Behörden Informationen über gefährliche Menschen, damit es möglichst nicht zu solchen schrecklichen Taten kommt.
Es ist aber verständlich, wenn du trotzdem Angst hast oder traurig bist, weil Menschen gestorben sind. Experten raten: Sprich mit deinen Eltern oder einem Lehrer über deine Sorgen. Frag sie, wenn du in den Nachrichten etwas nicht verstehst. Sie können dir helfen, Vorfälle wie diesen einzuordnen.
Von Nadja Lissok