Der Entdecker von Amerika

Welcher Europäer kam als erstes nach Amerika? Christoph Kolumbus, sagst du jetzt bestimmt. Und damit bist du nicht allein. Lange Zeit dachte man, dass der berühmte Seefahrer der erste Europäer in Amerika gewesen sei. 1492 kam Kolumbus mit einem Schiff auf einer Insel an, die heute zu den Bahamas gehört. Doch tatsächlich entdeckte wohl schon jemand vor Kolumbus Amerika – der Wikinger Leif Eriksson!

Der Wikinger Leif Eriksson soll als erster Europäer in Amerika an Land gegangen sein – und zwar in Neufundland vor der Küste des heutigen Landes Kanada. Foto: Roland Holschneider/dpa
Wer war dieser Wikinger?
Denkt man an die Wikinger, fallen einem vermutlich grimmige Typen mit Bärten ein. Raufbolde, die gerne kämpfen. Leif Eriksson soll aber ganz anders gewesen sein, sagt der Geschichts-Experte Rudolf Simek von der Universität Bonn. „Davon, dass er Schlachten geschlagen hätte, hören wir gar nichts. Er war kein Schlachtenkämpfer.“ Leif Eriksson war der Sohn eines reichen Bauern – und dazu ein super Seefahrer. Als erster Europäer soll er in Nordamerika an Land gegangen sein. Mehr als 1000 Jahre ist das nun her.
Wie kam es dazu?
Leifs Vater war Erik der Rote, ein ziemlich streitlustiger Typ. „In Norwegen war er wegen eines Verbrechens geächtet und auch aus Island wurde er verbannt“, erzählt der Geschichts-Experte. Zusammen mit seiner Familie und einigen anderen segelte Erik der Rote daher nach Grönland und gründete dort eine Siedlung.
Warum segelte Leif los?
Doch das Leben auf Grönland war schwierig. Denn es gab nur wenige Weideflächen für die Tiere und überhaupt keine Bäume. Deshalb musste Holz aus Norwegen herangeschafft werden. Doch die Schiffsreise dorthin dauerte lange und war sehr gefährlich. Darum suchten die Wikinger nach einer anderen Möglichkeit – und Eriks Sohn Leif segelte Richtung Westen. Dort entdeckte er ein sagenhaftes Land: Vinland. „Manche glauben, Vinland heiße übersetzt Weinland. Es ist damit aber wohl eher Weideland gemeint“, erklärt der Fachmann. Man vermutet, dass Leif Eriksson auf der Insel Neufundland landete. Sie gehört heute zu Kanada. Für die Wikinger war es wohl so was wie das Paradies. Dort gab es Weideflächen und jede Menge Holz!
Woher weiß man das?
Dass Wikinger wirklich nach Neufundland kamen, haben Experten vor etwa 60 Jahren herausgefunden. Anne-Stine und Helge Ingstad entdeckten die Reste einer Siedlung auf Neufundland. Das Ehepaar fand heraus, dass die Ruinen von den Wikingern stammen und etwa 1000 Jahre alt sind. Das war der Beweis: Die Wikinger waren schon lange vor Kolumbus in Amerika gelandet – nur viel weiter nördlich.
Wie ging es mit Leif weiter?
Vermutlich sind die Wikinger aber nur wenige Jahre auf Neufundland geblieben. Denn es kam zum Streit mit den indigenen Bewohnern, verrät Rudolf Simek. Das waren damals die Einwohner der Insel. Trotzdem führte Leif Eriksson ein gutes Leben. Sein Beiname lautete nämlich „der Glückliche“. „Er wird als sehr edel und gerecht beschrieben, und er hatte in vielerlei Hinsicht Erfolg“, sagt der Geschichts-Experte. Nicht nur, dass Leif Eriksson das sagenhafte Vinland entdeckt haben soll. Er erfüllte auch einen Auftrag des norwegischen Königs: Leif Eriksson bekehrte die Grönländer zum christlichen Glauben.
Von Stefanie Paul (dpa)