Da waren’s nur noch 27

Da waren’s nur noch 27
Die Flagge des Vereinigten Königreichs wird vor dem Europäischen Parlament vom Mast genommen. Foto: Yui Mok/PA Wire/dpa

Normalerweise wird dort geredet und gestritten – aber nicht gesungen. Doch in der vergangenen Woche war alles anders im Europäischen Parlament: Am Mittwoch haben die Abgeordneten ein bekanntes schottisches Lied gesungen. Einige weinten sogar.

Der Grund: Der Brexit ist nun wirklich da. Großbritannien ist seit Mitternacht nicht mehr Teil der Europäischen Union, die 73 britischen Abgeordneten haben das Parlament verlassen. 

Foto: Olivier Hoslet/EPA Pool/AP/dpa

Was ist der Brexit?

Vom Brexit haben wir hier schon häufiger berichtet. Der Begriff setzt sich aus den englischen Wörtern Britain, also Großbritannien, und exit, auf Deutsch Ausgang, zusammen. Es geht darum, dass Großbritannien die Gruppe der Europäischen Union (EU) verlässt – als erstes Land überhaupt. Eigentlich sind in den vergangenen Jahren immer mehr Staaten in die Gruppe eingetreten – zum Schluss waren es 28 Länder. Ab heute sind es also nur noch 27 Mitglieder. 47 Jahre war Großbritannien dabei.

Warum wollen die Briten raus?

Eigentlich hat es viele Vorteile, Mitglied in der Europäischen Union zu sein: Es ist zum Beispiel viel leichter, von einem Land ins andere zu reisen und dort mit dem Euro etwas zu kaufen (den haben allerdings nicht alle Länder in der EU). Für die Mitgliedsländer ist es auch einfacher, miteinander Handel zu treiben. Gleichzeitig gibt es aber auch einige Regeln, die für die gesamte Gruppe gelten. Und genau das fanden viele Briten nicht gut. Sie wollten, dass ihre Politiker alleine Entscheidungen treffen können – unabhängig von der Europäischen Union. Weil der Unmut in der Bevölkerung groß war, gab es im Sommer 2016 eine Abstimmung. Dort entschieden knapp 52 Prozent, dass sie aus der Gemeinschaft austreten wollen. 48 Prozent wollten bleiben. Die Entscheidung war also sehr knapp.

Davor und danach. Das Bild oben vom 31.01.2020 mit der Flagge Großbritanniens. Bild unten: am 01.02.2020 wurde diese Flagge durch eine EU-Flagge ersetzt. Foto: Yui Mok/PA Wire/dpa

Wie kam es dann zum Brexit?

Etwa zwei Jahre haben britische und europäische Politiker miteinander verhandelt. Dann gab es einen Vertrag, in dem Regeln für den Austritt festgehalten wurden. Auf 585 Seiten! Doch damit waren nicht alle Abgeordneten im britischen Parlament zufrieden. Die mussten nämlich zustimmen, damit der Brexit durchgezogen werden kann. Deswegen gab es immer wieder Änderungen am Vertrag, neue Abstimmungen im Parlament und der Termin für den Austritt wurde mehrfach verschoben. Kurz vor Weihnachten stimmte die Mehrheit der Abgeordneten aber für den Vertrag. In der Nacht von Freitag auf Samstag ist Großbritannien dann aus der EU ausgetreten.

Wie geht es jetzt weiter?

Zunächst einmal ändert sich gar nicht so viel – zumindest bis Ende des Jahres. In dieser Übergangsphase muss noch viel geregelt und entschieden werden. Und so lange muss Großbritannien sich auch noch an die Regeln der EU halten. Zunächst einmal geht es vor allem um den Handel: Wie können britische Unternehmen ihre Produkte weiterhin an europäische Länder verkaufen – und andersherum? Aber auch: Was passiert, wenn man nach England in den Urlaub fährt? Wie geht es mit Jugendlichen weiter, die in England einen Schüleraustausch machen – oder dort sogar zur Schule gehen? Bis Ende des Jahres können auf jeden Fall alle EU-Bürger mit ihrem Personalausweis nach Großbritannien einreisen. Ob danach ein Reisepass oder sogar ein Visum (also eine Art Aufenthaltsgenehmigung) nötig ist – all das wird sich in den nächsten Monaten zeigen.

Von Angela Sommersberg