Arbeiten mitten im Urwald

Hannah Emde sitzt gerade beim Mittagessen, als der Notruf kommt. Ein Gibbon-Äffchen liegt auf einem Weg im Regenwald. Hannah Emde arbeitet zu diesem Zeitpunkt als Tierärztin im Dschungel. Die Luft dort ist schwül und heiß, von den Bäumen hängen Lianen. Affen rufen, Vögel zwitschern. Hier ist es nie still.

Hannah Emde ist Tierärztin und für ihre Arbeit häufig im Dschungel unterwegs. Foto: Maximilian Probst/dpa
Wann wird die Dschungel-Tierärztin gerufen?
Hannah Emde läuft sofort los, als der Notruf kommt. „Wir haben vier Stunden gewartet, ob die Eltern zurückkehren – aber sie kamen nicht“, berichtet sie. Damit das Affen-Baby nicht in der nächtlichen Kälte erfriert, nimmt Hannah Emde es schließlich mit. Sie füttert und untersucht es. Zum Glück ist das Affen-Baby nicht verletzt. Dieser Vorfall ereignete sich, als Hannah Emde auf der Insel Borneo in Südostasien arbeitete. Die Tierärztin ist nicht das ganze Jahr im Dschungel unterwegs, aber immer wieder für mehrere Monate.

Gibbons sind Menschenaffen und leben vor allem in Bäumen. Dort schwingen sie sich mit ihren langen Armen von Ast zu Ast. Foto: Hannah Emde
Warum sind Gibbon-Affen gefährdet?
Auf der Insel Borneo will Hannah Emde mit Tierschützern eine Auffangstation für Gibbon-Affen errichten. Gibbons sind kleine Menschenaffen und gehören zu den besonders gefährdeten Tierarten. Sie leben vor allem in Bäumen. Dort schwingen sie sich mit ihren langen Armen von Ast zu Ast. Wenn sie auf dem Boden oder dickeren Ästen laufen, dann meist aufrecht auf zwei Beinen.
„Weil sie als Babys so süß sind, werden Gibbons extrem viel gejagt und als Haustiere gehalten“, sagt die Artenschützerin. Aber wenn die Gibbons ausgewachsen sind, werden viele von ihnen wieder ausgesetzt oder verkümmern in kleinen Käfigen. Für diese Affen soll die Auffangstation gebaut werden. Dort sollen sie aufgepäppelt und wieder ausgewildert werden, wenn möglich.
Welche Tiere kann man im Dschungel sonst noch sehen?
Hannah Emde erzählt: Wenn sie für ihre Arbeit im Dschungel unterwegs ist, beobachtet sie Orang-Utans, fährt mit dem Boot an Riesenkrokodilen vorbei und trifft auch mal auf eine Sumatra-Kobra. Nicht ganz ungefährlich. Aber Hannah Emde hat keine Angst. „Wenn man sich anpasst, ist es auch nicht gefährlich“, sagt sie. Im Dschungel achtet sie auf jedes Geräusch. „Wenn sich eine Schlange nähert, hörst du das – sie bewegt sich sehr gleichmäßig durch das Laub.“
Wo verstecken sich Frösche und Skorpione?
Sie setzt jeden Schritt ganz vorsichtig und guckt genau hin, welchen Baum sie anfasst. Denn er könnte eine ätzende Rinde haben. Wenn sie zu einem Einsatz aufbricht, schüttet sie ihre Gummistiefel vor dem Anziehen aus. „Da könnten Skorpione drin sitzen“, sagt sie. Und bevor sie sich auf die Toilette setzt, wirft sie einen Blick in die Kloschüssel. „Es passiert schon mal, dass da ein Frosch drin sitzt.“
Von Katharina Heimeier (dpa)