Je kälter, desto größer

Im Wasser und an Land, in Tälern und auf Bergen, in warmen und in kalten Gebieten: Tiere leben überall auf der Welt. Je nach Lebensraum haben sich die Lebewesen angepasst. Und so kennen wir die Vielfalt der Tierwelt in allen Farben, Formen und Größen.
Auch Tiere, die miteinander verwandt sind, können unterschiedlich aussehen. So ist zum Beispiel der Eisbär größer als andere Bären, der Sibirische Tiger größer als der Sumatra-Tiger und der Kaiserpinguin größer als der Brillenpinguin. Dabei fällt auf: In der Kälte sind die Tiere oft größer als in wärmeren Gebieten.
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Carl Bergmann. Bild: Wikipedia
- Wer hat das herausgefunden?
Zuerst beobachtet hat das der deutsche Biologe Carl Bergmann. Schon im Jahr 1847 sagte er: Gleichwarme Tierarten – Vögel und Säugetiere – in kalten Gebieten sind allgemein größer als ihre Verwandten in warmen Gegenden. Diese Feststellung kennt man auch als die Bergmannsche Regel. Gleichwarm werden Tiere genannt, die ihre Körpertemperatur auf einen bestimmten Wert einstellen können. Menschen und Hunde können das zum Beispiel. Frösche und Insekten aber nicht. Warum die Tiere in der Kälte größer sind, weiß Maren Siebert vom Tierpark Berlin: „Gleichwarme Tiere wie die meisten Säugetiere und Vögel produzieren Wärme. Je größer das Tier ist, desto mehr Wärme entsteht.“
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Kaiserpinguine. Foto: Wikipedia
Warum ist das so?
Das klingt logisch, aber das Ganze ist noch etwas komplizierter: Ein Teil der Wärme wird nach außen abgegeben. Das passiert über die Oberfläche, also die Haut. Und größere Körper haben im Verhältnis zu ihrem Ausmaß eine kleinere Oberfläche. Um das zu verstehen, kannst du zum Beispiel an Geschenke denken. Ein großes Paket braucht weniger Geschenkpapier als zwei kleine Pakete, die zusammen so groß sind wie das große.
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Brillenpinguine leben an der Küste von Afrika. Sie sind kleiner als die Pinguin-Arten am Südpol. Foto: Philipp Brandstädter
Was folgt daraus?
Ein größeres Tier verliert im Verhältnis also weniger Wärme als ein kleineres. Das ist praktisch für die Tiere in der Kälte, die sich warmhalten müssen. Tiere, die mit Hitze klarkommen müssen, sind dagegen oft kleiner. Sie produzieren weniger Wärme und können vergleichsweise viel Wärme über ihre Oberfläche abgeben. So überhitzen sie nicht so schnell. Die Bergmannsche Regel gilt aber nicht immer. Neben der Temperatur beeinflussen noch andere Eigenschaften das Aussehen der Tiere.
Von Philipp Brandtstädter (dpa)