Weniger bezahlen, mehr einkaufen

Weniger bezahlen, mehr einkaufen
Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Wenn du in den vergangenen Tagen mit deinen Eltern einkaufen gegangen bist, dann ist es dir vielleicht aufgefallen: Überall hängen rote Schilder mit Sonderangeboten. Aber das seltsame: Die Preise auf den Schildern sind teilweise nur einen oder zwei Cent günstiger, als der durchgestrichene vorher. Das ist nicht etwa ein schlechter Scherz, sondern hat mit einer politischen Entscheidung zu tun. Wir erklären dir, was dahinter steckt. 

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Was ist die Mehrwertsteuer?

Wenn du etwas kaufst – also zum Beispiel ein neues Fahrradschloss – dann bekommt nicht nur der Händler dafür Geld. Im Preis des Schlosses ist auch die sogenannte Mehrwertsteuer enthalten. Heißt: Auch der Staat, also das Land Deutschland, bekommt einen Anteil des Geldes. Normalerweise beträgt diese Mehrwertsteuer 19 Prozent des Preises, bei Lebensmitteln, Büchern und Zeitungen etwa sind es sieben Prozent.

Angenommen also, dein Fahrradschloss kostet 20 Euro, sind davon 3,80 Euro Mehrwertsteuer. Klingt erstmal nicht so viel, oder? Aber weil du bei allen Sachen, die du kaufst, auch die Mehrwertsteuer mitbezahlst, kommt da schon einiges an Geld zusammen. Und das ist auch gut so. Denn davon bezahlt der Staat viele Dinge, die für uns alle wichtig sind – beispielsweise den Bau von Spielplätzen oder Straßen.

Warum verändert sich die Steuer?

Jetzt fragst du dich vielleicht, was das jetzt mit den Preisänderungen zu tun hat. Wegen der Corona-Krise geht es vielen Unternehmen und Händlern momentan nicht so gut. Denn: Sie mussten teilweise wochenlang ihre Läden schließen und hatten keine Einnahmen. Und weil ihre Mitarbeiter in dieser Zeit deshalb auch weniger verdient haben, haben sie wiederum anderswo auch nicht so viel Geld ausgegeben wie vielleicht sonst. Ein richtiger Teufelskreis.

Die Corona-Krise hat also der gesamten Wirtschaft in Deutschland ziemlich geschadet. Die Bundesregierung hat deshalb beschlossen: Wir senken die Mehrwertsteuer ab dem 1. Juli für ein halbes Jahr. Der Staat verdient also etwas weniger, aber für die Käufer wird alles etwas günstiger. In der Hoffnung, dass die Menschen dann wieder etwas mehr einkaufen und die Firmen so wieder mehr verdienen. Klingt logisch, oder?

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Was heißt das genau?

Für deine Einkäufe bedeutet das: Im Supermarkt bezahlst du nicht mehr sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Lebensmittel, sondern nur noch fünf Prozent. Nächstes Rechenbeispiel: Wenn du vorher einen Euro für einen Liter Milch bezahlt hast, sind es jetzt also nur noch 98 Cent. Bei allen anderen Produkten sinkt die Mehrwertsteuer von 19 auf 16 Prozent.

Puh, ganz schön viel Rechnerei! Und vor allem: Lohnt sich das überhaupt? Wahrscheinlich wirst du nicht plötzlich mehr Milch kaufen, nur, weil sie in unserem Beispiel zwei Cent günstiger ist. Das kritisieren auch viele andere Leute: Sie glauben zum Beispiel, die Mehrwertsteuersenkung lohnt sich nur bei großen Anschaffungen, aber nicht bei kleineren Käufen wie deinem Fahrradschloss oder dem Kaugummi an der Supermarktkasse. Außerdem sagen andere: Für kleinere Unternehmen ist das alles ziemlich hoher Aufwand. Sie müssen Preisschilder ändern und die neuen Preise in ihre Kassen einpflegen. Ob die Mehrwertsteuersenkung also wirklich so viel Nutzen bringt, wird man wohl erst am Ende des Jahres feststellen können.

Von Elisa Sobkowiak