Zusammen lernen

Zusammen lernen
Die Schulbegleitern ist immer für Greta da. Foto: Alexander Roll (Staff)

Greta braucht die Unterstützung einer Schulbegleiterin

Viele haben mal Probleme in der Schule, manche brauchen sogar Nachhilfe. Mit der setzt man sich nachmittags an den Küchentisch, lernt Vokabeln oder geht Matheaufgaben durch. Die „Nachhilfe“, von der Duda dir heute erzählt, ist anders. Sie geht nämlich mit zur Schule. Manchmal ist sie für die ganze Klasse da, manchmal nur für einzelne Schülerinnen und Schüler. Der Fachbegriff dafür ist Schulbegleitung.

Was ist eine Schulbegleitung?

Früher waren die Verhältnisse im Klassenzimmer ganz klar: Die Lehrkraft, die mit Kreide an die Tafel schrieb, war die einzige erwachsene Person im Raum. Sie unterrichtete alleine alle anderen, die da waren: die Schülerinnen und Schüler. Ganz so ist das in vielen Schulen heute nicht mehr – und zwar nicht nur, weil es moderne Alternativen zur Kreide gibt. Nein, es sind auch immer häufiger mehrere Erwachsene im Raum. Manchmal gestalten mehr als eine Lehrerin den Unterricht, manchmal sind zusätzliche Betreuungspersonen da, die sich um einzelne Kinder und Jugendliche besonders kümmern. Sie tragen unterschiedliche Bezeichnungen: etwa Schulbegleitung, Schulassistenz, pädagogische Fachkraft oder Inklusionskraft. Es gibt sie von der Grundschule bis zum Gymnasium. Und sie alle helfen Kindern und Jugendlichen beim Lernen.

Greta braucht die Unterstützung ihrer Mutter Sabine Gaisch (l.) und Schulbegleiterin Elena Strack. Foto: Alexander Roll

Das ist Inklusion

Das hat mit diesem Begriff zu tun: Inklusion. Er bedeutet: Alle dürfen mitmachen. Auch die, die das aus eigener Kraft nicht unbedingt schaffen würden, weil sie unter einer Behinderung leiden. Das kann viele Ausprägungen haben, man unterteilt in geistige und körperliche Behinderungen. Ziel der Inklusion kann es sein, dass betroffene Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit bekommen, statt der Förderschule eine reguläre Schule zu besuchen. In schwereren Fällen wie bei Greta, die dir Duda gleich vorstellt, macht die Schulbegleitung den Besuch einer Schule überhaupt erst möglich.

Gretas Geschichte

Als Greta zur Welt kommt, ist alles ganz normal. Sie lernt zu laufen, fängt an zu sprechen, malt gerne. Nach anderthalb Jahren fällt ihren Eltern auf: Irgendwas stimmt nicht, sie entwickelt sich nicht mehr weiter. Zumindest nicht so, wie sie es bei den drei älteren Geschwistern erlebt haben. Nach vielen Untersuchungen ist klar: Sie leidet unter dem sogenannten Rett-Syndrom, einer schweren Entwicklungsstörung. „Eine Laune der Natur“, sagt ihre Mutter Sabine Gaisch: „Manchmal verlernen die Kinder dann Sachen, die sie gelernt haben. Manchmal gibt es wieder Phasen, in denen sie ein bisschen was dazulernen.“ Seit der Diagnose muss Greta rund um die Uhr betreut werden. Heute ist sie 13 Jahre alt, mit ihrer Familie lebt sie im Rhein-Sieg-Kreis, östlich von Köln. In der Freizeit übernehmen Eltern und Geschwister Gretas Betreuung. Die Förderschule kann sie nur besuchen, weil sie eine Schulbegleiterin hat.

Lernen mit Hilfe der Technik. Foto: Alexander Roll (Staff)

Gretas Schulbegleiterin

Elena Strack hat Psychologie und Pädagogik studiert, früher wollte sie Grundschullehrerin werden. Seit zwei Jahren ist sie Gretas Schulbegleiterin. Von Montag bis Freitag hilft sie ihr bei fast allem: beim Essen, beim Trinken, beim Anziehen. Täglich verbringen sie sieben Stunden miteinander. Zeit, in der es natürlich nicht immer ernst zugeht: „Wir lachen uns total oft kaputt“, sagt die Schulbegleiterin. Inzwischen ist eine innige Beziehung gewachsen. „Greta hatte schon andere Begleiter, das war nicht immer so“, sagt ihre Mutter. Elena Strack wird auch immer zum Geburtstag eingeladen, das ist Greta sehr wichtig. Sprechen kann sie nicht so gut. „Sie redet mit den Augen“, sagt ihre Mutter. An Gretas Augen kann man ablesen, ob es ihr gut geht. Und auch, dass sie ihre Schulbegleiterin mag und sich über ihr Kommen freut.

Gretas Schultage

Morgens gegen acht Uhr nimmt die Schulbegleiterin Greta am Schultor in Empfang. Oft macht sie dann Unterricht nur für Greta, ganz nach deren Bedürfnissen, mal mit den anderen aus der Klasse zusammen, mal nicht: „Manchmal ist es für sie ein Deutschtag, manchmal ist es ein Mathetag.“ Sie haben ein Belohnungssystem. Für fünf gelöste Matheaufgaben gibt es einen lachenden Smiley. Mit dem Greifen hat Greta Probleme. Richtig fest halten kann sie eigentlich nur ihr Schleudertuch. Will sie etwas schreiben oder malen, hilft Elena Strack ihr, indem sie ihre Hand ein wenig führt. Ihre Stifte sind etwas dicker als bei anderen. Mit ihren Augen kann Greta sogar den Computer bedienen. Denn sie hat ein spezielles Tablet, das auf Greta eingestellt ist. Bei einer Übung sucht sie über den Computer mit den Augen Gegenstände aus, und die anderen Kinder aus der Klasse schreiben die passenden Begriffe dazu auf. So wird Greta in die Klasse integriert. So, wie es Inklusion will.

von Markus Düppengießer