Lasst uns spielen

So entstand das Brettspiel „Die Baumeister von Köln“
Man muss schnell sein und clever – und manchmal muss man seinen Gegnern den Weg versperren. Zwei Kölner Spiele-Erfinder erzählen, wie sie ihr eigenes Brettspiel „Die Baumeister von Köln“ für alle ab acht Jahren entwickelt haben – und auf was es dabei besonders ankam.
„Die Baumeister von Köln“
Wir machen eine Zeitreise ins Mittelalter. Köln vor mehr als 800 Jahren. Die Stadt sieht ganz anders aus als heute: Den gotischen Dom gibt es noch nicht, der Neumarkt ist eine große Wiese mit einer Windmühle darauf und drumherum verkaufen Händler ihr Vieh. Für eine Stadtbesichtigung haben „Die Baumeister von Köln“ aber keine Zeit. Sie haben es mächtig eilig, müssen ihre schwer beladenen Karren durch die engen Gassen manövrieren. Auf denen haben sie wertvolles Baumaterial geladen. Das wird beispielsweise dringend für den Bau der Kirche St. Gereon benötigt. Oder für St. Aposteln. Oder St. Severin. Wer schnell und clever ist, stellt seine Kirchen als Erster fertig, sammelt Punkte – und gewinnt. So in etwa läuft das Brettspiel „Die Baumeister von Köln“ ab. Ausgedacht haben sich das Ganze Stefan Scheidtweiler und Christian Schäfer-Scheidtweiler. Vor etwa einem Jahr kam ihr Spiel auf den Markt. Damit ging für die beiden ein Traum in Erfüllung.
Testen – und immer wieder testen
„Wir haben beide schon immer gerne gespielt – und wir haben uns für Architektur interessiert, speziell für die romanischen Kirchen Kölns. So entstand die Idee“, erzählt Stefan Scheidtweiler. In Deutschland gibt es nur sehr wenige professionelle Spiele-Entwickler, die davon leben können. Die meisten machen es als Hobby in ihrer Freizeit – so wie auch Stefan Scheidtweiler und sein Mann. Zwei Jahre haben sie an dem Spiel getüftelt. „Am Anfang ist das Ganze sehr spröde und theoretisch“, erzählt Stefan Scheidtweiler. Zuerst überlegt man sich grob die Spielregeln, dann zeichnet man einen Spielplan und versucht alle Möglichkeiten und Spielzüge durchzugehen. „Wichtig ist, dass man das Spiel von möglichst viele Leuten testen lässt – und zwar immer und immer wieder. Wir haben das Spiel zum Beispiel von unserer Familie und unseren Freunden testen lassen“, sagt der 45-Jährige. Im Laufe der Zeit werden die Regeln immer feiner.
Verlage sind wählerisch
Die meisten Spiele-Entwickler schicken ihre Idee an einen Verlag und hoffen, dass das Spiel veröffentlicht wird. In den Verlagen arbeiten sogenannte Lektoren, sie probieren die Spiele aus und entscheiden darüber, ob eine Idee gut ist. Bei den Verlagen gehen jedoch locker mehrere hundert Spiele-Ideen im Jahr ein, nur wenige kommen auf den Markt und noch weniger werden erfolgreich. Außerdem wird an der ursprünglichen Idee oft noch herumgefeilt: Die Regeln werden verändert und manchmal sogar die ganze Spiel-Situation. Aus einer Fantasy-Welt voller Elfen und Orks wird plötzlich ein Weltraum-Abenteuer, aus einer Blumenwiese wird eine Rennpiste und anstatt Pyramiden baut man schließlich Wolkenkratzer. Genau das wollten die beiden Spiele-Entwickler aus Köln vermeiden: „Unser Spiel sollte nicht austauschbar sein“. Die zwölf romanischen Kirchen, die man im Spiel bauen muss, gibt es tatsächlich – heute noch.
Plötzlich Firmenchef
Anstatt ihre Idee an einen Verlag zu schicken, haben sich die beiden Kölner für einen anderen Weg entschieden: Sie haben einfach selbst einen Spiele-Verlag gegründet und ihr Brettspiel selbst produziert. „Plötzlich waren wir Firmenchefs und mussten uns mit ganz vielen Fragen befassen“, erklärt Stefan Scheidtweiler. Aufregend sei das gewesen und ganz schön anstrengend. Zum Beispiel mussten die beiden eine Firma finden, die das Spiel für sie herstellt. Es gibt Druckereien, die genau darauf spezialisiert sind.
War das wirklich so?
Bei der Entwicklung des Spiels haben sich die beiden Spiele-Fans aber etwas Unterstützung geholt, und zwar vom Förderverein Romanische Kirchen Köln, der sich im echten Leben um genau diese zwölf Kirchen kümmert. Die Geschichtsfachleute haben geprüft, ob in dem Spiel auch alles stimmt. Zum Beispiel, ob es die Leute, die auf den Spielkarten abgebildet sind, wirklich gegeben hat. Der Bürgermeister hatte anfangs noch ein grün-beiges Gewand. Eine Historikerin fand dann aber heraus, dass der Bürgermeister die Farben der Stadt trug: Deshalb ist Gewand nun in den Kölner Stadtfarben gestaltet – nämlich in Schwarz, Weiß, Rot. Ein besonderer Spaß: Auf zwei Spielkarten sind die beiden Spiele-Erfinder zu sehen. Welche das sind, wird aber nicht verraten. Das muss jeder selbst herausfinden. Mehr über das Spiel erfährst du auf der Website des Verlags der beiden.
Von Stefanie Paul