Beschützer des Doms

Beschützer des Doms
Dombaumeister Peter Füssenich. Bild: Mira Unkelbach

Peter Füssenich ist der aktuelle Dombaumeister

Der Kölner Dom feiert Geburtstag! Vor 700 Jahren wurde der Chor eingeweiht – jener Teil der Kirche, in dem der Altar steht. Seither dürfen dort Gottesdienste gefeiert werden. Einer, der sich über dieses Jubiläum riesig freut, ist Peter Füssenich. Er ist der aktuelle Dombaumeister. Es gab schon viele vor ihm. Im Mittelalter überwachten sie die Baustelle, heute sorgt der Dombaumeister für den Erhalt der Kirche.

Ein uralter Beruf

Manchmal geht Peter Füssenich abends noch über den Roncalliplatz hinüber zum Dom. Die großen Eingangstüren der Kirche sind dann schon längst geschlossen, die vielen Besucher nach Hause gegangen. 20.000 sind es jeden Tag. Durch das „Mauseloch“, eine kleine Tür an der Südseite, huscht Peter Füssenich in den Dom. Die Kirche ist leer und still – und wirkt noch gewaltiger als sie ohnehin schon ist. „Das ist ein unbeschreibliches Gefühl“, erzählt der Mann mit der großen Brille und dem freundlichen Lächeln.

 

Der Kölner Dom in seiner ganzen Pracht. Bild: Stefanie Paul

Peter Füssenich hat einen Beruf, den es in Köln nur ein einziges Mal gibt: Er ist der Dombaumeister. Dieser Beruf ist so alt ist wie der Dom selbst.  „Früher hatten die Dombaumeister vor allem die Aufgabe, die Baustelle zu überwachen“, erzählt Peter Füssenich über seine Vorgänger. Es waren gelernte Steinmetze, sie kannten sich also mit der Bearbeitung von Stein super aus. Ansonsten ist über das Leben der meisten aber nur wenig bekannt. „Es müssen aber wagemutige Bauleute gewesen sein. Denn sie wagten etwas ganz Neues“, sagt der 51-Jährige.

Die größte Kirche der Welt

In Köln sollte nämlich nichts anderes entstehen als die größte Kirche der Welt! Aber nicht nur das. Man wollte die Kirche auch in einem völlig neuen Baustil errichten. Früher hatten die Kirchen nur winzige Fenster und dicke Wände. Doch das änderte sich nun. Die Fachleute hatten neues Wissen und neue Technik – und dadurch konnten sie beispielsweise große Fenster bauen. Die Kirchen wurden heller – und durch das eingesetzte Glas auch bunter. Man nennt die Zeit, in der dieser neue Baustil aufkam, Gotik.

Früher passten die Dombaumeister auf, dass alles richtig gemacht wurde. Heute muss der Dombaumeister auch aufpassen – darauf, dass die Kirche erhalten bleibt. Zum Glück ist Peter Füssenich dabei nicht allein. Ein Team aus etwa 100 Fachleuten hilft ihm: Steinmetze, Elektriker, Schlosser, Glaser, ein Schmied und viele Restauratoren.

Gerüstabbau des Hängegerüsts am Nordturm. Bild: Mira Unkelbach

Ein Job fürs Leben

Peter Füssenich überlegt und rechnet kurz. Wenn alles nach Plan läuft, dann wird er noch 16 Jahre Dombaumeister bleiben. „So lange bis ich in Rente gehe“, sagt er und lacht. Was ihn und sein Team in den kommenden Jahren erwartet, das weiß er auch schon ganz genau: Zum Beispiel müssen sie sich um die Fenster im südlichen Querhaus kümmern. Diese müssen zum Teil komplett neu gemacht werden. Bis zu drei Jahre brauchen die Fachleute für ein Fenster. Fünf haben sie noch vor sich.

 Eine fast unendliche Geschichte

Insgesamt 632 Jahre wurde am Kölner Dom getüftelt. Das ist schon eine ziemlich lange Zeit! „Allerdings gab es auch 300 Jahre lang einen Baustopp“, verrät Peter Füssenich. Auf der Baustelle ging also nichts mehr voran. Das hatte mit der damaligen Zeit zu tun. Denn in Europa begann etwas, das wir heute Reformation nennen. Leute wie Martin Luther wollten die Kirche verändern, besser machen. Es kam jedoch zu Streit und Krieg und am Ende spaltete sich die Kirche auf: Es gab nun den alten katholischen Glauben und den neuen evangelischen. „Hinzu kam, dass die Gotik veraltet war. Die Menschen fanden nun andere Sachen gut“, erzählt der gelernte Architekt. Erst später kam die Gotik wieder in Mode, es wurde weitergebaut und 1880 war das gewaltige Bauwerk schließlich fertig!

Transport eines abgenommenen Engels vom Petersportal. Bild: Jennifer Rumbach

 Wunden heilen

Der Dom hat viel erlebt – und dabei die ein oder andere Verletzung davongetragen. Zum Beispiel während des Zweiten Weltkriegs. Dieser fürchterliche Krieg ging zwar schon vor 77 Jahren zu Ende, aber bis heute sind die Spuren sichtbar. 14 Fliegerbomben krachten damals auf die Kirche, eine davon schlug im Nordturm ein und hinterließ ein riesiges Loch. Das wurde notdürftig mit Ziegelsteinen zugemauert. Fachleute nennen das eine Plombe. Viele Jahre blieb diese bestehen, doch mittlerweile wurde sie ersetzt. Man kann das am Nordturm gut erkennen: Es gibt dort eine Stelle, an der die Steine auffällig hell sind. „Bis heute sind wir dabei, die Beschädigungen aus dem Weltkrieg auszubessern“, verrät der Dombaumeister.

Der Dom ist die Mitte Kölns

Peter Füssenich kennt die Kirche in und auswendig. Eine Stelle mag er aber besonders – und zwar den Vierungsturm, dort wo das Lang- und das Querhaus des Doms aufeinandertreffen. Diese Stelle ist besonders spannend, denn von dort aus werden alle Entfernungen gemessen. Wenn wir auf der Autobahn zum Beispiel lesen „Köln 20 Kilometer“, dann ist damit die Entfernung bis zum Vierungsturm gemeint.

Von Stefanie Paul