Wir lernen unser Leben lang

Wenn Babys auf die Welt kommen, können sie weder sprechen noch schreiben oder rechnen. Das lernen sie aber später. Der Experte Henning Beck untersucht, was dabei im Gehirn passiert.
Schon im Bauch wissen Babys, wie die Stimme ihrer Mutter klingt. Das ist eines der ersten Dinge, die sie lernen und nur der Anfang. Denn wir lernen unser Leben lang. Sogar Großeltern lernen noch, nur eben etwas langsamer.
Weil Kleinkinder noch viele neue Dinge kennenlernen, sind ihre Gehirne besonders formbar. Im ersten Lebensjahr vergrößert sich ihr Gehirn etwa um das Dreifache.
Muster erkennen
Kleine Kinder hören erst mal zu, erklärt Henning Beck. „Ihr Gehirn versucht in dieser Zeit Muster in der Umgebung zu erkennen.“ In seinem Beruf als Neurowissenschaftler untersucht Henning Beck, wie Menschen denken und lernen. Dazu schaut er sich auch das Gehirn an.
Wann Kinder mit dem Sprechen anfangen, ist ganz verschieden. Manche können schon mit acht Monaten erste Wörter sagen. Andere fangen erst mit zwei oder drei Jahren mit dem Sprechen an. In dieser Zeit probieren sich die Kinder aus, sie üben die Aussprache. Dass wir erst zuhören und dann sprechen können, liegt an der Entwicklung der zuständigen Gehirnbereiche.
Besser als vermutet
Auch in Mathematik sind kleine Kinder schon besser, als man es im ersten Moment vielleicht vermutet. „Wir rechnen eigentlich die ganze Zeit“, sagt der Hirnforscher Henning Beck. „Selbst Kinder können schon auf den ersten Blick Mengen erkennen“, erklärt er. Wenn etwa zwei Haufen nebeneinanderliegen können sie sagen, welcher größer ist.
Weil jedes Gehirn einzigartig ist, fällt einigen Menschen das Lernen leichter als anderen. „Manche Gehirne sind einfach besser vernetzt als andere, die können dann Informationen schneller hin- und herschicken“, sagt der Experte.
Wie einen Muskel trainieren
Aber keine Panik: Selbst lernen kann man lernen. Manche Forschende vergleichen das Gehirn etwa mit einem Muskel, den man trainieren kann. Welche Lernmethode für einen selbst funktioniert, muss man allerdings ausprobieren. Einige Menschen lernen ganz früh am Morgen am besten, andere zum Beispiel eher in den späten Abendstunden.
„Sich hinsetzen und nur Sachen zu wiederholen, ist die denkbar schlechteste Art zu lernen“, sagt Henning Beck. Stattdessen solle man sich Lernzettel, Schaubilder und Zusammenfassungen schreiben. „Allein das Spickzettel-Erstellen sorgt dafür, dass ich mir Gedanken über das Thema mache“, meint er. Den Zettel solle man in der Arbeit dann aber natürlich nicht benutzen.
Von Lea Knies (dpa)