Unterricht im Wohnwagen

Unterricht im Wohnwagen
Manchmal haben die Zirkuskinder auch draußen Unterricht. Foto: Roland Weihrauch/dpa

Ein lustiger Clown purzelt durch die Manege. Ein Artist jongliert mit Bällen. Vielleicht hast du im Zirkus auch schonmal Kinder und Jugendliche gesehen, die solche Kunststücke vorführen.

Wenn sie nicht üben oder auftreten, müssen auch sie in die Schule gehen. Das läuft aber etwas anders ab als bei dir – denn sie sind mit dem Zirkus ja dauernd in verschiedenen Orten unterwegs. Wir erklären dir, wie Zirkus-Kinder trotzdem Mathe, Deutsch oder Englisch pauken.

Manchmal haben die Zirkuskinder auch draußen Unterricht. Foto: Roland Weihrauch/dpa

Ein mobiles Klassenzimmer

Das blaue Zirkuszelt mit weißen Sternen steht immer nur eine Weile an einem Ort. Dann baut der Familienzirkus Traber es wieder ab und zieht in die nächste Stadt. Immer mit dabei: der 14-jährige Jamie und der 16-jährige Tony. Wie aber können die beiden zur Schule gehen, wenn sie ständig umziehen? Ihr Klassenzimmer kommt einfach mit! Es ist ein umgebauter Wohnwagen. „Das Klassenzimmer ist ein bisschen kleiner, aber es ist alles vorhanden, wie Tafel und Kreide. Und wir sind auch weniger Kinder“, erzählt Tony.

Nur zwei Lehrer

Die Lehrer fahren mit kleinen Schul-Bussen jeweils dorthin, wo der Zirkus gerade Station macht. „Wir haben zwei Lehrer. Einen für die Großen und einen für die Kleinen“, sagt Tony. Trotzdem arbeiten manchmal alle zusammen. „Wir kennen uns alle gut, weil wir Geschwister, Cousinen oder Cousins sind.“

Tony hat gerade seinen Realschulabschluss gemacht. Er erzählt von seiner außergewöhnlichen Schulzeit: „Vieles ist anders, aber wir haben auch ganz normale Fächer wie Mathe und Deutsch.“ Unterricht aber haben die Zirkusschüler nur drei- bis viermal in der Woche. Für die anderen Tage bekommen sie viel Lernstoff und Hausaufgaben. Außerdem nehmen die Kinder an Online-Kursen teil. „Das ist ein virtuelles Klassenzimmer. Dort treffen sich Schülerinnen und Schüler zu einem festgelegten Zeitpunkt und arbeiten gemeinsam an einem Thema“, erzählt Tony.

Normalerweise haben Jamie (links) und Toni (mitte) keine Schule im Zirkuszelt. Bei Auftritten zeigen sie dort Scherze als Clowns. Foto: Roland Weihrauch/dpa

Normale Schule im Winter

Nach dem Unterricht haben die Kinder Proben für ihre Auftritte im Zirkus. Anstatt Schulsport machen sie Akrobatik. Tony und sein Cousin Jamie treten auch zusammen als Clowns auf.

Im Winter hat der Zirkus fünf Monate Pause. In dieser Zeit gehen die Schülerinnen und Schüler meistens in eine normale Schule. Dort haben sie auch Freunde, die sie immer wieder treffen. Trotzdem kommen auch im Winter manchmal ihre anderen Lehrer vorbei: Tony erzählt, dass Lehrerin „Fritzi“ sie etwa an Geburtstagen oder Weihnachten besucht. Tony findet es super, dass er in eine Zirkusschule gehen durfte. „Wir sind das alles gewöhnt, seit klein auf. Wir haben es uns auch nie anders gewünscht“, sagt er.

Von Carina Lindig (dpa)