Freiwillig den Schulweg sichern

Freiwillig den Schulweg sichern
Schülerlotsin Miriam im Einsatz. Foto: Jörg Carstensen/dpa

Valerie, Miriam und Ava sind zehn und haben eine wichtige Aufgabe. Sie sind als Schülerlotsinnen im Einsatz. Dieser freiwillige Dienst feiert in Deutschland bald Geburtstag. Wie er funktioniert, erzählen die drei Mädchen hier.

Freiwillig früher aufstehen und vor den anderen Kindern zur Schule gehen? Für die Schwestern Valerie und Miriam und ihre Freundin Ava kein Problem. Seit Herbst letzten Jahres machen die zehnjährigen Mädchen das jeden Freitagmorgen. Seitdem nämlich sind sie als Schülerlotsinnen im Einsatz. Dafür stellen sie sich an eine Kreuzung nahe ihrer Grundschule in Berlin. Dann helfen sie ihren Mitschülerinnen und Mitschülern sicher auf die andere Seite.

Schülerlotsin Ava sichert die Straße. Foto: Jörg Carstensen/dpa

„Wir wohnen alle hier in der Nähe, Ava holt mich und Miriam morgens ab“, erzählt Valerie. Das ist etwa gegen sieben Uhr morgens. Dann ziehen sie die Schullotsen-Uniform an, eine neongelbe Weste und eine neongelbe Kappe. Außerdem haben sie eine Winkerkelle dabei, die Licht reflektiert. So können andere sie auch im Dunkeln besser sehen.

Mit ausgestreckten Armen

An der Kreuzung warten sie dann auf die anderen Schülerinnen und Schüler. „Wenn Schüler kommen, stellen wir uns auf die Straße, halten die Autos an und lassen einen Teil rüber. Dann gehen wir wieder zurück, damit auch die Autos wieder fahren können“, erklärt Miriam. Das machen sie immer zu zweit. Dabei stehen sie mit ausgestreckten Armen auf der Straße und bilden so eine Gasse.

Lotsinnen und Lotsen wie die drei gibt es schon seit vielen Jahren in Deutschland. Bundesweit eingeführt wurde der Dienst am 14. Januar 1953. Das ist am kommenden Samstag genau 70 Jahre her. Die Schülerlotsen haben also Geburtstag. Verkehrsexperten finden, dass sie eine gute Hilfe für Kinder sind, um sicher zur Schule zu kommen.

Wie die drei Mädchen auf die Idee gekommen sind, bei den Schülerlotsen mitzumachen? „Unser Lehrer hatte in der Klasse gefragt, wer es machen möchte, da haben wir und ein paar andere sich gemeldet. Dann haben wir eine Ausbildung gemacht mit einer Polizistin“, sagt Valerie. Bei dieser Ausbildung lernen die Kinder Verkehrsregeln und wie man sich als Lotsin oder Lotse zu verhalten hat.

Schülerlotsin Valerie sichert die Straße. Foto: Jörg Carstensen/dpa

Schriftlicher Test

Am Ende müssen die Kinder einen schriftlichen Test bestehen. Und auch draußen auf der Straße müssen sie zeigen, ob sie alles verstanden haben. „Da geht es zum Beispiel darum, wie man sich hinstellen muss und wann man auf die Straße darf“, sagt Miriam. Bisher klappt der Einsatz der drei gut. „Die Autos halten immer an. Wir hatten noch keine gefährliche Situation.“ Manche Lastwagen aber fahren zu schnell auf der Straße, findet sie.

Ihr Lehrer Stephan Burwieck, der für die Schülerlotsen an der Schule zuständig ist, kennt aber auch andere Situationen. „Es gibt Fahrradfahrer, die fahren weiter, auch wenn die Lotsen gerade die Straße sichern. Oder Eltern, die über die Straße gehen, obwohl die Lotsen gerade nicht sichern.“ Das ärgert ihn. „Die Ungeduld bei manchen ist einfach zu groß.“

Valerie, Miriam und Ava gefällt ihre Aufgabe dennoch sehr. Selbst wenn sie dafür früh aufstehen müssen. „Es macht Spaß, die Kinder sicher über die Straße zu bringen“, sagt Ava.

Von Silke Sullivan (dpa)