Flucht vor dem Krieg

Flucht vor dem Krieg
Die drei Kinder sind aus der Ukraine geflohen. Bild: Sommersberg

Viele Kinder sind aus der Ukraine nach Deutschland gekommen und gehen hier jetzt in die Schule

Ein Jahr. So lange dauert der Krieg zwischen der Ukraine und Russland schon an. Am 24. Februar 2022 marschierten Soldaten aus Russland in ihr Nachbarland Ukraine ein. Seitdem wird hart gekämpft, ganze Städte sind zerstört worden, viele Menschen wurden verletzt oder sind sogar gestorben. Duda hat drei Kinder getroffen, die vor dem Krieg geflohen sind, und jetzt in Köln leben. Wie es ihnen hier geht, erfährst du hier.

Ein großer Streit

Zwischen der Ukraine und Russland gibt es schon lange Streit. Die Ukraine liegt im Osten von Europa und grenzt an Länder wie Polen, Rumänien, Belarus – und Russland. Einige Menschen in der Ukraine fühlen sich Europa zugehörig, andere möchten sich an Russland orientieren. Russland wiederum möchte verhindern, dass die Ukraine enger mit Europa zusammenarbeitet. Seit knapp zehn Jahren gibt es deswegen immer wieder Kämpfe, vor allem im Osten der Ukraine.

Natalia (10). Bild: Sommersberg

Der Auslöser für den Krieg

Im Februar vergangenes Jahr spitzte sich die Situation zu. Wladimir Putin, der Präsident von Russland, erklärte, dass bestimmte Regionen im Osten der Ukraine nun zu Russland gehören würden. So etwas zu bestimmen, ist aber verboten. Einige Tage später gab er seinen Soldaten den Befehl, in die Ukraine einzumarschieren und einen Krieg zu beginnen, um die Gebiete für sich zu beanspruchen. Die ukrainischen Soldaten verteidigen seitdem ihr Land und konnten die russischen Truppen teilweise zurückdrängen.

Hilfsbereitschaft

Obwohl es den Streit zwischen der Ukraine und Russland schon lange gibt, hatten viele nicht damit gerechnet, dass es zu einem Krieg kommen würde. Menschen überall auf der Welt waren schockiert. Politikerinnen und Politiker verhängten Strafen gegen den russischen Präsidenten und seine Anhänger. Außerdem unterstützen viele Länder den ukrainischen Präsidenten und seine Soldaten mit Waffen. Viele Leute spenden Geld, Kleidung oder Lebensmittel, um den Menschen in der Ukraine zu helfen.

Usama (9). Bild: Sommersberg

Auf der Flucht

Zunächst fanden die Kämpfe vor allem im Osten der Ukraine und rund um die Hauptstadt Kiew statt. Doch mittlerweile sind viele Regionen des Landes nicht mehr sicher, Häuser und Wohnungen wurden zerstört. Trotz einiger Versuche konnte der Krieg bis jetzt leider nicht beendet werden. Deswegen sind viele Ukrainerinnen und Ukrainer aus ihrem Land geflohen. Mehr als eine Million dieser Geflüchteten sind nach Deutschland gekommen, ungefähr jedes Dritte ist ein Kind – und diese Kinder gehen nun hier in Deutschland zur Schule.

Ukrainische Kinder in der KGS Horststraße

Auch die Katholische Grundschule (KGS) Horststraße in Köln-Mülheim besuchen Kinder, die mit ihren Familien aus der Ukraine geflohen sind. Sie gehen zunächst in die Igel- oder die Biber-Klasse. Das sind Internationale Klassen, in denen alle Kinder unterrichtet werden, die neu aus anderen Ländern kommen. Hier lernen die Schülerinnen und Schüler erst mal Deutsch. Nach und nach kommen sie dann in ihre Regelklassen. So ist es auch bei Nataliia, Usama und Volodymyr. Die drei sind mit ihren Familien aus unterschiedlichen Städten in der Ukraine nach Köln gekommen.

Das sagt Nataliia, 10 Jahre

In der Ukraine hatte ich sehr viele Freunde. In Köln war es zunächst schwierig, neue Freunde zu finden, weil ich kein Deutsch konnte. Ein Mädchen, das ursprünglich aus Russland kommt, hat mir aber geholfen. Ich spreche nämlich auch Russisch, deswegen konnten wir uns unterhalten. Meine beste Freundin hier in Deutschland kommt aus Spanien. Ich finde es gar nicht so schwer, Deutsch zu lernen und gehe auch schon den halben Schultag in die Regelklasse. Nach den Sommerferien wechsele ich auf die weiterführende Schule. Mit meinen Eltern und meinem kleinen Bruder wohne ich in einer Wohnung in Köln-Dünnwald. Ich denke, dass wir noch lange her in Deutschland bleiben werden – und das wünsche ich mir auch. Am besten an Köln gefällt mir der Dom. Zusammen mit einer Freundin war ich schon in der Kirche und ich bin wirklich beeindruckt, wie groß sie ist. Auf den Turm zu steigen habe ich mich aber noch nicht getraut.

Volodymyr (7). Bild: Sommersberg

Das sagt Usama, 9 Jahre

In Köln und an der KGS Horststraße gefällt es mir gut. Meine Lieblingsfächer sind Sport und Mathe. In der Pause spiele ich gerne Fangen oder Fußball. Deutsch zu lernen, finde ich ganz schön schwer. Ich wohne mit meinen Eltern und meinen beiden großen Schwestern in Köln-Thielenbruch. Am Wochenende fahren wir oft mit dem Zug nach Essen, dort leben Freunde von uns. Ich möchte gerne in Deutschland wohnen bleiben, denn in der Ukraine ist durch den Krieg doch alles kaputt.

Das sagt Volodymyr, 7 Jahre

Ich bin schon im Februar letztes Jahr nach Köln gekommen. Die Schule hier ist ganz schön anders: In der Ukraine haben wir nach jeder Stunde eine Pause. Dann habe ich immer gegessen und getrunken und ein bisschen gemalt oder geschrieben. In der Ukraine darf man nämlich jede Pause in der Klasse bleiben. Das ist praktisch, wenn es im Winter sehr kalt ist oder regnet. Sonst gefällt es mir in Deutschland aber wirklich gut und ich finde es toll, mit den vielen U-Bahnen und Zügen fahren zu können. Außerdem trinke ich gerne Sprite – das gibt es in der Ukraine gar nicht. Ich war sogar schon auf dem Kölner Dom und habe dort Selfies gemacht. Meine Großeltern sind noch in der Ukraine und ich vermisse sie sehr. Nach dem Krieg möchte ich gerne dorthin zurückgehen. Denn das ist doch mein Zuhause.

Von Angela Sommersberg