Das grüne Klassenzimmer

Ein Klassenzimmer unter freiem Himmel. Bild: Simone Nörling

Unterricht im Freien macht jede Menge Spaß

Sitzt du manchmal im Klassenzimmer und guckst sehnsüchtig nach draußen? Möchtest du oft auch lieber die Dinge ausprobieren und anfassen, um sie zu verstehen? Viele Schulen versuchen heute, Unterricht anders und anschaulicher zu machen, zum Beispiel indem sie ein „Grünes Klassenzimmer“ einrichten, spannende Naturprojekte starten oder einen Schulgarten bepflanzen. All das macht die Integrierte Gesamtschule Bonn-Beuel. Duda war einen Vormittag lang mit der Klasse 6b unterwegs und hat beim Unterricht im Grünen mitgemacht.

Ab nach draußen!

28 Schulkinder, Lernbegleiter und zwei Lehrkräfte in einem Klassenzimmer – das ist ganz schön voll und vor allem im Sommer oft heiß und stickig. Aber heute läuft der Unterricht für die 6b an der IGS Bonn-Beuel in der dritten und vierten Stunde anders. Klassenlehrerin Karolina Nowak und Klassenlehrer John Hamacher rufen: „Heute gehen wir ins Grüne Klassenzimmer!“ Stühle werden gerückt, die Jungen und Mädchen machen sich auf den Weg nach draußen. Lynn erzählt: „Wir gehen etwa einmal die Woche zusammen ins Grüne Klassenzimmer, wenn das Wetter gut ist“. Was ein „Grünes Klassenzimmer“ ist? In Bonn-Beuel ist damit ein Halbkreis aus Steinen auf einer Wiese gemeint, in dem die Kinder zusammenkommen und Unterricht in verschiedenen Fächern im Freien machen. Dort spricht John Hamacher heute über die Wirbelsäule. „Welche Bewegungen könnten wir ohne sie nicht machen?“, fragt er seine Schülerinnen und Schüler. Hier im Grünen Klassenzimmer gibt es viel Platz, sich zu bewegen und sich auszuprobieren, um eine Antwort auf die Frage zu finden

Es gibt viele verschiedene Gemüsearten. Bild: Simone Nörling

Ein Tapetenwechsel

Wenn in den Innenräumen die Temperatur steigt, ist das Outdoor-Klassenzimmer beliebt. Hier in Bonn-Beuel gibt es den Lernort im Freien schon lange. Einige Mädchen lachen und erzählen: „Manchmal kommt Wind auf, und wir müssen auch schon mal Arbeitsblättern hinterherjagen. Manche von uns mögen keine Insekten oder haben Angst vor Spinnen. Aber eigentlich finden wir es hier super!“ Alle sind sich einig: Draußen im Grünen zu lernen macht mehr Spaß als drinnen und bringt Abwechslung. „Der Steinkreis wird viel genutzt. Vor einiger Zeit haben wir zusammen mit Eltern und Schülern ein zweites Grünes Klassenzimmer aus Baumstämmen gebaut. Der Unterricht im Freien ist eine besondere Erfahrung“, meint Karolina Nowak. Tatsächlich haben Forschende herausgefunden, dass man besser lernen und denken kann, wenn man sich dabei bewegt

Alles Gemüse

Nach dem Unterricht der Zeit im „Grünen Klassenzimmer“ geht es durch die Wiese weiter übers Schulgelände. Ziel sind einige Beete, eingezäunt von einem Holzgatter, auf denen schon einiges sprießt und wächst. Die 5. und 6. Klassen nehmen an der „GemüseAckerdemie“ teil. Und das geht so: Gemeinsam mit ihren Lehrerinnen und Lehrern bauen die Kinder Gemüse an. Sie übernehmen die Verantwortung für ihren Acker, sähen, gießen, pflegen, ernten und erfahren dabei nicht nur, wie das Essen auf den Teller kommt, sondern auch jede Menge über Pflanzen, Ernährung und Gärtnern. „Zuerst mussten wir den Acker anlegen, also die Erde umgraben, Wurzeln und Steine ausbuddeln und mulchen. Das war ganz schön viel Arbeit!“ Mulchen bedeutet, dass man Laub oder auch abgestorbene Pflanzen auf die Erde gibt. Dieser sogenannte Mulch wirkt als natürlicher Dünger und versorgt den Boden mit Nährstoffen, der dann bereit ist zum Sähen und Pflanzen

Stippvisite bei den Hühnern im Schulgarten. Bild: Simone Nörling

Vom Acker auf dem Teller

John Hamacher schmunzelt: „Am Anfang war es für uns alle nicht leicht, Unkraut von Pflanzen zu unterscheiden.“ Und Marieke zählt auf: „Hier wachsen schon Fenchel und Kohlrabi, Rote Beete und Kartoffeln.“ Ist das Gemüse reif, ernten die Kinder. Anschließend kochen sie daraus im Fach Hauswirtschaft leckere Sachen. Lernen klappt hier fast ganz nebenbei, etwa wie Pflanzen aufgebaut sind und wie man sich gesund ernährt. Gepflanzt werden Mischkulturen, also viele verschiedene Gemüsearten, und Kunstdünger kommt nicht auf den Acker. Die Jungen und Mädchen erfahren, wie viel Mühe es kostet, sich um eine Pflanze zu kümmern, und wie toll es ist, nach einigen Wochen eine knackige Möhre aus der Erde zu ziehen. Das nennt man Wertschätzung und ist gut für uns und unseren Planeten.

Zum Schluss gibt es noch eine Stippvisite bei den Hühnern im Schulgarten. Aufgeregt erzählen die Kinder von den Küken, die geschlüpft sind. Sie zeigen die selbstgebauten Bienenhotels und klettern ins Baumhaus. So kann Lernen ein richtiges Abenteuer sein.

Mehr Infos

Die GemüseAckerdemie ist ein Bildungsprogramm von Acker e. V. Wenn du, deine Eltern oder deine Lehrer mehr darüber wissen möchtet, schaut euch die Homepage an.

Von Simone Nörling