Deutschlands alte Hauptstadt Bonn

Deutschland war lange durch eine Mauer in Ost und West geteilt. Bevor am 3. Oktober 1990 die Wiedervereinigung der beiden Teile und damit der Fall der Mauer gefeiert wurde, war Bonn die Hauptstadt der Bundesrepublik Deutschland. Bonn liegt ganz in der Nähe von Köln. Schau doch mal vorbei! Wir erklären dir wichtige Orte in der Stadt.
Der Bundeskanzler, der Bundespräsident und viele andere Politiker hatten ihren Arbeitsplatz in Bonn. Mehr als 40 Jahre lang war dort der sogenannte Regierungssitz. Doch nach der Wiedervereinigung beschloss man, dass Berlin zur Hauptstadt ernannt werden sollte. Für die Politik hieß das: umziehen! Ein gigantischer Umzug von Behörden, Ministerien und schließlich dem Bundestag stand an. Stühle, Ordner, Bücher und viele andere Dinge wurden mit 1200 Lastwagen quer durch Deutschland transportiert. Insgesamt dauerte die Umverteilung zwei Jahre und kostete mit den neuen Gebäuden in Berlin ca. 10,2 Milliarden Euro. Heute erinnern viele Orte in Bonn an ihre Zeit als Hauptstadt. Duda möchte dir einige davon vorstellen.
Hofgarten
Seit 1968 diente der Hofgarten immer wieder als Schauplatz großer und vor allem politischer Kundgebungen. Hier versammelten sich die Bürger, wenn sie mit Entscheidungen der Politiker nicht einverstanden waren. Sie demonstrierten und protestierten mit Plakaten und dachten sich Sprüche aus. Einer der größten Versammlungen fand 1981 an. Auf dem Rasen des Hofgartens versammelten sich 250.000 Menschen, und sprachen sich unter anderem gegen neue Waffensysteme aus. Da der Hofgarten eine sehr zentrale Lage hatte, war er für alle Bürger gut zu erreichen. Heute zählt die große Wiese des Hofgartens zum Gelände der Universität Bonn. An warmen Tagen und besonders im Sommer versammeln sich dort viele Studenten und Passanten, um sich in die Sonne zu legen.
Villa Hammerschmidt
Die Villa Hammerschmidt diente von 1950 bis 1994 als Amtssitz Bundespräsidenten. In der Villa Hammerschmidt arbeitete und lebte der jeweils amtierende Präsident von Deutschland. Im Erdgeschoss befanden sich die Repräsentationsräume. Das Obergeschoss wurde als Privatwohnung genutzt. Der erste Präsident der die Villa Hammerschmidt bezog war Theodor Heuss. Viele bezeichnen die Villa auch als „Weißes Haus von Bonn“. Das liegt daran, dass es große Ähnlichkeit mit dem Weißen Haus, in dem der Präsident der USA lebt, hat. Heute lebt und arbeitet der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck im Schloss Bellevue in Berlin. Die Villa Hammerschmidt ist aber sein zweiter Amtssitz.
Palais Schaumburg
Auch der Bundeskanzler braucht einen festen Dienstsitz. Dieser befand sich im Palais Schaumburg, direkt neben dem Haus den deutschen Bundespräsidenten. Der Kanzler und der Präsident waren in Bonn also Nachbarn. Im Palais Schaumburg hatte der Bundeskanzler sein eigenes Arbeitszimmer und empfing wichtige Gäste aus der ganzen Welt. Der erste Bundeskanzler der dort einzog, war Konrad Adenauer im Jahr 1949. In dem Palast befindet sich neben den Arbeitszimmer des Bundeskanzlers auch ein Kabinettssaal, in dem viele wichtige Entscheidungen getroffen wurden und in Zukunft getroffen werden. Denn heute gilt das Palais Schaumburg als zweiter Amtssitz der Bundeskanzlerin Angela Merkel. Auch sie arbeitet und empfängt hier viele Gäste.
Ehemalige Bundestag und Plenarsaal
Obwohl Bonn viele Jahrzehnte die Hauptstadt von Deutschland war, tagte der Bundestag nur acht Jahre in diesem Parlamentsgebäude. Der Plenarsaal wurde erst sehr spät fertiggestellt. Trotzdem zählt er zu einer der besondersten Orte des Deutschen Bundestags in Bonn. Im Oktober 1992 wurde der neue Plenarsaal eingeweiht. Seine großen Glasflächen sollten Offenheit und Transparenz symbolisieren. Am 1. Juli 1999 fand dort die letzte Sitzung statt. Von da an, tagte der Bundestag im renovierten Reichstagsgebäude in Berlin. Aber der Plenarsaal wird auch heute noch genutzt. Viele nationale und internationale Konferenzen oder Veranstaltungen finden dort statt.
Langer Eugen
Wenn die Abgeordneten, also die Politiker des Deutschen Bundestags nicht öffentlich diskutierten oder eine Rede hielten, arbeiteten sie in ihren Büros. Diese befanden sich alle im Abgeordneten-Hochhaus des Deutschen Bundestags. Das große Gebäude wurde zu einem Wahrzeichen der Bundeshauptstadt Bonn, weil es eines von nur wenigen Hochhäusern war. 1969 bezogen die Abgeordneten das Gebäude. In den oberen Etagen befanden sich die Ausschuss- und Konferenzsäle, in den unteren Etagen befanden sich die Arbeitszimmer. Viele Bürger haben sich aber einen eigenen Namen für das Hochhaus ausgedacht. Sie nannten es „Langer Eugen“. Doch wie kam der Name zustande? Das lag daran, dass der damalige Bundestagspräsident Eugen Gerstenmaier eine große Begeisterung für Hochhäuser hatte. Daher haben sie das Gebäude Langer Eugen getauft. Heute dient der Lange Eugen als Sitz der Vereinten Nationen in Bonn.
Adenauerkopf
Der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland war Konrad Adenauer. Er regierte von 1949 bis 1963 in Bonn. Er hatte eine schwierige Aufgabe vor sich. Denn 1949 endete der zweite Weltkrieg und Konrad Adenauer musste Deutschland wieder neu aufbauen. Das gelang ihm in seiner Amtszeit sehr gut und daher widmete man ihm eine Skulptur mit der Abbildung seines Kopfes. Der Bronzekopf ist sehr interessant modelliert. In den Hinterkopf hat der Künstler der Skulptur zum Beispiel den Kölner Dom eingebaut. Denn Konrad Adenauer ist in Köln geboren worden und war dort auch Bürgermeister. Auch ein Rosenstock als Erinnerung an seine Lieblingsblumen und das Wiederaufblühen Deutschlands findet man in seinem Hinterkopf.
Von Shara Fatheyan