Natur zum Anfassen

Natur zum Anfassen
Unter einem morschen Brett finden sich Schneckeneier. Foto: Uwe Weiser

Mit der Kindergruppe des NABU Köln unterwegs

Es geht in den Nüssenberger Busch. Schon bevor dieser Wald im nordwestlichen Köln erreicht ist, haben die jungen Naturforscher der NABU-Kindergruppe ein spannendes Insekt entdeckt: eine Erdhummel. Sie sitzt auf einem Klohäuschen. „Bestimmt eine Königin“, sagt Jörg Siemers. Er begleitet die Kinder beim Ausflug, den der NABU Köln veranstaltet. Das ist die Kölner Gruppe des Naturschutzbunds Deutschland, kurz NABU, der sich für die Natur und den Umweltschutz einsetzt.

Es geht um die Erfahrung

Als weitere Betreuerin ist heute Angelika Keil dabei. „Wir wollen Kinder an die Natur heranführen. Das ist in der Großstadt besonders nötig“, sagt sie. Gedacht sind die Ausflüge für Kinder aus Bocklemünd/Mengenich und den benachbarten Stadtteilen, im Alter von sechs bis zwölf oder 13 Jahren. Jeden Monat steht etwas anderes an. Mal geht es zum NABU-Naturgarten in Höhenberg, mal werden Wintervögel am Pescher See beobachtet, mal steht ein Ausflug zu einem Bio-Bauernhof auf dem Programm. „Der Umweltschutz steht noch nicht so im Mittelpunkt, es geht mehr um die Naturerfahrung“, sagt Jörg Siemers.

Im Tümpel wird nach Kaulquappen gesucht. Foto: Uwe Weiser

Durchs Unterholz

Dazu werden die Waldpfade gerne mal verlassen. Durch das Unterholz zu Bäumen, an denen Raupen Löcher in die Blätter knabbern. Zu vermoderten Holzstämmen, unter denen Asseln, Ameisen und andere Kleintiere krabbeln. Nah ran an den Tümpel und am Ende zum großen Kletterbaum. „Die Kinder sehen was, riechen was, hören was – und stellen Fragen. Daraus ergeben sich Geschichten“, sagt Jörg Siemers. Ihre Geschichten haben die Kinder der Duda erzählt.

Julius, 5 Jahre, und Sophia, 9 Jahre

„Ich hatte Froschlaich in der Hand, das sind die Eier von Fröschen“, erzählt Sophia, „und einen Frosch hab ich auch gefangen. Der war ganz flauschig – und ein bisschen glitschig.“ Im Wald lagen Baumstämme, die mit einem Pilz bewachsen waren. Sophia hat sich die kleinen schwarzen Knubbel angesehen und glaubte danach: „Das sind Minilakritzpilze. Oder vielleicht Autoventilpilze.“ Bruder Julius ist erst fünf – eigentlich ein wenig jung für die Gruppe. Aber bei Geschwisterkindern wird auch mal eine Ausnahme gemacht. „Ich fand’s toll, zu klettern und vom Baum zu springen“, sagt Julius am Ende. Der Teich war für ihn nichts komplett Neues: „Unsere Oma aus Hamburg hat einen Garten mit Teich, die besuchen wir oft.“

Felix und Henri, beide 9 Jahre

„Wir gehen in die gleiche Schulklasse, die 4b, und sind beste Freunde“, sagen Henri und Felix. Heute sind sie die Einzigen, die ohne ihre Eltern dabei sind. Obwohl das eigentlich der Normalfall sein sollte. Felix war schon beim letzten Ausflug dabei, da ging es auf den Westfriedhof, vor allem um Vögel zu beobachten. Felix hat ein Bestimmungsbuch mitgebracht. Damit findet er sonst heraus, auf welche Tier- oder Pflanzenarten er gerade gestoßen ist. Herausgeholt hat er das Buch heute aber nur einmal: „Um Henri zu zeigen, wie der Bergmolch aussieht, der in unserem Garten in Longerich lebt“. Henri hat zum ersten Mal Kaulquappen berührt: „Die haben sich angefühlt wie ein kleiner Ball aus Seide.“

Es gibt viele Tiere zu entdecken. Foto: Uwe Weiser

Emily, 6 Jahre

„Wir haben auch einen Teich im Garten. Mit zwei Molchen drin“, erzählt Emily ganz am Anfang des Ausflugs. Jörg Siemers fragt sie, ob das denn Bergmolche sind oder Teichmolche. Das weiß Emily nicht, aber sie erinnert sich an die Bäuche in knalligem Orange. „Also sind es Bergmolche“, sagt Jörg Siemers. Beim Ausflug zeichnet Emily eine Raupe und einen Falter, also einen Schmetterling, in ihr Notizbuch. Vorzeigen will sie die Zeichnungen lieber nicht. Ihre Mutter erzählt: „Sie malt total realistisch. Und sie weiß total viel über Tiere und Pflanzen.“ Vielleicht nimmt Emily ihre Zeichnungen nach den Sommerferien mit in die Klasse. Dann kommt die Sechsjährige in die Schule.

Theobald, 8 Jahre, und Wilhelm, 7 Jahre

„Am Tümpel hatte ich einen kleinen Krebs auf der Hand – und einen Frosch“, sagt Theobald. Beim Fischen hätte er „nicht so viel Glück gehabt“, findet er: „Das waren nur ganz viele Posthornschnecken.“ Woher er diese Schnecken kennt? „Aus meinem Tiptoi-Buch. Aber in Wirklichkeit sind die viel kleiner.“ Sein Bruder Wilhelm hat ein Taschenmesser mitgebracht – und sich in den Finger geschnitten. „Das war aber nicht so schlimm. Wir wollten uns einen riesigen Speer schnitzen.“ Schließlich haben sie sich dann doch dagegen entschieden.

NABU-Kindergruppen in Köln

Die Bocklemünder Kindergruppe trifft sich einmal im Monat. Momentan gibt es in Köln nur eine weitere Kindergruppe, die Zooschule. Auch sie trifft sich in der Regel samstags. Mehr Infos zu den Gruppen und wie du mitmachen kannst, erfährst du auf www.nabu-koeln.de/naju-kindergruppen

Der NABU Köln will sein Angebot an Kindergruppen ausbauen. Dazu sucht er Veranstaltungsräume und ehrenamtliche Betreuerinnen und Betreuer – vielleicht können eure Eltern helfen. Infos unter: gs@nabu-koeln.de

von Markus Düppengießer