Komm, wir laufen über die Alpen!

Komm, wir laufen über die Alpen!
Auf so einem Bergkamm hat man eine super Aussicht. Foto: Dominik Arendt/dpa

Zum Start meiner großen Alpentour fahre ich mit dem Zug. Doch von Oberstdorf im Süden Deutschlands geht es zu Fuß weiter. Die Idee hatte ich schon länger: einmal über die Alpen wandern, von Deutschland über Österreich nach Italien. Nun kann es endlich losgehen!

Reporterin Jennifer Heck wandert über einen Bergkamm in den Alpen. Foto: Dominik Arendt/dpa

Mein Freund Dominik ist auch dabei. Ein halbes Jahr haben wir uns auf die Wanderung vorbereitet. Wir haben Ausrüstung gekauft, den Weg geplant und mit dem Gepäck langes Laufen geübt. Ich freue mich auf die nächsten zehn Tage. Ich habe aber auch großen Respekt vor dem Wetter in den Bergen, der Anstrengung und besonders schwierigen Stellen.

Dominik trägt neben seinen Sachen auch noch einen Gaskocher für uns in seinem Rucksack – und viele Müsliriegel! Denn hoch oben in den Bergen gibt es nur wenige Hütten, in denen wir essen können. Dort übernachtet man häufig in großen Schlafsälen im Schlafsack. Jeder von uns hat drei Liter Wasser in einer Trinkblase mit Schlauch dabei. Das ist wichtig, denn in den nächsten Tagen geht es mit dem Gepäck auf dem Rücken immer wieder lange bergauf und lange bergab.

Auch Tieren begegnet man immer wieder mal in den Alpen. Foto: Dominik Arendt/dpa

Im Sonnenschein laufen wir los. Neben uns plätschert und rauscht es die ganze Zeit. Ganz nah am Weg stürzen kleine Wasserfälle hinab und spritzen uns mit kaltem Bergwasser nass. Mit unseren wasserdichten Wanderschuhen stapfen wir durch kleine Bäche. Ein GPS-Gerät hilft uns, den richtigen Weg zu finden – wie ein Navi in den Bergen. Aber an einer Stelle liegt plötzlich eine Schlucht vor uns, die wir nicht wie geplant überqueren können. Wir müssen einen kleinen Umweg laufen. Zum Glück kommen wir trotzdem an der ersten Berghütte an. Von dort starten wir morgens auf den Gipfel und erreichen unser Nachbarland Österreich.

Meistens wandern wir im Nebel los. Bis zur nächsten Berghütte dauert es viele Stunden. Der Weg nach oben ist jedes Mal besonders anstrengend. Die letzten Meter auf den Gipfel erreichen wir manchmal nur, indem wir über große Felsbrocken klettern. Den Weg erkennen wir hier an den rot gemalten Punkten auf den Felsen. Zwei Mal kämpfen direkt am Weg große Steinböcke mit beeindruckenden Hörnern und Ziegenbart. Ihnen scheint der Abgrund nichts auszumachen.

Oben auf den Gipfeln erwartet uns und die anderen Wanderer ein hohes Kreuz. Darin steckt oft ein Buch mit Grüßen. Wir lesen die Grüße anderer Wanderer und tragen uns ein. Der höchste Schlafplatz der Tour liegt auf fast 3000 Metern Höhe, vor einem Gletscher. Dahinter liegt der schwierigste Teil: Links und rechts geht es steil nach unten. Plötzlich hören wir ein Grummeln wie brechendes Eis. Eine kleine Lawine stürzt den Berg hinunter, bleibt aber nach kurzer Zeit auf dem restlichen Schotter liegen. Glück gehabt! Nach zehn Tagen kommen wir an einem See an. Ziel erreicht!

Von Jennifer Heck, dpa