„Unsere Stimmen erzeugen Kino im Kopf“

„Unsere Stimmen erzeugen Kino im Kopf“
Artwork: Deutschlandradio


Die Kinderradiosendung Kakadu wird 25 Jahre alt – Wir haben mit Moderator Tim Wiese gesprochen

Interview

Am 01. Mai 2021 wird die Kinderradiosendung Kakadu 25 Jahre alt. Herzlichen Glückwunsch! Seit wann moderierst du dort, Tim?
Seit 14 Jahren schon. Damit bin ich von uns vier Moderatoren der, der am längsten dabei ist.

Moderator Tim Wiese. Foto: Hagen Wolf, Deutschlandradio

Bei dir ging es mit dem Radiomachen aber schon viel früher los: Nämlich im Wohnzimmer deiner Oma. Stimmt das?
Ich wusste schon als Kind, dass ich gerne mal beim Radio oder Fernsehen arbeiten will. Mit acht oder neun Jahren habe ich dann angefangen, für meine Oma Radiosendungen zu machen. Ich habe Musik abgespielt und zwischen den Liedern moderiert, meine Oma war Kandidatin in meiner Quiz-Show und manchmal eine Hörerin, die eine Frage hatte.

Deine Oma ist sicher stolz, dass du jetzt wirklich beim Radio arbeitest, oder?
Ja, sie hat meine Radiosendungen immer gehört und begeistert mitverfolgt – auch noch, als sie im Seniorenheim war. Leider ist sie aber inzwischen gestorben.

Was gefällt dir besonders gut am Radiomachen?
Anders als beim Fernsehen sieht man beim Radio ja keine Bilder. Deswegen erzeugen wir mit unseren Stimmen Kino im Kopf. Wenn ich zum Beispiel sage: Ich habe meine Nase rot angemalt, dann haben die Hörerinnen und Hörer direkt ein Bild davon. Und mit unserer Stimme können wir verschiedene Stimmungen erzeugen, gruselige, lustige, ernste. So können wir die Fantasie der Hörerinnen und Hörer lenken, das macht Spaß.

Du moderierst auch Sendungen für Erwachsene. Was ist beim Radio für Kinder anders?
Ehrlich gesagt mache ich keinen großen Unterschied. Ich nehme meine Hörerinnen und Hörer immer ernst – egal, ob sie Kinder oder Erwachsene sind. Aber bei Kindern kann man verrücktere und schrägere Sachen machen, weil Kinder einen anderen Zugang zu ihrer Fantasie haben. Erwachsene sind oft so steif. Besonders Spaß am Radio für Kinder macht mir, dass ich selbst dabei so unglaublich viel lerne. Zuletzt hatten wir zum Beispiel eine große Sendung zum Thema Tränen. Da habe ich gelernt, dass Tränen, die wir aus Traurigkeit vergießen, ölig sind. Denn diese Tränen sind ein Zeichen dafür, dass wir Hilfe von unseren Mitmenschen brauchen, und ölige Tränen bleiben länger im Gesicht haften.

Covermotiv der ersten Kakadu Hör-CD. Artwork: Deutschlandradio

Kannst du uns denn mal erklären, wie so eine Kinderradio-Sendung überhaupt entsteht?
Das hängt davon ab, ob wir eine Live-Sendung oder einen Podcast produzieren. Bei der Live-Sendung kümmere ich mich selbst um die Technik: Im Studio vor mir steht ein großer Computer, da sind die Musik und die Beiträge drin. Die Beiträge haben die Kolleginnen und Kollegen schon vorher produziert. Ich habe ein Mischpult mit vielen Knöpfen, da kann ich zum Beispiel mein Mikro an- oder ausmachen, Musik oder Beiträge abspielen und Anrufer live dazu schalten.

Okay, und wie funktioniert es bei den Podcasts?
Die Podcasts sind aufwendiger, da sind dann auch ein Techniker und eine Redakteurin mit dabei. Alles, was wir aufnehmen, wird nachher bearbeitet und geschnitten, Geräusche werden mit Effekten hinterlegt, damit sie besser klingen. Oft machen die Kindermoderatoren und ich sogar Experimente im Studio.

Wow, das hört sich ja spannend an. Wie wird man denn Kindermoderator oder –moderatorin bei Kakadu?
Wir haben ein ganzes Team von Kindermoderatoren, meistens sind es so sieben oder acht Kinder. Vor Corona haben wir zusammen mit den Kindern im Studio moderiert, jetzt schalten wir die Kinder übers Internet dazu. Wer Kindermoderator oder –moderatorin werden möchte, kann sich bei uns bewerben, danach machen wir ein Casting: Da nehmen eine alte Podcast-Folge nochmal auf. So schauen wir, ob die Kinder neugierig und schlagfertig sind und gut mit uns zusammen arbeiten können. Dafür können sich Kinder aus ganz Deutschland bewerben.

Was war der peinlichste Versprecher, der dir während einer Live-Sendung passiert ist?
Ach, mir ist eigentlich gar nichts peinlich. Klar hab ich während einer Sendung schon mal auf den falschen Knopf gedrückt oder mich versprochen, aber ich glaube, unsere Hörerinnen und Hörer freuen sich über solche Pannen. Es gibt doch nichts Langweiligeres, als wenn alles glatt läuft. So eine Live-Sendung sollte so bunt sein wie das Leben.

Warum heißt eure Sendung eigentlich Kakadu?
Als die Sendung 1996 gestartet ist, gab es zwei Namen zur Auswahl: Kakadu und Krokodil. Die Redaktion hat dann eine Abstimmung gemacht und die Kinder haben sich für Kakadu entschieden.

Kakadus können sehr alt werden. Im Londoner Zoo wurde einer sogar 82 Jahre alt. Können wir uns also auf weitere Jahre mit dem Kakadu freuen?
Unbedingt! Vor allem seit es die Podcasts gibt, sind unsere Sendungen im Internet immer abrufbar. Wir werden auch weiter neue Folgen produzieren. Es wird weitergehen, denn unser Kakadu ist noch nicht müde und verliert noch keine Federn.

Das Gespräch führte Angela Sommersberg

Info zum Programm

Kakadu läuft jeden Sonntag zwischen 7.30 und 9.30 Uhr bei Deutschlandfunk Kultur. Mit Reportagen, Kinderhörspielen und Mitmachaktionen.

Pro Woche gibt es zwei Podcasts: Einer wird gemeinsam mit einer Kindermoderatorin oder einem Kindermoderator produziert und beschäftigt sich mit einem großen Thema. In dem anderen werden mehrere kleine und aktuelle Fragen von Kindern beantwortet. Die Podcast-Folgen dauern etwa 25 Minuten, hören könnt ihr sie zum Beispiel über Apple Podcasts oder Spotify.

Am Samstag, dem 01 Mai gibt es von 9.05 bis 10 Uhr eine große Kakadu-Geburtstagssendung bei Deutschlandfunk Kultur.
www.kakadu.de