Petri Heil!

Petri Heil!
Foto: Csaba Peter Rakoczy

Ein Angler fängt Fische – so viel ist klar. Aber was gehört alles noch zu diesem Hobby? Julian aus Köln-Sürth zeigt es.

Julian Mauer angelt mit seinem Vater Markus, seinem kleinem Bruder Henry und Hündin Marie. Foto: Csaba Peter Rakoczy

Viel Geduld

Die Wellen schwappen gleichmäßig ans steinige Ufer des Rheins in Köln-Sürth. Julian sitzt in seinem Anglerstuhl und muss seine Füße hoch heben, damit seine Schuhe nicht nass werden. Rechts neben ihm steht seine 3,90 Meter lange Angel in einem Ständer. Die Schnur ist auf Spannung. Geduldig schaut der Elfjährige auf das Wasser – und wartet. „Angler müssen vor allem Geduld haben“, sagt Julian und lacht. „Sonst klappt das Fische fangen nicht.“

Foto: Csaba Peter Rakoczy

Verschiedene Fische

Regelmäßig sitzt er drei oder vier Stunden zusammen mit seinem Vater Markus und seinem jüngeren Bruder Henry am Rheinufer und angelt. Auch an diesem sonnigen Nachmittag sind die drei gemeinsam am Rhein. Seit Julian vier Jahre alt ist, angelt er. Kein Wunder bei seinem Vorbild: Sein Vater hat mit sechs Jahren seine erste Angel geschenkt bekommen. Auch im Urlaub gehen sie gerne an Flüsse und Seen. „Wir waren auch schon an der Lahn oder im Sauerland angeln“, berichtet Julian. Überall gibt es andere Fische, die er gerne fangen würde. „Ich habe schon einen Wels, einen Hecht, einen Barsch und einen Zander gefangen“, zählt er auf. Heute ist er hingegen auf Rotaugen-Jagd. „Mein größter Fang war aber eine Forelle.“

Foto: Csaba Peter Rakoczy

Passende Ausrüstung

Aber egal, welchen Fisch Julian fangen möchte: Seine Ausrüstung muss passen. Die Angelrute gibt es in verschiedenen Längen und Stärken – je nachdem, welchen Fisch der Angler ergattern will. Dazu gehört der Kescher, mit dem er einen Fisch von der Angel an Land ziehen kann. Eine Herausforderung ist aber, den richtigen Köder auszuwählen. Heute haben sich Julian und sein Vater für einen sogenannten Futterkorb entschieden. Das ist ein kleiner Korb aus Metall, in den sie selbst gemachtes Fischfutter füllen. Das besteht unter anderem aus Paniermehl, Hanfmehl und Maden – sie krabbeln eifrig darin herum. Julians Vater mischt das Futter immer selbst Zuhause. Den Korb werfen sie dann mit dem Haken aus, wobei das Futter die Fisch anlocken soll, die dann hoffentlich auch an den Haken gehen.

Die Ausbildung

Welche Angel Julian am besten für welchen Fang verwendet, lernt er zunächst einmal von seinem Vater. Aber auch in seinem Verein, dem Angelsportverein Sürth, schaut er sich viele Tricks bei den erfahrenen Anglern ab. Damit er aber überhaupt am Rhein fischen darf, hat Julian einen sogenannten Jugendfischerei-Schein. Den bekommen Kinder ab zehn Jahren, wenn immer jemand dabei ist, der einen Fischereischein besitzt. Wenn Julian 14 Jahre alt ist, darf er dann den richtigen Angelschein machen. Um den zu bekommen, muss er mehrere Prüfungen ablegen.

Die Herausforderung

An diesem Nachmittag hat bisher noch kein Fisch angebissen. Es ist also genug Zeit, dass Julian sich an seinen bisher schönsten Angelausflug erinnert: Nachtangeln an der Lahn. „Da habe ich einen Wels gefangen“, erinnert er sich. Die Angel war mit Knicklichtern versehen, damit er auch sehen konnte, wenn ein Fisch angebissen hat. „Das war besonders cool damals. Ich war stolz, weil der Wels ist nämlich recht stark und da musste ich mit der Angel schon gegenhalten.“ Solche Herausforderungen machen das Hobby für Julian interessant. „Wenn ich etwas fange, ist das ein tolles Gefühl. Das macht extrem Spaß.“

Foto: Csaba Peter Rakoczy

Kein Fisch zum Essen

Bei allem Spaß ist Julian aber bewusst, dass er mit Tieren umgeht. „Das sind Lebewesen, und die möchte ich nicht verletzen, wenn ich sie fange“, sagt er. Denn: In der Regel lässt er alle Fisch wieder frei, wenn er sie gefangen hat. Nur selten nehmen sein Vater und er einen Fang mit Nachhause, um ihn zu essen. „Deswegen ziehen wir sie sehr vorsichtig aus dem Wasser und nicht ruckartig, damit wir sie nicht verletzen.“ Den Fischen würde der Haken zudem in der Regel nicht weh tun. Sie haben im Mund eine Art Hornhaut, die recht dick ist, erklärt Julians Vater.

Weniger Fänge

Regelmäßig angeln Julian und sein Vater mit ihrem Verein. Das sei immer eine schöne Gemeinschaft, sind sie sich einig. Doch die Angler haben auch die Erfahrung gemacht, dass sie vor einigen Jahren mehr Fisch gefangen haben. „Wenn ein Fisch mal am Haken  gehangen hat, kommt er nicht so schnell noch einmal“, sagt Julians Vater Markus. Zudem gebe es immer mehr Angler, die eben alle gern etwas fangen möchten. Und plötzlich ruft auch Julian: „Ich glaube, ich habe einen Biss!“ Nach einigen prüfenden Blicken steht aber schnell fest: Das war doch nur die Strömung, die an der Angel gezogen hat. Auf den nächsten Fang muss Julian also noch etwas warten.

Von Jennifer Wagner