Fast wie fliegen

In einem Verein in Köln-Mülheim lernen Kinder Trampolinturnen. Was einfach aussieht, erfordert eine Menge Körperspannung.
Bestimmt bist du auch schon mal auf einem Trampolin gehüpft? Das macht ja auch Megaspaß! Man kann Trampolinturnen aber auch als richtigen Sport betreiben – mit verwegenen Salti und anderen coolen Tricks.
Erst Grundlagen, dann Salto
Im Fernsehen sieht es so einfach aus: Die Turnerinnen und Turner katapultieren sich meterhoch in die Luft. Sie machen Fliffis, Doppelcody oder einen Baby-Randi. So nennt man einige der Sprünge beim Trampolinturnen. Was beim Zuschauen so leicht wirkt, ist in echt ganz schön schwierig: Fürs Trampolinturnen braucht man extrem viel Körperspannung. „Deshalb geht es ganz unten los. Man muss zuallererst die Grundlagen lernen“, verrät Trainerin Lilo Ducqué. Wenn man die beherrscht, kann man sich an den ersten Salto wagen. Ganz so weit sind Charlotte, Maya, Theresa und Marc noch nicht. Die vier trainieren jeden Dienstag beim MTV Köln 1850 im Stadtteil Mülheim.
Immer der Reihe nach
Maya darf als Erste auf das Trampolin. Los geht`s mit Sprüngen in die Hocke. Das bedeutet: Maya springt hoch, zieht die Beine eng an den Körper heran und umfasst mit den Händen ihre Knie. Neben dem Trampolin steht schon Charlotte bereit. Die Siebenjährige kann es kaum erwarten, bis sie endlich an der Reihe ist. Das ist nämlich die Sache beim Trampolinturnen: Es kann immer nur eine Person springen! Aber kein Problem, die anderen Kinder vertreiben sich die Wartezeit einfach mit Spielen. Als Nächstes stehen Grätschen, Sprünge in den Sitz und halbe Drehungen auf dem Plan. „Wichtig ist, dass man immer schön in der Mitte bleibt“, sagt Lilo Ducqué und zeigt auf das rote Kreuz im Zentrum des Trampolins. Dort etwa sollte man abspringen – und möglichst auch wieder landen.
Bloß nicht rudern
Wenn man selbst ein bisschen auf dem Trampolin hüpft, merkt man, wie hoch man da eigentlich springt. Die Profis schaffen es bei ihren Wettbewerben locker auf bis zu neun Meter! Am liebsten würde man bei jedem Sprung wild mit den Armen rudern, um das Gleichgewicht zu halten. Aber genau das darf man beim Trampolinturnen eben nicht machen: Wenn man abspringt, sollten die Arme nach oben gereckt sein. Und bei Sprüngen wie etwa einem Salto oder einer Schraube müssen die Arme eng am Körper anliegen.
Eine Puppe macht`s vor
Charlotte, Maya, Theresa und Marc sind für heute mit dem Training fertig, die nächste Gruppe ist an der Reihe. Zu der gehört unter anderem Paulina. „Normalerweise bewegt man sich ja immer auf festem Boden. Aber beim Trampolin ist der Boden beweglich“, erzählt die Zehnjährige. Wenn man selbst hüpft und dann von dem Gerät heruntersteigt, versteht man, was Paulina meint: Der Boden fühlt sich plötzlich superhart an. Und wenn man hochhüpfen will, scheint man regelrecht am Boden festzukleben. Paulinas Gruppe übt heute unter anderem den sogenannten Rückensprung. Bei dem landet man in Rückenlage auf dem Trampolin. Damit die Kinder sehen, auf was es bei diesem Sprung ankommt, holt die Trainerin eine selbst gehäkelte Puppe hervor. Mit der lassen sich die Bewegungen prima erklären. Die Trainerin ist zufrieden: „Vielleicht fangen wir dieses Jahr noch mit dem Salto an.“
Herr Nissen baut ein Sprungbrett
Wusstest du, dass Trampolinturnen in den USA erfunden wurde – und zwar in einem Zirkus? Dort saß ein Mann namens George Nissen im Publikum. Er sah, wie sich die Akrobaten nach ihrer Nummer am Trapez in ein großes, federndes Sicherheitsnetz fallen ließen. Das brachte ihn auf eine Idee – und so entstand vor rund 90 Jahren das erste Trampolin. Das neue Sportgerät wurde sehr schnell populär, zuerst in den USA und dann auch in Europa. Das Wort Trampolin stammt übrigens aus dem Spanischen und bedeutet so viel wie Sprungbrett.
Einmal Bronze, einmal Gold
Der 1. September 1997 war für den Trampolinsport ein wichtiger Tag. Denn an diesem Tag wurde Trampolinturnen offiziell olympisch. Das bedeutet, es steht bei den Olympischen Spielen auf dem Programm. Deutschland konnte bislang zwei Medaillen gewinnen: Henrik Stehlik gewann Bronze und Anna Dogonadze sogar Gold! Das ist aber schon fast 20 Jahre her. Vielleicht klappt es nächstes Jahr mit einer Medaille: 2024 finden die Olympischen Spiele in Paris statt.
Von Stefanie Paul