„… das ist einfach nur geil!“ – Segelfliegen

„… das ist einfach nur geil!“ – Segelfliegen
Die Segelflieger von Bad Honnef. Foto: Michael Bause

Fast lautlos hebt das weiße Flugzeug ab, steigt immer höher, beginnt zu gleiten und schwebt über den Flugplatz. Als Pilot im Cockpit sitzt Pascal. Und er ist erst 15 Jahre alt. Sein Hobby ist: Segelfliegen. Was er da macht und wie sich Fliegen für ihn anfühlt, hat er Duda erzählt.

Das Flugzeug wird zusammengebaut. Foto: Michael Bause

Der Aufbau

Pascal ist Mitglied im Verein der „Kölner Segelflieger“. Allerdings fliegen die nicht direkt in Köln, sondern in der Nähe von Bad Honnef bei Bonn auf einem Flugplatz. In einer großen Garage stehen dort die Flugzeuge: zwei Doppelsitzer, vier Einsitzer und ein Motorsegler. Die meisten sind eingepackt in große, längliche Anhänger. Wenn Pascal also am Wochenende für seinen Flugschein trainieren möchte, muss er das Flugzeug erst einmal aus dem Hänger holen. Anschließend steckt er die Flügel an den Rumpf. „Das funktioniert aber nur im Team“, betont Pascal. Zehn Minuten braucht er mit zwei Freunden, um das Flugzeug zusammenzusetzen: Einer muss den Flügel halten, einer muss ihn an den Rumpf stecken und einer muss die Balance des Flugzeugs halten, damit es nicht umkippt.

Das Flugzeug

Moderne Segelflugzeuge bestehen aus stabilem Kunststoff. Früher waren sie aus Holz gefertigt. Aber auch wenn sich das Material geändert hat, viel Technik brauchen die Segelflieger immer noch nicht: Das Instrumentenbrett ist recht übersichtlich. Der Fahrtmesser zeigt zum Beispiel an, wie schnell das Flugzeug unterwegs ist (bis zu 280 km/h), auf einer anderen Anzeige steht, wie hoch der Pilot fliegt und auf dem sogenannten Variometer sieht der Pilot, ob das Flugzeug gerade durch aufsteigende oder absinkende Luft fliegt – es hilft ihm also, Aufwinde zu finden. Und das ist extrem wichtig beim Segelfliegen. Wenn Pascal in seinem Sitz Platz nimmt, kann er das Flugzeug mit dem Steuerknüppel und den Fußpedalen lenken. Ein weiterer Hebel ist zum Landen und Bremsen da. All das muss Pascal vor jedem Start kontrollieren, damit er sicher sein kann, dass auch alles funktioniert. Sein Trainingsflugzeug hat übrigens eine Spannweite von 17 Metern. Es gibt aber auch Modelle, die bis zu 30 Meter breit sind – und bis zu 400.000 Euro kosten!

Foto: Michael Bause

Das Wetter

Damit Pascal überhaupt starten kann, ist nicht nur das Flugzeug wichtig, sondern vor allem das Wetter. Von März bis Oktober starten die Vereinsmitglieder in der Regel am Wochenende, wenn die Bedingungen gut sind. „Wir brauchen Kaltluft und Hochdruckeinfluss“, fasst Fabi zusammen, der im Vorstand des Vereins sitzt. „Bei so einem Wetter ist es morgens meistens noch frisch und es wird dann kontinuierlich wärmer. Dann bilden sich kleine Wölkchen am Himmel – das ist ein gutes Zeichen!“ Bei so einem Wetter entsteht die sogenannte Thermik: Die Sonne erwärmt den Erdboden und die Luft in Bodennähe – warme Luft steigt immer nach oben und mit dieser Luft können sie nach oben fliegen. Wenn es gut läuft, kann er so bis zu 2000 Meter hoch fliegen.

Foto: Michael Bause

Der Start

Jetzt geht es aber endlich los für Pascal: Er zieht sich den Rettungsfallschirm an und steigt in sein Flugzeug. Per Funk ist er mit seinem Fluglehrer verbunden. Auf der anderen Seite des Flugplatzes steht eine Winde: Sie hat einen Motor, der stark an einem Seil zieht, das an Pascals Flugzeug befestigt ist. Die Winde zieht also stark am Flugzeug, um es abheben zu lassen. In vier Sekunden ist Pascal schon rund 100 km/h schnell. In 350 Metern Höhe hakt sich das Seil automatisch aus und fällt auf die Landebahn zurück. Und Pascal? Er dreht einige Runden über den Platz. Weiter weg darf er erst, wenn er seinen Flugschein hat – und den bekommt er nach bestandener Prüfung erst mit 16 Jahren, auch wenn er schon mit 14 Jahren anfangen durfte zu üben.

Foto: Michael Bause

Der Flug

Ganz ohne Motor-Unterstützung segelt Pascal also durch die Luft. Wie sich das anfühlt? „Wie Freiheit!“, sagt Pascal und lächelt breit. „Man ist unabhängig, alle Probleme bleiben am Boden – das ist einfach nur geil!“ Er freut sich schon, wenn er in rund einem Jahr weiter weg fliegen darf. Vielleicht schafft er es ja sogar so weit wie sein Flugkollege Fabi? Er ist einmal fast zwölf Stunden am Stück geflogen. Gefährlich ist dieses Hobby nicht, findet Pascal. „Die Ausbildung ist sehr gut, wir werden auf alles vorbereitet.“ Und wenn das Wetter plötzlich umschlägt? „Dann suchen wir uns entweder einen nahe gelegenen Flugplatz, um schnell zu landen – oder ein abgemähtes Feld.“

Von Jennifer Wagner