Echtes Fingerspitzengefühl

Unser Tastsinn entwickelt sich als erstes – Wir erklären dir seine Funktionen
„Aua!“ – die Herdplatte war noch heiß, als du sie angefasst hast. Muss das denn so wehtun? Für den Schmerz sind die freien Nervenenden in der Haut verantwortlich. Sie melden dem Gehirn: Achtung, heiß! Finger weg! Und das ist natürlich gut so. Denn würdest du keinen Schmerz spüren, würdest du vielleicht deine Hand auf der heißen Herdplatte liegen lassen und dich schlimm verletzen.
Tastsinn entwickelt sich zuerst
Schmerz ist also eine wichtige Alarmfunktion unseres Körpers. Unser Tastsinn kann aber noch viel mehr. Er ist einer der fünf Sinne unseres Körpers und verbindet ihn sozusagen über unsere Haut mit der Außenwelt. Beim Baby im Mutterleib entwickelt sich dieser Sinn zuerst. Bereits ein sechs Wochen alter Fötus kann fühlen. Für ein neu geborenes Baby ist es viel wichtiger, die Berührungen der Eltern zu spüren, als etwas zu sehen oder zu hören. Sie vermitteln das Gefühl von Nähe und Geborgenheit.
Tastrezeptoren auf der Haut
Wenn wir älter werden, verlassen wir uns häufig auf unsere Augen und nehmen den Tastsinn nicht mehr so wichtig. Wir merken gar nicht, dass er uns ständig hilft, unsere Umgebung zu begreifen – im wahrsten Sinne des Wortes. Unsere Haut ist überzogen von Tastrezeptoren. An manchen Stellen sind mehr Rezeptoren als an anderen. Die meisten sitzen an den Fingerkuppen und an den Lippen. Allein an den Fingerkuppen sind es mehr, als am ganzen Rücken. Ausgestattet mit solchem „Fingerspitzengefühl“ können wir kleinste Erhebungen ertasten.
Verschiedene Funktionen
Der Tastsinn hat verschiedene Funktionen. Für jede gibt es unterschiedliche Rezeptoren. Für Wärme, Kälte und Schmerz sind die freien Nervenrezeptoren zuständig. Die sogenannten Vater-Pacini-Körperchen nehmen dagegen Druckveränderungen und vor allem Vibrationen wahr, also Erschütterungen an der Haut. Sie kommen vor allem in den Fingern vor. Werden die Tastzellen verformt, senden die Körperchen Nervensignale an unser Gehirn. Allerdings nur, wenn eine Berührung neu ist und wenn sie aufhört. Bleibt der Druck gleich, gewöhnt sich das Vater-Pacini-Körperchen an den Reiz und sendet keine neuen Meldungen an das Gehirn. Sonst würdest du zum Beispiel deine Kleidung die ganze Zeit spüren. Das würde dir sicherlich ziemlich schnell auf die Nerven gehen.
Körperhaare tasten mit
Ruffini-Körperchen melden dem Gehirn, wie stark die Haut an einer Stelle gedehnt wird. Die Meissner-Körperchen helfen uns dabei, auch kleine Formen und Materialien zu ertasten. Sie sitzen deshalb vor allem an den Fingerkuppen und an der Zungenspitze und melden dem Gehirn, wenn die Haut an einer Stelle schnell eingedrückt wird. Merkelzellen dagegen registrieren eher Berührungen, die länger andauern. Sogar mit unseren Körperhaaren ertasten wir unsere Umwelt: Die Haarwurzeln sind von Sinneszellen umgeben, die kleinste Bewegungen der Haare wahrnehmen. Sie spüren jeden kleinen Windzug.
Noch intensiver fühlen
Noch wichtiger ist der Tastsinn für Menschen, die nicht sehen können. Blinde Menschen erfahren ihre Umwelt über den Tastsinn und sind besonders feinfühlig. Sie lesen mit den Fingern die Brailleschrift, die aus fühlbaren Punktmustern im Papier besteht. Verbinde dir doch mal die Augen und versuche, verschiedene Gegenstände mit den Fingern zu ertasten. Du wirst staunen, wie gut das mit ein bisschen Übung geht.
Von Jasmin Krsteski
Dudas Körperserie
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