In einer anderen Rolle

In einer anderen Rolle
Foto: Caroline Seidel/dpa-tmn

Verkleidungsexperte Herbert Geiss erzählt, was ihn an Kostümen fasziniert

Herbert Geiss, Inhaber von Deiters, einem Unternehmen für Karnevalskostüme. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Ob Clown, Pirat oder Waldfee – für Herbert Geiss sind das nicht bloß Kostüme. Denn der Verkleidungsprofi beschäftigt sich das ganze Jahr damit, nicht nur an Karneval.

Der Verkauf von Kostümen ist ja Ihr Beruf – warum tragen Sie an einem normalen Arbeitstag denn Anzug mit Krawatte und Hemd?
Verkleidet ins Büro zu gehen, das geht nicht – als Chef hat man ja eine Vorbildfunktion. Es ist wie im Sprichwort: Kleider machen Leute. Und das hat auch mit Respekt zu tun. Ich kann meinen Mitarbeitern ja schlecht im Kostüm gegenübertreten oder zu einem Geschäftsessen kostümiert kommen.

Welches Kostüm haben Sie als Kind besonders gern getragen?
Mein erstes Kostüm war ein Clownskostüm, so habe ich mich auch später gern noch verkleidet. Mein Sohn ist jetzt knapp zwei Jahre alt – dem haben wir letztes Jahr auch ein Clownskostüm angezogen. Vielleicht ein schöner Anfang.

Und was ist heute Ihr Lieblingskostüm?
Ich trage gern immer mal etwas anderes. In diesem Jahr an Karneval bin ich mal als Sportler – als Footballer – verkleidet, mal als Römer und schließlich als eine Art Wassermann mit Netz und Dreizack. Wie unsere Kunden und jedes Kind schlüpfe auch ich gerne in ganz unterschiedliche Rollen.

Wie groß ist denn Ihr Schrank mit Kostümen zu Hause?
20, 30 Kostüme dürfte ich zu Hause haben. Aber viel schöner: Durch meinen Job habe ich den größten Kostüm-Kleiderschrank der Welt. Nicht zu Hause, aber ich schaue aus meinem Büro auf das „Größte Karnevalskaufhaus der Welt“ (Herbert Geiss meint den Laden seiner Firma in Frechen). Das ist so groß wie zwei Fußballfelder. 

Blick in ein Geschäft von Deiters. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Wie oft verkleiden Sie sich im Jahr?
Fünf, sechsmal im Jahr. Karneval an mehreren Tagen, außerdem an Halloween und bei der Veranstaltung „Jeck im Sunnesching“, das ist ein superschönes Festival mit viel kölscher Musik und Tausenden kostümierten jungen Leuten im Sommer bei uns im Rheinland. Jeck heißt fröhlich oder ausgelassen und Sunnesching steht für Sonnenschein.

Was finden Sie eigentlich so toll am Verkleiden?
Es gibt doch nichts Schöneres, als in eine völlig andere Rolle zu schlüpfen oder zum Beispiel einmal in die Uniform von Feuerwehrmann Sam zu steigen. Allein das macht es aus. Oder auch, dass man neue Leute kennenlernt. Stell dir mal vor, du kommst in ganz normalen Klamotten zu einer Party – da kommt man manchmal nicht so gut ins Gespräch mit anderen, fremden Leuten. Mit einem Kostüm ist das anders: Die Stimmung ist lockerer und es gibt gleich ein Thema, worüber man sprechen kann. Da gibt es gleich etwas zu lachen.

Das Gespräch führte
Wolf von Dewitz (dpa)