So kannst du dich einbringen

Politik wird nicht nur in Berlin gemacht – Wie Kinder etwas verändern können
Überall in den Nachrichten ist zurzeit die Rede von der Bundestagswahl. Die findet am kommenden Sonntag statt. Doch was passiert da eigentlich genau? Unsere Kinderreporterinnen und Kinderreporter haben uns ihre drängendsten Fragen zur Wahl geschickt. Gemeinsam mit Thorsten Buff beantworten wir diese. Er ist Vorstandsreferent vom Kölner Jugendring e. V. Der Kölner Jugendring besteht aus verschiedenen Organisationen und setzt sich für die Interessen aller Kinder und Jugendlichen in Köln ein.
Karl (9) fragt: Es heißt ja immer: Das Volk regiert. Aber wie funktioniert das eigentlich? Man kann ja nicht einfach Angela Merkel anrufen.
Das stimmt, man kann Angela Merkel nicht anrufen. Erwachsene können zum Beispiel in der Politik mitbestimmen, indem sie wählen. Aber Politik wird ja nicht nur in Berlin für ganz Deutschland gemacht, sondern in jeder einzelnen Stadt. Vielleicht kennst du Henriette Reker – sie ist die Oberbürgermeisterin von Köln und damit die wichtigste Politikerin in der Stadt. Die Politik vor Ort heißt Kommunalpolitik. Und da kann jeder mitmachen – auch Kinder können sich politisch einbringen. Das geht auf verschiedene Arten.
1. Man kann bei einer Partei mitmachen
Jede Partei hat eine eigene Gruppe für Kinder und Jugendliche. Hier kommen ein paar Beispiele: Bei der SPD heißt die „Jusos“, bei CDU und CSU „Junge Union“ und bei den Grünen „Grüne Jugend“. Das Alter, ab dem du dort eintreten kannst, unterscheidet sich von Gruppe zu Gruppe etwas.
2. Man kann sich gesellschaftspolitisch einsetzen
Also in einem Verein, in der Schule oder in einem Jugendverband. Schau einfach, was dir Spaß macht. Ein Beispiel ist die Bezirksschülerinnenvertretung (kurz BSV): In jeder Klasse gibt es ja Klassensprecher oder Klassensprecherinnen. In manchen Grundschulen gibt es auch so etwas wie ein Schul-Parlament. Bei den weiterführenden Schulen treffen sich alle Klassensprecher der Schule und wählen Personen, die dann zur sogenannten Bezirksdelegierten-Konferenz gehen. Alle weiterführenden Schulen aus Köln schicken dort solche Abgesandten hin. Dort wird ein Vorstand aus acht bis zwölf Personen gewählt. Und dieser Vorstand sitzt zwei Mal im Jahr mit einem direkten Mitarbeiter von Henriette Reker zusammen und sagt ihm, was die Schülerinnen und Schüler in Köln besonders bewegt. Durch diesen Vorstand können Jugendlichedirekt mit den Politikern der Stadt in Kontakt treten.
3. Es gibt Demonstrationen
Hier treffen sich Leute, die alle eine bestimmte Meinung haben und diese so laut sagen, dass die Politik sie hören muss. Wenn genug jungen Menschen ein Thema wichtig ist, kann sich sowas wie Fridays for Future entwickeln. Fridays for Future hat es geschafft, dass Klimaschutz mittlerweile ein Hauptthema der Politik ist, auch jetzt im Wahlkampf. Das heißt: Auch indem man auf eine Demo geht, kann man sehr viel erreichen. Wichtig ist nur: Junge Menschen müssen laut sein, damit sie gehört werden.
4. Es gibt in vielen Städten auch andere Möglichkeiten, sich an Politik zu beteiligen
In Köln können Kinder zum Beispiel ins Kinder- und Jugendbüro am Alter Markt gehen und sagen: Ich habe ein Problem, bitte helft mir. Das kann zum Beispiel sein, dass der Spielplatz im Veedel total kaputt ist. Die Mitarbeiter der Stadt Köln sollten die Kinder und Jugendlichen dann unterstützen.
Elisabeth (9): Setzen sich die Kandidatinnen und Kandidaten eigentlich auch für Kinder ein oder kümmern sie sich nur um die Erwachsenen?
Politikerinnen und Politiker wollen viele Stimmen bekommen, damit sie in ein Parlament gewählt werden. Aber dadurch, dass ein Großteil der Wählerinnen und Wähler in Deutschland 50 Jahre oder sogar älter ist, kümmern Politiker sich eher um Themen, die für diese Leute wichtig sind.
Leider gibt es nur wenige jüngere Wähler. Bei dieser Bundestagswahl sind nur knapp fünf Prozent zwischen 18 und 21 Jahren alt. Und das ist ein großes Problem. Deswegen muss man leider sagen, dass Kinder und Jugendliche in der Politik nie so im Vordergrund stehen wie Erwachsene. Deswegen gibt es zur Bundestagswahl auch besondere Aktionen. Eine heißt zum Beispiel:#wirstimmenzusammen. Da werden Großeltern dazu aufgerufen, so zu wählen, wie ihre Enkelkinder sich das von ihnen wünschen.
Von Angela Sommersberg