Mit dem Schwert Körper und Geist trainieren

Mit dem Schwert Körper und Geist trainieren
Foto: Michael Bause

Hast du das auch schon mal in einem Film gesehen? Der Held oder die Heldin liefert sich einen spannenden Schwertkampf mit dem Bösewicht. Dabei fliegen die Schwerter manchmal nur so durch die Luft, dass du ihnen kaum noch richtig folgen kannst. Und das sieht richtig cool und elegant aus!

So etwas kannst du auch lernen! Das geht sogar als Sport im Verein. Zum Beispiel beim koreanischen Schwertkampf Haidong Gumdo. Diese Kampfkunst kann man auch hier in Deutschland trainieren. Die Haidong Gumdo-Schüler Sebastian (13) und Justin (12) haben Duda beim Training in Brühl gezeigt, wie der koreanische Schwertkampf funktioniert und erzählt, warum sie den Sport so toll finden.

Haidong Gumdo – Was ist das?

Haidong Gumdo, gesprochen „Hädong Gomdo“, heißt übersetzt so viel wie „Koreanischer Weg des Schwerts“. Beim Training lernen die Schüler verschiedene Techniken mit dem Schwert. Doch es geht nicht so sehr darum, das wirkliche Kämpfen zu erlernen. Vielmehr sollen die Schüler die Kontrolle über den eigenen Körper und ihre Disziplin trainieren, in dem sie Bewegungen genau ausführen und Kontrolle lernen. Dabei benutzen sie Schwerter aus Holz oder Kunststoff, denn es soll sich niemand verletzen.

Ganzkörpertraining

„Ich habe wegen Corona seit einem halben Jahr nicht mehr trainiert und bin froh, endlich mal wieder rauszukommen“, sagt Sebastian als das Training losgeht. Weil die beiden mit den zwei Trainern Christoph Albrecht und Kerstin Müller heute ausnahmsweise drinnen üben, tragen alle zur Sicherheit Masken. Es geht los mit dem Aufwärmen. Hierbei liegen die Übungsschwerter aus Holz – sie heißen auf Koreanisch Mokgum – noch auf dem Boden. Zunächst machen Sebastian und Justin Gleichgewichtsübungen, Springübungen und Dehnübungen für Arme, Beine, Hüfte und Rücken. „Weil man beim Schwertkampf den ganzen Körper beansprucht, ist es wichtig, sich komplett warmzumachen“, erklärt Trainer Christoph Albrecht.

Tradition mit dem Schwert

Zu Beginn der Übungen mit dem Schwert müssen Sebastian und Justin einen traditionellen Gruß ausführen. Er besteht aus einer bestimmten Bewegungsabfolge, bei denen sie das Schwert mit beiden Händen aufnehmen und ausgestreckt vor sich halten. Dabei ruft derTrainer Gum te seo, das bedeutet „Bitte nimm dein Schwert auf“. Indem Justin und Sebastian den Bewegungen ganz genau folgen, zeigen sie, dass sie sich gut an Regeln und Abläufe halten können. Wichtig ist das, weil die Holzschwerter so behandelt werden müssen als wären sie echte, scharfe Schwerter. Das soll zur Vorbereitung dienen, denn irgendwann sollen die Schüler auch einmal mit richtigen Klingen trainieren. Das dürfen sie aber erst, wenn sie 18 Jahre alt sind. Und auch mit den echten Schwertern werden alle Übungen so vorsichtig ausgeführt, dass niemand verletzt wird.

Technik und Kontrolle

„Ich habe hier im Verein ein Showtraining gesehen und wollte das sofort selbst ausprobieren“, erzählt Justin. Er ist inzwischen seit einem Jahr dabei. Sebastian trainiert seit eineinhalb Jahren koreanischen Schwertkampf und hat sogar schon seine erste Gürtelprüfung abgelegt: „Ich wollte unbedingt etwas Neues ausprobieren“, sagt er. „Denn ich mache sonst vor allem eher klassische Sportarten wie Fußball. Und koreanischer Schwertkampf ist da schon etwas Besonderes.“ Die beiden trainieren nun die Grundtechniken. Das sind bestimmte Bewegungsabläufe und Schwünge mit dem Schwert. Dabei kontrollieren ihre Trainer immer wieder die Körperhaltung und Spannung von Sebastian und Justin. Diese Übungen bereiten sie auf die weiteren Disziplinen vor, wie zum Beispiel den Zweikampf oder das Papierschneiden. Dazu erfährst du gleich noch mehr.

Partnerarbeit im Zweikampf

Sebastian und Justin macht es am meisten Spaß, dass oft Partnerarbeit gefragt ist. „Man lernt dabei, sicher und vorsichtig mit dem Schwert umzugehen“, sagt Justin. Nun folgt der Zweikampf, bei dem die Schüler Kunststoffschwerter nutzen, die gepolstert und wesentlich leichter sind als Holzschwerter. So wird niemand verletzt, falls sie sich doch einmal gegenseitig treffen. Wenn die beiden gegeneinander oder mit den Trainern kämpfen, sieht das sehr elegant aus, denn sie weichen den Hieben geschwind aus und springen sogar über die gepolsterten Klingen hinweg. „Die Bewegungsabläufe sind wie bei einer Tanzchoreografie vorgegeben, denn man soll sein Gegenüber nicht tatsächlich treffen, sondern Körper und Geist auf die Bewegungen konzentrieren“, sagt Christoph Albrecht.

Papierschnitt

Bei der nächsten Trainingseinheit geht es um das Papierschneiden. Ein großes Blatt Papier hängt an einer Stange zwischen zwei Halterungen herab. Auf dem Papier sind Linien und Zahlen zu sehen. Sie kennzeichnen die Punktzahl, die die Schüler erhalten, wenn sie es schaffen, das Blatt mit ihrem Schwert an bestimmten Stellen durchzuschneiden. „Der Trick ist, das Ziel im Auge zu behalten und dann so gerade wie möglich zu schneiden“, erklärt Justin. Mit einem sehr schnellen waagerechten Schnitt trennt er das Blatt einmal durch. „Das hast du sehr gut gemacht“, sagt Christoph Albrecht. „Schön gerade geschnitten.“ Justin grinst und bedankt sich. Danach üben er und Sebastian noch ein bisschen weiter.

Zum Abschluss demonstriert Christoph Albrecht noch die Königsdisziplin beim Haidong Gumdo, das Bambusschneiden mit einem scharfen Schwert. Diese Disziplin ist besonders schwierig, weil sie viel Kraft und Genauigkeit erfordert. Aufgeregt schauen ihm die beiden Schüler zu. Das wollen sie irgendwann auch können, sagen sie. Aber dafür müssen sie noch viel trainieren. Darauf freuen sie sich jetzt schon.

Von Anica Tischler