Lernen, dein Freund und Helfer zu sein – in der Polizeischule

„Guten Tag, Polizei – allgemeine Verkehrskontrolle! Bitte geben Sie mir einmal Ihren Führerschein, Fahrzeugschein und Personalausweis“, sagt Kim zu dem jungen Mann in dem kleinen Auto, das neben der jungen Polizistin auf der Straße steht. Der Mann reicht ihr aus Versehen seine Bankkarte statt des Personalausweises, doch einen Moment später hat er die richtigen Karten gefunden. Er wirkt freundlich, vielleicht ein klein wenig genervt. Das ist heute aber auch sein Job.
Die Situation spielt sich nämlich nicht auf einer Straße im richtigen Verkehr ab. Kim und ihr Kollege Marvin, der auf der anderen Seite des Autos steht und die Situation beobachtet, üben heute Verkehrskontrollen – an der Polizei-Ausbildungsstätte in Brühl.
Jede Verkehrskontrolle ist anders
14 Studierende sind heute am LAFP, dem Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei in NRW. Hier lernen sie, wie man Autos anhält. Die Situation, die du mit deinen Eltern vielleicht schon einmal erlebt hast, kann in der Realität jedes Mal anders aussehen. Es kann sein, dass eine schwangere Frau auf dem Beifahrersitz sitzt, die schnell ins Krankenhaus muss. Oder dass ein Pärchen im Auto sitzt, das sich während der Kontrolle die ganze Zeit streitet. Oder dass der Fahrer des Autos sauer wird oder flüchten will. Auf all diese Situationen müssen Polizisten vorbereitet sein. Deshalb üben sie.
Mit Schauspiel üben, damit’s in der Realität klappt
Während bei der ersten Kontrolle alles ganz friedlich und freundlich abläuft, wird in der zweiten Übung zumindest ausgiebig diskutiert. Am Steuer sitzt jetzt Kristin. Sie studiert im selben Kurs wie Kim und Marvin, doch heute spielt sie für ihre Kommilitonen eine telefonierende Autofahrerin. Mit dieser Art Rollenspiel lernt der ganze Kurs: Zwei der Studenten halten das Auto an, einer spielt den Autofahrer und der Rest des Kurses macht sich Notizen. Worauf besonders geachtet wird: „Wie verlief das Gespräch?“, „Wurden bei der Kontrolle alle rechtlichen Regeln eingehalten?“ und „Haben die beiden Polizisten genug auf ihre eigene Sicherheit geachtet?“ Bei dieser Kontrolle hier läuft alles einwandfrei. „Können Sie nicht einfach so tun, als hätten Sie mich nicht telefonieren sehen?“ bettelt Kristin jetzt schon zum zweiten Mal. Die beiden Kontrolleure bleiben standhaft – genauso, wie es auch in der Realität sein muss.
Theorie büffeln, üben – und ab in den Alltag
Kim, Marvin und die anderen Studenten können Verkehrskontrollen mittlerweile „aus dem FF“ – sie sind im dritten Jahr ihres Studiums und damit nächstes Jahr fertig. Das Studium hat drei Teile: Im Wechsel geht es erst in den Unterricht an der Fachhochschule, dann ins Trainingszentrum des LAFP in Brühl, um das Gelernte anzuwenden. Danach machen die Studenten ein Praktikum in einem Polizeirevier. Dort zeigt sich dann, wie sinnvoll es ist, die Einsätze des Alltags schon mal in einem „geschützten Raum“ wie einem Trainingszentrum geübt zu haben. „Gerade für Verkehrskontrollen sollte man Routine haben“, erzählt Marvin. „Wenn man im Einsatz erstmal überlegen muss, was man wie über Funk abfragen muss, wirkt das ja auch auf den kontrollierten Autofahrer total unprofessionell“, ergänzt Kim.
Ein Beruf, etliche verschiedene Jobs
Natürlich wird nicht jeder, der hier im Trainingszentrum ausgebildet wird, am Ende auch auf der Straße Verkehrskontrollen machen. Bei der Polizei gibt es zahlreiche verschiedene Berufe, in denen du landen kannst: Vom Hubschrauberpilot über den Kriminalkommissar bis hin zum Hundeführer ist alles dabei. „Das Leben als Polizist ist sehr abwechslungsreich“, sagt Kim. „Für mich stand immer fest, dass ich keinen Büro-Job machen will. Ich will mit Menschen arbeiten und ihnen helfen – und in welche Richtung genau ich jetzt gehe, das kann ich mir immer noch überlegen.“
Wenn man bei der Polizei arbeiten will, sollte man sich körperlich fit halten und nicht faul sein, sagt sie. Außerdem sei es wichtig, dass man sich wirklich für den Job begeistert und sich auf jede Situation wieder neu einlässt, fügt Marvin hinzu. „Man darf nicht anfangen, immer und überall nur das Böse zu sehen.“
Denn auch wenn ein Autofahrer versucht, sich wie Kristin in der Übung auszureden, muss keine böse Absicht dahinterstecken. Da hilft als Polizist nur: geduldig und freundlich bleiben.
Du willst auch Polizist werden?
Dann schau dir hier doch schon mal an, was du brauchst, um nach der Schule durchzustarten:
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Von Verena Köplin