Der Autor Frank Maria Reifenberg im Gespräch

Der Autor Frank Maria Reifenberg lebt in Köln. (Foto: privat)
Der Autor Frank Maria Reifenberg lebt in Köln. (Foto: privat)

Herr Reifenberg, wer hat Ihnen als Kind vorgelesen?

Meine Mutter. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie sie uns  Märchen vorgelesen hat. Das  Buch habe ich immer noch. Nach so vielen Jahren ist es natürlich schon ein bisschen zerfleddert. In  der Adventszeit  haben wir früher auch jeden Sonntag Adventsgeschichten gelesen. Dazu haben wir Kerzen angezündet und Plätzchen gegessen.

Wie wichtig war für Sie das Lesen?

Ich bin in einem kleinen Dorf groß geworden. Wir hatten kaum Geld, sind nicht gereist, und ich durfte nur wenig fernsehen. Also musste ich lesen.  Für mich war die winzige katholische Bücherei in unserem Ort der einzige Weg, über den ich – wenigstens in meiner Fantasie  – aus diesem Dorf herauskonnte.

Welche Geschichten haben Sie denn als Kind besonders gefesselt?

Ich war ein typischer Junge, was Bücher betrifft. Ich habe viele Reihen gelesen, zum Beispiel die Geschichten über den Geheimagenten Lennet und viel die Cowboy- und Indianer-Geschichten von Karl May. Als Jugendlicher fand ich die Krimis von Agatha Christie sehr spannend. Und dann gab es dieses besondere Erlebnis: Meine Mutter hatte, eigentlich für sich, die „Buddenbrooks“ bestellt. Das ist  normalerweise kein Buch, das Jugendliche begeistert. Aber ich habe es verschlungen und in meinem Leben schon 17- mal gelesen.

Sie schreiben nicht nur Kinder- und Jugendbücher, sondern setzen sich auch dafür ein, dass Jungen mehr lesen. Was, glauben Sie, macht Jungen besonders viel Spaß?

Das ist natürlich bei jedem Jungen anders. Aber viele Jungs mögen Geschichten, mit denen sie in ferne Welten abdüsen können. Also abenteuerliche und spannende Geschichten, mit denen sie den Alltag auch mal vergessen können. Die Jungs fühlen sich oft nicht gerade wie große Helden, weil da so viele Sachen sind, die erledigt werden müssen. Und auch, weil es viele Verbote und Einschränkungen gibt. Da ist es einfach toll, in einem Buch einen „echten“ Helden zu erleben, der am Ende natürlich auch der Sieger ist.

Sie versuchen, Jungen mit Fußballspielen zum Lesen zu bewegen. Wie funktioniert das?

Jungen verlieren häufig im Alter zwischen neun und elf Jahren die Lust am Lesen. Für diese Jungen habe ich nach einer Methode gesucht, das muffige Image vom Lesen zu ändern. Wir gehen einmal in der Woche mit Schülern in die Turnhalle. 90 Minuten lang gibt es Trainingseinheiten fürs Lesen und Fußballspielen. Lesen ist  auch eine Trainingssache, und  das Gehirn  braucht wie die Muskeln Übung. Wir haben  viele Spiele entwickelt: Zum Beispiel liest der  Trainer  mit den Kindern einen Text vor, dann nimmt einer den Ball, schießt aufs Tor und beantwortet anschließend  eine Frage zum Text. Daraus kann man  einen Wettbewerb machen. Das funktioniert.  Übrigens macht bei dem Projekt auch der 1. FC Köln mit. Wer bei uns fleißig trainiert, lernt zur Belohnung auch die Spieler des Bundesligisten kennen.

Für wen haben Sie Ihr neues  Buch „Nie wieder Weihnachten?“ geschrieben?

Das ist ein richtiges Familienbuch. Zum gemeinsamen Lesen, zum Alleinlesen oder zum Vorlesen.  Außer der Geschichte gibt es sogar noch Rezepte zum Plätzchenbacken. Mein Tipp: Die Kinder backen Plätzchen, der Papa liest aus dem Buch vor, und die Mama macht es sich gemütlich. Oder alles umgekehrt.

Wie lange kann man Kindern etwas vorlesen?

Eltern hören viel zu früh auf, vorzulesen.  Oft schon am Ende der Grundschule. Dabei ist Vorlesen die schönste Art des Lesens: Aufs Sofa kuscheln, zuhören, Fragen stellen, wenn man mal ein Wort nicht versteht. Deshalb kann ich nur allen Eltern sagen: Lest den Kindern etwas vor,  solange sie nicht weglaufen.

Können Sie uns  etwas über die Geschichte verraten, die Sie für den „Kölner  Stadt-Anzeiger“ schreiben?

Es geht um eine der schlimmsten Missetaten, die man sich in der Weihnachtszeit vorstellen kann. Jemand klaut die. . . Ach nein, das will ich  lieber doch  nicht verraten.

Das Gespräch führte Ina Henrichs

Zur Person

Reifenberg

Foto: Sybille Pietrek

Frank Maria Reifenberg wurde 1962 in Freudenberg geboren. Als Kind wollte er erst Schauspieler und irgendwann Geheimagent werden. Dann machte er aber eine Ausbildung zum Buchhändler und später  zum Drehbuchautor an der Internationalen Filmschule Köln. Hier in Köln lebt er als  freier Autor, schreibt für Film und  Fernsehen und hat schon viele Kinder- und Jugendbücher veröffentlicht.  Eine Auswahl findest du auf  dieser Seite. Für den „Kölner Stadt-Anzeiger“  hat er eine Geschichte in vier Folgen geschrieben.   (ihe)

Bücher von Frank Maria Reifenberg

frank-maria-WeihnachtenNie wieder Weihnachten?:  Sam muss das Fest retten. (arsEdition)

 

 

 

 

 

 

 

 

TuckermanDie absolut unglaublichen und zu 113% wahren Abenteuer des Cornelius Delano Tuckerman: Tucker will beim Seifenkistenrennen gewinnen. Unbedingt. (Ueberreuter)

 

 
fran-maria-arktis60 Sekunden entscheiden über dein Leben – Gefahr in der Arktis: Eine Forschergruppe braucht dringend Tuloks Hilfe. (Ravensburger)

 

 

 

 

 

 

 

frank-maria-SchattenbandeDie  Schattenbande und die große Verschwörung: Ein neuer Fall für Klara, Otto, Paule, Lina. (arsEdition)

Hier könnt ihr unsere letzte Weihnachtsgeschichte lesen

Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4