Ein neuer Freund per Brief

Ein neuer Freund per Brief
Das Brieffreunde-Fenster. Foto: Kulturkinder

Wie lange ist es her, dass du zuletzt einen Brief geschrieben hast? Bestimmt schickst du deinen Freunden meistens eher E-Mails, SMS oder Nachrichten über Whatsapp und Instagram. Die Kölner Initiative „Kulturkinder“ hat sich jetzt aber etwas ausgedacht – vor allem, weil du dich wegen der Corona-Pandemie ja gerade nicht mit so vielen Freunden treffen kannst.

Mit einem Blick ins Ladenlokal der Kulturkinder in der Leyendecker Straße 115 in Ehrenfeld kannst du eine Brieffreundschaft beginnen. Wie das geht? Wir erklären es dir. 

Kinder suchen Steckbriefe aus

„Unsere eigenen Kinder und ihre Freunde haben sich zu Beginn der Corona-Zeit – als sie sich nicht mehr treffen durften, die Schule zu war und sie viel Zeit zu Hause hatten – Briefe geschrieben. Sie haben dann mehrmals täglich erwartungsvoll in den Briefkasten geschaut und Papier und Stift statt Handy oder Computer benutzt“, erzählt Andrea Schultens. Sie ist die Projektleiterin des Brieffreunde-Fensters.

Das Brieffreunde-Fenster. Foto: Kulturkinder

Und das funktioniert so: Die Kinder, die mitmachen wollen, füllen Steckbriefe aus – mit ihren Interessen, Hobbys oder in welche Klasse sie gehen. Anschließend werden die Zettel in das Schaufenster gehängt und die Kinder, die vorbeigehen, können schauen, mit welchem Kind sie Gemeinsamkeiten haben und sich eine Brieffreundschaft vorstellen können.

„Das Aufregende daran ist, dass es erstmal anonym läuft und sich die Kinder Künstlernamen ausdenken, damit ihre Daten nicht offen im Fenster hängen“, sagt Andrea Schultens. Zwei der Kinder haben so einige Briefe ausgetauscht, ehe sie dann festgestellt haben, dass sie sogar im echten Leben schon Freundinnen sind.

Briefgeheimnis bleibt gewahrt

Hat man einen potenziellen Brief-Partner gefunden, können die Briefe in einen Briefkasten beim Ladenlokal der Kulturkinder geworfen werden. Andrea Schultens und ihre Kolleginnen kümmern sich dann darum, dass die Briefe zu den Kindern nach Hause geschickt werden – alles natürlich unter Wahrung des Briefgeheimnisses! „Die Schule läuft ja gerade schon online. Deshalb ist es schön, dass Kinder, die im gleichen Veedel wohnen, mal nicht über den digitalen Weg in Kontakt kommen“, sagt Schultens. Etwa 30 Briefe sind inzwischen bei den Kulturkindern angekommen. Wenn der eigene versendet ist, heißt es: Gespannt warten, bis eine Antwort kommt!

Foto: Kulturkinder

Arona wartet auf Antwort

Genau das macht „Arona“ gerade. Diesen Künstlernamen hat sich die 8-jährige für ihren Steckbrief ausgedacht. Sie hat schon einen Brief erhalten und nun darauf geantwortet. „Ich schreibe generell gerne Briefe. Mit meiner Oma habe ich ein Briefe-Heft: Sie schreibt etwas hinein, schickt mir das Heft, dann antworte ich und sende es zurück. So geht das immer weiter. Weil sie im Allgäu wohnt, sehen wir uns nicht so oft“, erzählt sie. Und hofft, dass auch bald von ihrem anonymen Brieffreund eine Antwort kommt. „Auch, wenn bestimmt ein paar Rechtschreibfehler in meinem Brief sind“, lacht Arona.

Mehr Infos findest du unter
www.kulturkinder.net

Von Elisa Sobkowiak