Ein goldener Schatz

Ein goldener Schatz
Schrein der Heiligen Drei Könige. Foto: Max Grönert

Im Kölner Dom gibt es wertvolle Kreuze, tolle Fenster und wunderschöne Steinfiguren. Er aber ist der wertvollste Schatz von allen: der Schrein der Heiligen Drei Könige.

Foto: Max Grönert

In diesem besonderen Sarg werden die Gebeine, also die Knochen, der Heiligen Drei Könige aufbewahrt. Erinnerst du dich an die Weihnachtsgeschichte? Die Könige folgten dem Stern bis zur Krippe, um das neugeborene Jesuskind mit wertvollen Geschenken zu begrüßen. Am kommenden Montag feiern Christen den Tag der Heiligen Drei Könige. Wir haben uns von Leonie Becks erklären lassen, was an dem Schrein so besonders ist. Sie leitet die Schatzkammer des Kölner Doms.

Wie kamen die Gebeine nach Köln?

Ursprünglich wurden die Gebeine der Heiligen Drei Könige in der italienischen Stadt Mailand aufbewahrt. Im Jahr 1164 bekam der damalige Kölner Erzbischof Rainald von Dassel die Gebeine aber geschenkt und brachte sie nach Köln. Damals stand an der Stelle des Kölner Doms noch eine andere Kirche. Dort wurde der Schrein ausgestellt. Immer mehr Menschen aus ganz Europa kamen nach Köln, um zu beten. Das war wohl ein Grund, warum der Erzbischof und das Domkapitel damals beschlossen: Wir brauchen eine neue, prächtigere Kirche! Nach und nach wurde die alte Kirche abgerissen und der Kölner Dom gebaut.

Foto: Max Grönert

Wo steht der Schrein?

Weil der Schrein mit den Gebeinen der Heiligen Drei Königen so wichtig ist, sollte er auch an der wichtigsten Stelle der Kirche stehen – nämlich mittendrin. Dort steht heute der Volksaltar, an dem die großen Gottesdienste gefeiert werden. Weil es aber mehrere Jahrhunderte dauerte, bis der Kölner Dom fertig gebaut war, stand der Schrein an verschiedenen Plätzen in der Kirche. Heute findest du ihn im sogenannten Binnenchor: Geh‘ vom Haupteingang geradeaus bis zum Altar, und biege links in den runden Chorumgang ab. Dreh dich in der Mitte nach rechts und wirf einen Blick durch die Gitterstäbe – dort steht der Schrein.

Leonie Becks. Foto: Max Grönert

Wie ist der Schrein aufgebaut?

Die Knochen der Heiligen Drei Könige werden in einem kleineren Kasten aufbewahrt. Den durfte seit mehr als 150 Jahren niemand mehr öffnen. Dieser Kasten steht in einem großen Sarg aus Holz. „Experten haben das Holz untersucht und herausgefunden: Der älteste Baumstamm ist aus dem Jahr 1190. Ab dann wurde an dem Schrein gebaut“, sagt Leonie Becks.

Foto: Max Grönert

Den alten Holzsarg kannst du dir in der Domschatzkammer anschauen. Als der Schrein nach dem Zweiten Weltkrieg nämlich restauriert wurde, haben Tischler einen neuen Holzsarg gebaut. Außen am Holz sind wunderschön verzierte Beschläge mit Nägeln befestigt. Die Beschläge sind aus vergoldetem Silber oder reinem Gold und nur 0,2 Millimeter dünn. Aus diesem Plättchen haben Goldschmiede damals die Figuren herausgearbeitet, sie sind also innen hohl.

Was kann man auf dem Schrein sehen?

Alle Figuren auf dem Schrein erzählen eine Geschichte: An den beiden langen Seiten siehst du unten 12 Propheten und die Könige David und Salomon aus der Bibel. In der oberen Reihe sieht man zwei Engelwesen und die zwölf Apostel, also die engsten Freunde von Jesus Christus. Vorne und hinten sieht man wichtige Szenen aus dem Leben von Jesus. Zum Beispiel die Mutter Gottes mit ihm auf dem Arm oder seine Taufe. „Jede Figur hat ein anderes Gesicht und sieht aus als würde sie sich bewegen. Eine Meisterleistung!“, sagt Leonie Becks. Gefertigt hat den Schrein damals übrigens der berühmte Goldschmied Nikolaus von Verdun.

Foto: Max Grönert

Wie wird der Schrein geschützt?

Neben den vergoldeten, wunderschönen Figuren sind am Schrein etwa 2000 glitzernde, bunte Edelsteine und Perlen befestigt. Manche sind sogar in eine Form geschliffen, wie der kleine Fisch auf der Rückseite unten links. „Weil die Gebeine der Heiligen Drei Könige für die Menschen so wichtig waren, wollte man sie auch in einem kostbaren Schrein aufbewahren“, erklärt Leonie Becks. Und obwohl die Domschweizer (das sind die Männer und Frauen in den roten Gewändern) den Schrein immer gut beschützt haben, konnten Diebe im Mittelalter einen sehr wertvollen, großen Stein stehlen. Der befindet sich mittlerweile in einem Museum in Österreich. Heute steht der Schrein mit einer Alarmanlage gesichert hinter dickem Glas. Am besten beschützt er sich aber selbst: Er wiegt nämlich 515 Kilo. Die klaut niemand so leicht.

Von Angela Sommersberg

 

Info

Möchtest du noch mehr über den Kölner Dom und seine Geheimnisse erfahren? Unsere Autorin hat mit Dombaumeister Peter Füssenich und Robert Boecker ein Sachbuch für Kinder geschrieben: „Kölner Dom – Wie geht das?“