Weihnachtsgeschichte Teil 2: Ein fleißiger Wichtel

Laura, Tim und Rolle rasen über den Schillplatz. Ein bisschen zu schnell für den Weihnachtswicht Rollo. Illustration: Jahn
Laura, Tim und Rolle rasen über den Schillplatz. Ein bisschen zu schnell für den Weihnachtswicht Rollo. Illustration: Jahn

Der Kinder- und Jugendbuchautor Frank Maria Reifenberg hat für euch eine Weihnachtsgeschichte in vier Teilen geschrieben. Hier lest ihr Teil 2.

Tim und Laura trauen ihren Augen nicht: Vor ihnen steht ein Weihnachtswichtel, kaum halb so groß wie sie. Er trägt eine grüne Latzhose und hat einen struppigen fuchsroten Bart. „Du hast mich in den Finger gebissen“, schimpft Tim. „Du hast Rollo festgehalten“, gibt der Wichtel zurück. Da ertönt eine zornige Stimme aus dem Haus: „Verdammt und zugenäht!“ Tim und Laura schrecken zusammen.

Das ist Herr Skrutsch aus dem Erdgeschoss. Der knittrige alte Kerl reißt das Fenster auf. Wie immer trägt er über dem grauen Hemd und der grauen Hose einen grauen Bademantel. „Wer macht so einen Radau!?“, brüllt er. „Schnell weg!“, zischt Laura. „Komm schon!“, befiehlt Tim dem Wichtel. Tim packt ihn einfach bei der Hand, und sie rennen aus dem Garten hinaus auf die Straße bis zum Schillplatz.

Himmlische Mitarbeiter

Ein paar Männer bauen dort die Hütten für den Weihnachtsmarkt auf. Frau Löwe vom Büdchen gegenüber hängt Leuchtsterne ins Fenster. Erst hinter dem Stand mit den Weihnachtsbäumen stoppen die Kinder, und Tim lässt den Wichtel los. Der keucht und schnauft. „Rollo ist kein 100-Meter-Läufer, bist wohl verrückt, du Wunschzetteldieb? Und jetzt her mit den Wunschzetteln, sonst kriegt Rollo dollen Ärger.“ Dem Wichtel laufen die Tränen über die Wangen. Die Worte sprudeln hervor, so dass Tim und Laura kaum dem folgen können, was der Wichtel erzählt. „Du sammelst die Wunschzettel ein?“, fragt Tim ungläubig. „Wer denn sonst? Und Muntz hat das nächste Revier und Forzel das übernächste. Ohne uns wären der Weihnachtsmann und das Christkind aufgeschmissen.“

Das ist eine schwere Aufgabe, und Rollo ist nicht mehr der Jüngste, aber jetzt ist alles aus! Und wieder laufen die Tränen in Rollos roten Bart. Denn dieses Jahr sollte der Wichtel endlich befördert werden, in die warme Stube der Zentrale in Finnland oder noch besser: als erster Gehilfe des Weihnachtsmanns. Aber nur besonders verdienstvolle und zuverlässige Wichtel werden befördert. Auf keinen Fall einer, dem die Wunschzettel abhandenkommen.

Wer ist der Dieb?

„Vielleicht lässt ein anderer Wichtel die Zettel verschwinden?“, schlägt Tim vor. „Einer, der neidisch auf dich ist und selber in die Zentrale versetzt werden will?“ „Nein, wir Wichtel halten zusammen“, wehrt Rollo ab. „Oder es ist ein Mensch“, murmelt Laura. „Jemand, der sehr habgierig ist und alle Geschenke für sich haben will?“ „So gemeine Leute gibt es doch gar nicht“, sagt Rollo. „Oh doch“, meint Tim und erinnert sich daran, dass im Sommer Möhre aus der Klasse über ihm aus Neid heimlich Tims neues Fahrrad kaputt gemacht hat. Möhre ist alles zuzutrauen.

Von Frank Maria Reifenberg

Teil 1 der Geschichte

Weihnachtsgeschichte

Frank Maria Reifenberg im Interview

Interview

So stellt ihr euch Rollo vor

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