Ein Bahnhof als Sortiermaschine

Ein Bahnhof als Sortiermaschine
Über den Abdrückberg rollen alle Güterwagen auf dem Rangierbahnhof in neue Gleise. Foto: Stefanie Paul/dpa

Stell dir vor, du willst vom Kölner Hauptbahnhof bis zur Severinstraße fahren. Du musst aber noch einen Zwischenstopp am Appellhofplatz einlegen – um dort in eine andere Bahnlinie zu steigen. So ähnlich funktioniert das auch bei Güterzügen, die durch Europa rollen und etwa Holz oder Autos transportieren. Die Materialien sollen nicht alle an einen Ort. Und deshalb müssen einige Waggons sozusagen „umsteigen“. Das passiert an sogenannten Rangierbahnhöfen. Wir werfen mit dir einen Blick hinter die Kulissen.

Über den Abdrückberg rollen alle Güterwagen. Sie werden davor von einander getrennt und rollen dann in neue Gleise. So werden sie zu neuen Zügen zusammengesetzt. Foto: Stefanie Paul/dpa

32 Gleise, 400 Weichen

An diesem Bahnhof ist vieles größer als normal. Er ist einen Kilometer breit und fünf Kilometer lang. Er hat 32 Gleise und mehr als 400 Weichen. Wir sind auf einem Rangierbahnhof. Rangieren bedeutet: an eine bestimmte Stelle bringen und ordnen. „Wir sind im Prinzip eine riesige Sortiermaschine“, sagt Ralf Koch. Er arbeitet im Rangierbahnhof Köln-Gremberg – also gar nicht weit weg von hier. Das ist einer der größten Rangierbahnhöfe Deutschlands: etwa 90 Güterzüge werden hier täglich sortiert, neu zusammengestellt und dann wieder auf die Reise geschickt.

Auf dem Abdrückberg eines Rangierbahnhofs werden die Güterwagen sortiert und neu zusammengestellt. Foto: Stefanie Paul/dpa

Waggons rollen selbstständig

Die Güterzüge fahren von hier zum Beispiel in die Länder Polen, Frankreich, Italien oder Schweiz. Damit das funktioniert, gibt es den sogenannten Abdrückberg: Denn wenn die einzelnen Waggons von ihren Zügen getrennt und auf neue verteilt werden, können sie ja nicht mehr selbstständig fahren. Weil der Berg aber abschüssig ist, rollen die Waggons von alleine auf die jeweiligen Gleise.

Ralf Koch arbeitet auf dem Rangierbahnhof Köln-Gremberg. Foto: Stefanie Paul/dpa

Der Bergmeister

Ralf Koch ist auf dem Abdrückberg angekommen und geht in das Büro des sogenannten Bergmeisters. Der achtet darauf, dass die Güterwagen sortiert werden. Zum Beispiel sollen die Wagen in Richtung Frankreich auf Gleis fünf landen. Die Wagen Richtung Italien müssen auf Gleis zwölf.

Weichen an den Gleisen sorgen dafür, dass die Wagen auf verschiedenen Gleisen landen. Sie werden von einem Computer gesteuert. Der Bergmeister schaut aus dem Fenster. Unten am Abdrückberg steht schon der nächste Zug. Dessen Wagen wurden bereits abgehängt. Das bedeutet, die Kupplungen wurden getrennt, die Bremsen gelöst, die Ventile geschlossen. Nun stehen die Wagen nur lose hintereinander.

Der Bergmeister eines Rangierbahnhofs achtet darauf, dass alle Wagen auf das richtige Gleis fahren. Foto: Stefanie Paul/dpa

Überblick am Computer

Manchmal werden alle Wagen einzeln abgehängt, manchmal bleiben mehrere zusammen. „Das kommt immer darauf an, welches Ziel die Wagen haben“, erklärt Ralf Koch. Auf dem Computerbildschirm des Bergmeisters leuchtet eine blaue Linie auf. „Das bedeutet, die Weichen sind gestellt“, sagt Ralf Koch. Eine Lok schiebt die Güterwagen langsam den Hügel hinauf. Jetzt geht es richtig los!

Unterschiedliche Reisewege

Der erste Wagen passiert den Gipfel und nimmt Fahrt auf. Da er von den anderen Wagen losgekoppelt ist, saust er auf der anderen Seite von alleine den Berg hinunter. Dort landet er auf einem der Richtungsgleise.

Dann ist der nächste Wagen an der Reihe. Er landet auf einem anderen Gleis. Wenn alle Wagen auf dem richtigen Gleis stehen, werden sie wieder gekoppelt. Nun fehlen nur noch die Frachtpapiere, die beschreiben, was in den Wagen drin ist. Und dann kann die Reise für die Züge auch schon weitergehen. (dpa/ sob)