Arbeiten, wenn andere schlafen

Arbeiten, wenn andere schlafen


Es gibt Menschen, die arbeiten, wenn andere schlafen. Oder wenn andere Wochenende haben und einen Ausflug mit der Familie machen. In manchen Berufen wird rund um die Uhr gearbeitet. Verschiedene Mitarbeiter wechseln sich in Schichten ab. Deshalb spricht man auch von „Schichtarbeit“. Menschen in solchen Jobs sind manchmal auch an Feiertagen wie Silvester im Dienst. Wir stellen dir einige von ihnen vor.

Brigitta Kramer, Straßenbahn-Fahrerin. Foto: Matthias Pesch

Brigitta Kramer, Straßenbahn-Fahrerin

Das ist ihr Beruf
Brigitta Kramer arbeitet seit 1987 bei den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB). Erst als Fahrschein-Kontrolleurin und seit 1993 als Straßenbahn-Fahrerin. Die 53-Jährige arbeitet häufig spätabends und nachts, zum Beispiel von 22 Uhr bis 6 Uhr.

So läuft es Silvester
Sie war schon oft an Silvester im Einsatz. Der größte Unterschied zwischen der Arbeit an Silvester und einem normalen Tag: „Es sind Menschenmassen unterwegs.“ Ansonsten wünscht sie ihren Fahrgästen per Lautsprecher-Durchsage viel Spaß beim Feiern und einen guten Rutsch und nach Mitternacht ein frohes neues Jahr. „Da gibt es dann sogar manchmal Applaus von den Leuten.“ An ein Silvester-Erlebnis erinnert sich Brigitta Kramer gern: „Ich war mit der Linie 9 auf der Zülpicher Straße in Sülz unterwegs um kurz nach zwölf. Die Leute am Straßenrand prosteten mir zu und machten La-Ola-Wellen. Da habe ich mich sehr gefreut!“ Was sie am meisten nervt an ihrer Schicht an Silvester: „Wenn Leute Böller in die Bahn werfen. Das ist furchtbar!“ Das kann die Fahrgäste nicht nur wahnsinnig erschrecken, sondern auch schlimm verletzen.

Lefteris Kourounis, Notarzt. Foto: Kathy Stolzenbach

Lefteris Kourounis, Notarzt

Das ist sein Beruf
Lefteris Kourounis ist als Notarzt in Bergisch Gladbach im Einsatz. Er wird gerufen, wenn jemand zum Beispiel schwer verletzt ist, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hat oder nicht mehr atmet. Vielleicht ist dir schon mal aufgefallen, dass hinter einem Rettungswagen manchmal ein etwas kleiner Wagen mit Blaulicht und der Aufschrift „Notarzt“ fährt. In einem solchen Wagen fährt Lefteris Kourounis zum Beispiel zu Unfällen. Die Schicht des Notarztes dauert von einem Morgen bis zum nächsten Morgen. Nachts kann er sich im Krankenhaus hinlegen. „Manchmal schlafe ich drei oder vier Stunden, manchmal aber auch nur eine“, sagt der Grieche. Pro Nacht wird er durchschnittlich zu sechs bis zehn Einsätzen gerufen. Dann weckt ihn ein Alarm auf seinem „Pieper“. Der sieht so ähnlich aus wie ein Handy und informiert den Notarzt über den Patienten. Seine Aufgabe ist, den Patienten zu untersuchen und zu entscheiden, in welches Krankenhaus er gebracht wird. Auf dem Weg in die Klinik kümmert sich der Notarzt um den Verletzten.

So läuft es Silvester
An Silvester sind die Patienten sehr dankbar und froh, dass wir da sind.“ Besonders häufig kommen in der Nacht Verletzungen von Böllern oder Glasscherben vor. „Wenn ich um zwölf keinen Einsatz habe, treffe ich mich mit den Ärzten und Schwestern im Krankenhaus. Von dort aus können wir vielleicht sogar das Feuerwerk in Köln sehen.“

Melanie Rüßmann, Hebamme. Foto: Uwe Hoffmann

Melanie Rüßmann, Hebamme

Das ist ihr Beruf
Melanie Rüßmann ist seit 2002 Hebamme. Sie und ihre drei Kolleginnen haben eine Praxis und helfen und unterstützen Frauen vor, während und nach der Geburt. Eine der Hebammen hat immer Bereitschaft und ist Tag und Nacht per Telefon erreichbar. Denn ein Baby kann sich jederzeit auf den Weg machen. Ungefähr 600 Kinder hat die 39-Jährige bisher auf die Welt geholt. Feste Arbeitszeiten kennt die Hebamme nicht. Eine Geburt kann auch mal länger als 20 Stunden dauern. Aber das macht ihr nichts aus. „Es ist eine tolle Arbeit, bei der man etwas schafft. Das Schönste ist, wenn die Mutter am Ende ihr Kind im Arm hält. Da bekomme auch ich richtige Glücksgefühle.“

So läuft es Silvester
An Silvester hat Melanie Rüßmann Dienst. Ihr Handy hat sie immer bei sich. „Geplant ist Silvester erst einmal so: Wir machen bei uns zu Hause Raclette, spielen etwas und um zwölf machen wir mit unseren drei Kindern draußen ein bisschen Feuerwerk“, sagt sie. Es kann aber auch anders kommen: Dass die Hebamme mit einer Schwangeren ins Krankenhaus muss. „Dann feiern mein Mann und die Kinder allein.“ Sie und ihre Familie sind dieses „auf Abruf sein“ gewöhnt. Dass Silvester genau um Mitternacht ein Kind geboren wird, hält Melanie Rüßmann für relativ unwahrscheinlich. „Aber für die Eltern ist es natürlich etwas Besonderes, wenn ihr Kind das erste ist, das im neuen Jahr zur Welt gekommen ist.“

Julian Stolzenbach, Pädagoge. Foto: Kathy Stolzenbach

Julian Stolzenbach, Pädagoge

Das ist sein Beruf
Julian Stolzenbach arbeitet im „Heilpädagogischen Kinderdorf“ in Kürten-Biesfeld. Dort kümmert sich der Pädagoge um Kinder, die im Kinderdorf leben. Sie werden in verschiedenen Dingen wie Schule oder Alltag unterstützt und gefördert. In seiner Gruppe wohnen sechs Kinder im Alter von acht bis 13 Jahren. Allerdings verbringen manche von ihnen Feiertage wie Weihnachten oder Silvester bei ihren Familien.

So läuft es Silvester
In diesem Jahr feiert Julian Stolzenbach mit zwei Kindern Silvester. Seine Schicht beginnt morgens und dauert bis zum nächsten Morgen. Nachts kann er in einem Dienstzimmer schlafen. Am Silvestertag wird der 34-Jährige mit den Kindern schwimmen oder Eislaufen gehen. Abends kochen sie dann zusammen. Die Kinder dürfen sich das Essen wünschen. „In diesem Jahr gibt es Tortellini mit Tomatensoße und viel Käse überbacken und als Nachtisch Quark mit Beeren“, sagt Julian Stolzenbach. Abends machen sie den Kamin an, schauen zusammen einen Film, spielen etwas. Kurz vor Mitternacht gehen sie auf einen Berg am Waldrand. „Von da aus gucken wir das Feuerwerk von Bergisch Gladbach und Köln an und zünden ein paar Knaller.“ Silvester zu arbeiten gehört für Julian Stolzenbach dazu: „Die Kinder leben immer hier. Es macht Spaß, auch mal einen feierlichen Tag mit ihnen zu verbringen und diesen möglichst schön zu gestalten.“

Von Kathy Stolzenbach