Heinzelmännchen in Orange

Ganz gleich, ob du kürzlich Karneval gefeiert hast oder nicht – eine Sache kannst du auf den Straßen von Köln nicht übersehen haben: Den Müll.
Vor allem auf den bekannten Karnevalsmeilen wie Zülpicher Platz oder Heumarkt stapeln sich Essensreste, Luftschlangen, Kostümteile und Trinkbecher. Vielleicht hast du dich dann auch gewundert, dass all diese Karnevalsreste schon früh am nächsten Morgen wieder spurlos verschwunden sind. Klingt nach den Kölner Heinzelmännchen, oder? Dahinter stecken aber in Wahrheit die Mitarbeiter Abfallwirtschaftsbetriebe Köln (AWB). Wir haben sie begleitet. Und – ohne zu viel zu verraten – ein paar Ähnlichkeiten mit den fleißigen Helfern aus der Kölner Legende festgestellt.
Einteilung der Gruppen
Es ist 19 Uhr. In der AWB-Zentrale in Bayenthal trommelt Thomas Rotsch seine Leute zusammen. Er ist der Gruppenleiter und sonst vor allem für die Kölner-Antispray-Aktionen zuständig. Und eben für alles, was an Sonderaufgaben so in der Stadt anfällt – wie auch der Karneval. Erster Einsatzort seiner Gruppe am heutigen Abend: Der Heumarkt. Im Laufe des Nachmittags haben die anderen AWB-Kollegen hier schon große Müllhaufen zusammengefegt. Mit einem großen Kolonnenwagen kommt jetzt Verstärkung, während noch einige Getränkewagen vom Platz fahren. „Das muss hier im fliegenden Wechsel gehen. Wenn die Veranstalter nicht abrücken, haben wir keinen Platz für unsere Fahrzeuge – und alles verschiebt sich nach hinten.“
Riesiger Müllsauger
Dann beginnen die Straßenreiniger, große Rohre über die Müllhaufen zu halten. Und zack – werden Plastikbecher und sogar ganze Bierfässer über das Rohr nach oben in den Müllwagen gezogen, wie bei einem riesigen Staubsauger. Doch plötzlich stockt es. Ein Ölfass von einem der Imbisswagen hat das Rohr verstopft! Kurzerhand muss ein Mitarbeiter auf das Dach des Lkw klettern und das Rohr wieder freimachen. In der Zeit verschafft sich Thomas Rotsch schon mal einen Überblick über den Rest der Stadt und fährt die Straßen ab. Über sein Funkgerät bleibt er mit seinen Kollegen im Kontakt – und kann sie so zum nächsten Einsatzort schicken.
Kehrmaschinen mit Stahlbesen
Seit 35 Jahren arbeitet Thomas bei den AWB – überraschen tut ihn daher nicht mehr viel. Auch nicht, wenn er die Polizei als Unterstützung zur Sicherheit seiner Mitarbeiter anfordern muss. Und auch nicht, wenn Karnevalfeiernde ihre Schuhe unter die Kehrmaschinen halten, damit sie sauber gemacht werden. „Das ist ziemlich gefährlich. Viele wissen nicht, dass da Stahlbesen dran sind, die viel zu viel Kraft haben, um einen einzelnen Schuh sauber zu machen“, sagt der Gruppenleiter. Auch an diesem Abend wird er ein paar Mal von Feiernden angesprochen. „Wo ist denn das Sanitär-Zelt?“, will einer wissen. „Haben Sie die Nummer von einem Taxi?“, fragt eine andere. Die orangenen Westen sind diesem Abend also nicht nur für die Aufräumarbeiten zuständig.
Reiniger haben echte Fans
Karneval feiern macht Spaß. Aber Thomas Rotsch und seine Kollegen kriegen meist nur die weniger schönen Seiten des Festes zu sehen. „Ich selbst habe seit zwölf Jahren nicht mehr Karneval gefeiert“, sagt Thomas lachend. Auch, wenn „Dreck“ immer irgendwie negativ ist: Positive Seiten hat der Job auch. Die Wertschätzung der Leute zum Beispiel. Oder die Touristen aus den Niederlanden an Karneval, die Thomas teilweise schon persönlich kennt: „Sie warten extra auf uns, um uns zu filmen – bestimmt auch, weil unsere Westen so schön orange sind, wie die Farbe des niederländischen Königshauses“, sagt er lachend, „das ist schon rührend.“
Von Elisa Sobkowiak