Schlaumeierwissen über Märchen

Märchen haben sich Menschen oft über Jahrhunderte erzählt. Sie wurden lange nicht aufgeschrieben. vor etwa 350 Jahren wurden sie zum ersten Mal aufgeschrieben. (Foto: ⓒ Copyright by Brüder Grimm-Gesellschaft Bildarchiv www.grimms.de)
Märchen haben sich Menschen oft über Jahrhunderte erzählt. Vor etwa 350 Jahren wurden sie zum ersten Mal aufgeschrieben. (Foto: ⓒ Copyright by Brüder Grimm-Gesellschaft Bildarchiv www.grimms.de)

Prinzessinnen. Schlösser. Hexen. Zwerge. Frösche. Nein, es geht nicht um einen neuen Hollywood-Film. Sondern um Märchen. Um diese alten Geschichten, die sich Menschen sehr lange erzählt haben. Und vielleicht haben auch deine Eltern dir schon von Schneewittchen, Aschenputtel oder dem Froschkönig vorgelesen? Wir erklären dir, was ein Märchen überhaupt ist – und wie es entstanden ist. Das machen wir zusammen mit Jutta Echterhoff. Sie hat ein Buch über Kölner Märchen geschrieben.

Was ist ein Märchen?

Damit eine Geschichte zu einem Märchen wird, muss sie bestimmte Dinge erfüllen. Sie ist zum Beispiel eher kurz. „Außerdem spielt ein Märchen in einer Traumwelt, in der etwas Wunderbares passiert“, sagt Jutta Echterhoff. Denk nur mal an Dornröschen: Die Prinzessin wird nach hundert Jahren Schlaf von einem Prinzen wachgeküsst. Den langen Schlaf verdankte sie einer bösen Fee. In einem Märchen gibt es nämlich Fantasiewesen, wie Riesen, Zwerge, Elfen und Zauberer. Die Welt ist aufgeteilt in die Guten und die Bösen. „Ein Märchen ist gleich aufgebaut“, erklärt Jutta Echterhoff. „Am Anfang leiden die guten Figuren, dann müssen sie ein Abenteuer bestehen und am Schluss gewinnen sie meistens.“ Du erfährst übrigens fast nie, wo genau ein Märchen spielt – es ist nämlich oft nur von „einem Schloss“ die Rede. Und du kennst bestimmt den Anfang vieler Märchen: „Es war einmal…“. Du weißt also auch nicht, in welcher Zeit es spielt.

Wie sind Märchen entstanden?

Oft haben die Menschen sich Märchen über Jahrhunderte erzählt und nicht aufgeschrieben. Wann das genau angefangen hat, weiß man nicht. Durch das Erzählen haben sie sich auch immer ein bisschen verändert – das kennst du vielleicht von „Stille Post“. Vor etwa 350 Jahren begann ein Mann namens Johannes Prätorius die Märchen zu sammeln und aufzuschreiben. Richtig bekannt wurde aber erst die Märchen-Sammlung von den Brüdern Jakob und Wilhelm Grimm. Ab dem Jahr 1812 veröffentlichten sie ihre „Kinder- und Hausmärchen“. „Erst damals wurden Märchen zu Geschichten für Kinder“, erzählt Jutta Echterhoff. „Vorher hatten sich vor allem Erwachsene die Märchen erzählt.“ Die Grimm-Märchen, die so lange weitererzählt und entwickelt wurden, heißen Volksmärchen. Eine andere Art von Märchen sind die Kunstmärchen: Die hat sich ein Schriftsteller neu ausgedacht. Viele Märchen von Hans Christian Andersen wie „Das hässliche Entlein“ gehören zum Beispiel dazu.

Warum haben die Menschen sich Märchen erzählt?

Märchen haben sich Menschen überall auf der Welt erzählt. Sehr bekannt ist zum Beispiel „Tausendundeine Nacht“, das schon vor mehr als tausend Jahren entstanden ist, vermutlich in der Nähe vom Iran oder in Indien. Auch in Afrika und in Südamerika gab es Märchen. „Die Leute wollten sich damit unverständliche Dinge in der Welt erklären“, sagt Jutta Echterhoff. Außerdem sollten die Geschichten den Zuhörern zeigen, was Gut und was Böse ist – und dass es besser ist, sich gut zu benehmen. Schließlich wird das Böse im Märchen fast immer bestraft. Denk nur mal an Aschenputtels böse Stiefmutter und die Schwestern.

Was sind die Kölner Märchen?

Es gibt auch viele Kölner Geschichten, die so ähnlich sind wie Märchen. Einige davon haben Jutta Echterhoff und ihre Kollegin Susanne Viegener gesammelt und speziell für Kinder aufgeschrieben. „Wir haben in Archiven und Bibliotheken gesucht – und Geschichten gefunden, die sich im Kern immer wiederholen, aber mit der Zeit auch verändert worden sind“, erzählt Jutta Echterhoff. Und genau wie bei anderen Märchen auch, geht es hier um Prinzessinnen (zum Beispiel um Ursula, die Beschützerin von Köln), um die Rheinpiraten aus Porz oder um Zwerge. Die bekannteste Geschichte ist wohl die der Heinzelmännchen: Diese Zwerge helfen den Kölnern in der Nacht, ihre Arbeit zu machen – sie backen, nähen, sägen. Doch eine Frau ist so neugierig, dass sie nachts Erbsen streut und die Heinzelmännchen sieht – und vertreibt. Auch diese Geschichte vermittelt eine Botschaft: Nicht zu neugierig sein und dankbar, für das, was man bekommt.

Das Buch

Hier findest du die Kölner Märchen: Jutta Echterhoff und Susanne Viegener „Das Kölner Märchenbuch“, 14,95 Euro

Hier findest du nacherzählte Märchen

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